Sterne als Hypothek
Warum gibt ein edles Restaurant wie Monkey’s West nach nur einem Jahr den leidenschaftlich erkämpften Stern zurück? Die Antwort: Das Angebot war nicht attraktiv genug. Dagegen laufen die zwei Geschwister Monkey’s East & West bestens.
Das soll ab September im optisch beeindruckenden West auch wieder wahr werden, es wird Event-Location.
Viele Menschen waren ja noch nie in einem Sterne-Restaurant. Man denkt, das sei viel zu teuer. Stimmt: Verglichen mit Pizza, Pasta und Schnitzel sind die Preise astronomisch. Die meisten denken auch, da gehe es vornehm und steif zu. Stimmt auch meistens. Nur wenige schätzen das Gourmetvergnügen so sehr, dass sie auch bereit sind, den großen Aufwand zu bezahlen. In Deutschland eher selten und nur zum ganz besonderen Anlass, privat oder geschäftlich.
Um sich einen oder mehrere Sterne zu erarbeiten, muss der Gastronom höchste Anforderungen der Michelin-Tester erfüllen — die besten Edelprodukte von Fisch, Fleisch oder Wein werden erwartet. Plus eine große Küchenmannschaft, geschulter Service nebst edler Tischkultur. Bezahlen tut es der Gast, wenn nicht, klafft ein Loch in der Kasse — wie jetzt im Fall des Monkey’s West.
Sterne zurückzugeben, ist aber nicht so neu. Manchmal stimmt die Kasse nicht, manchmal hat der Besitzer einfach die Schnauze voll von dem Gourmet-Theater, wie zum Beispiel Peter Nöthel letztes Jahr mit seinem Hummerstübchen in Lörick. Nach mehr als 15 Jahren hat er gleich zwei Sterne zurückgegeben. Offiziell will er heute seine Gäste lieber jede Woche bekochen, statt nur einmal in sechs Monaten. Der Laden lief eigentlich immer gut, aber jetzt brummt er richtig. Die Gäste haben ordentlich Spaß.
Glückliche Sterne-Besitzer, die ihre Meriten niemals zurückgeben würden, sind etwa der Kreativ-Japaner Nagaya in der Klosterstrasse. In Europa eine absolute Rarität. Japanküche von einem anderen Stern. Oder der ewige Klassiker, das Schiffchen in Kaiserswerth, mit zwei Sternen. Der bescheidene Franzose Jean Claude Bourgueil kann gar nicht anders, er kann nur Sterne. Und das seit mehr als 20 Jahren mit einer riesigen Verehrerschaft.
Künftig werden die Gourmet-Restaurants es aber noch schwerer haben, denn unterhalb des Sterns gibt es immer mehr attraktive Angebote. Die Küche ist natürlich nicht auf Gourmet-Niveau, aber trotzdem sehr raffiniert, dazu mit lockerer Atmosphäre und bezahlbar, wenn man will, auch jede Woche. Eine passende Bezeichnung dafür ist die Wort-Kreation Sexy Food. Sterne unterhalb der Michelin-Ebenefindet man u.a. im Bug, Hashi, Parlin und Em brass.