Kunst-Projekt Riesige Affen und verliebte Pandabären turnen durch Düsseldorf
Düsseldorf · „Stadtecken“ zeigt bekannte und auch gewöhnliche Ansichten von Düsseldorf, die mit Fotomontagen entfremdet werden. Das scheint den Düsseldorfern zu gefallen.
Eine Giraffe steigt an einer Haltestelle aus der U75, während zwei Bären und ein Gorilla in der Bahn sitzen bleiben. Dann schwebt ein Ufo über dem Medienhafen und „beamt“ die Flossis zu sich hoch. Aber bald sind sie zurück, denn dann entspannen sie sich neben den Schafen auf der Oberkasseler Rheinwiese. Und ein Pandabär mit Herzchen-Luftballons an der Tatze sitzt lässig auf den Metallsitzen an der Heinrich-Heine-Allee und wartet auf seine Bahn – und womöglich auf sein Date. All das ist natürlich nie wirklich passiert – aber es gibt Fotos davon.
Fotomontagen, um genau zu sein. Und das ist die Idee hinter dem Unternehmen „Stadtecken“: Bekannte und auch weniger bekannte Plätze in einer Stadt werden mit surrealen Szenen entfremdet. Davon gibt es dann Postkarten, kleinere Aufsteller, Leinwände, Kalender und vieles mehr zu kaufen.
Viele Orte erkennt man nur als Düsseldorfer
Einer der drei Köpfe hinter dem Konzept ist Christian Jakobs. Er ist auch der Inhaber des Familien-Concept-Stores „Qnootsch“ in Oberkassel, wo die Produkte unter anderem verkauft werden. „Es ist immer lustig, zu sehen, was passiert, wenn Passanten draußen vorm Laden an unseren Postkarten vorbeigehen: Sie schauen, der Blick bleibt hängen, dann bleiben sie stehen und drehen um“, sagt er.
Es sind vor allem Orte, die man nur als Düsseldorfer zuordnen kann. Die Rheinpromenade kennen viele, aber dieses rötliche Straßenpflaster gibt es eben nur vorm Landtag. Und dass die Skulptur „Die Auseinandersetzung“ von Karl-Henning Seemann normalerweise auf der Mittelstraße und nicht im Medienhafen steht, können auch nur Ortskundige wissen. Aber „Stadtecken“ lässt auch mal Elefanten über die Rheinkniebrücke fliegen. Auf einem weiteren Bild sitzen zwei Teddybären Arm in Arm auf der Treppe von der Brücke zu den Rheinwiesen und blicken auf einen in Herzform fliegenden Schwarm Vögel.
Die Fotografien und Montagen macht Jakobs Geschäftspartner Bartosz Kistela, seine Frau Martha kümmert sich um die Organisation und Logistik. Christian Jakobs ist für den Vertrieb zuständig. Produziert wird das meiste bei einer Druckerei in Remscheid, die auf Nachhaltigkeit achtet. Dort kann auch innerhalb von drei Tagen auf Bestellung nachproduziert werden. Die Produkte gibt es im eigenen Online-Shop und bei verschiedenen Einzelhändlern. Und während des Weihnachtsmarktes auch an einem Stand vor dem Breuninger.
Als die drei sich im September 2018 kennengelernt haben, gab es „Stadtecken“ schon. Die Produkte wurden damals von den Kistelas lediglich auf Designmärkten verkauft. Kurz zuvor hatte Christian Jakobs zusammen mit seiner Frau sein Geschäft in Oberkassel eröffnet und wusste gleich, dass er die Bilder in seinem Geschäft verkaufen wollte. Im März 2019 folgte dann ein weiterer Schritt: Er stieg bei dem Ehepaar mit ein.
Die Ideen für Motive kommen oft im Alltag, sagt Jakobs. Das Foto ist schnell gemacht, die Auflösung und der Winkel müssen nur stimmen. Manchmal komme dann erst am PC die Idee, was mit diesem Platz in Düsseldorf nun geschehen soll. Die Montagen dauern dann unterschiedlich lange. Für das Bild mit dem riesigen Gorilla, der sich am Fernsehturm festklammert, habe Bartosz Kistela sechs Bilder übereinander legen müssen. Und so dauert eine Bildbearbeitung auch schon mal einen ganzen Tag.
Verrückte Stadtansichten gibt es aber nicht nur von Düsseldorf, das Trio arbeitet auch mit Bildern aus Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und Köln, demnächst folgen Amsterdam und andere europäische Großstädte. Nächstes Jahr sollen noch mehr Städte in Deutschland dazu kommen. Kleinere Städte wie Limburg, Heppenheim oder Langen sind schon dabei, weil dort größere Kunden eine ganze Serie bestellt haben.
Düsseldorfer identifizieren sich viel mit bestimmten Orten
„Düsseldorf ist eine besonders dankbare Stadt für unsere Produkte, weil die Menschen hier sehr heimatverbunden sind. Sie freuen sich, wenn ein Ort, den sie kennen, und das muss ja keine Sehenswürdigkeit sein, wenn so ein Ort von uns etwas anders in Szene gesetzt wird“, erklärt Jakobs. Das sei in Berlin beispielsweise ganz anders. Dort gebe es viel mehr Zuzug und weniger Identifikation mit bestimmten Orten.
Über die sozialen Netzwerke gebe es regelmäßig Nachfragen, wann denn neue Motive oder neue Städte dazu kommen. „Wir tun, was wir können“, sagt Jakobs. Tatsächlich lasse sich mit der Idee auch Geld verdienen, vor allem jetzt, wo immer mehr Einzelhändler „Stadtecken“ mit ins Programm aufnehmen und auch der Online-Shop trage sich selbst. Trotzdem verstünden die drei Inhaber „Stadtecken“ vor allem als Kunstprojekt, für das sie hoffentlich noch viele Städte bereisen können. Und: Passend zur Jahreszeit wird es bald auch weihnachtliche Motive aus Düsseldorf geben.