Prozess um rauchenden Mieter: „Wir können uns nicht alles gefallen lassen“
Rauchender Rentner gibt sich streitlustig und erzielte am Mittwoch keine Einigung mit seiner Vermieterin.
Düsseldorf. Friedhelm Adolfs (75) stemmt die Fäuste in die Seiten und lächelt verschmitzt, als im Saal E.127 des Düsseldorfer Justizzentrums ein Blitzlichtgewitter einsetzt.
Der schmächtige Rentner mit dem Vollbart, der sich an der Oberlippe gelb verfärbt hat, ist zu einer Symbolfigur vieler Raucher geworden, die sich in die Enge getrieben fühlen. Sie bekunden ihre Solidarität mit Adolfs. Seine Sympathisanten erkennt man auch am Raucherhusten.
„Ich bin kein Robin Hood, und ich habe auch keinen Pfeil und Bogen. Aber ich bin stellvertretend für die Raucher hier“, sagt der 75-Jährige vor dem Prozess. „Wir können uns nicht alles gefallen lassen.“
Die Verhandlung dauert nur wenige Minuten. Beide Seiten schließen eine gütliche Einigung aus. Amtsrichter Tobias Rundel hat keine weiteren Fragen und lässt sich nicht in die Karten gucken. Er bestimmt den Verkündungstermin auf kommende Woche. Der Fall hat Aufsehen erregt, als Rundel dem Rentner die Prozesskostenhilfe versagte — mangels Aussicht auf Erfolg. Das Landgericht hat die Entscheidung zwar aufgehoben.
Die Vermieterin hat eine Professorin als Anwältin aufgeboten: Weil er die Fenster nicht öffne und über die Wohnungstür in den Flur entlüfte, sei der Gestank den übrigen Mietern nicht zuzumuten, erklärt Anwältin Carmen Griesel.
Eineinhalb Jahre lang habe der Mieter alle Beschwerden und Abmahnungen ignoriert. „Er hatte genügend Gelegenheiten. Seine Seite hat die Geruchsbelästigungen auch gar nicht bestritten.“
„Das ist Hohn!“, sagt Adolfs. „Angeblich stinkt es.“ Aber außer einem Mieter im fünften Stock habe sich niemand beschwert. Sein Fenster sei ständig gekippt, für seine undichte Wohnungstür könne er nichts, soll die Hauseigentümerin sie doch austauschen. „Was soll ich denn noch machen?“
Der Ex-Hausmeister des Gebäudes vermutet einen ganz anderen Hintergrund der Kündigung seiner ehemaligen Dienstwohnung: Seine Miete sei ja sehr günstig. Bei einer Umwandlung in Büroraum könnte wohl deutlich mehr herausspringen. Die Vermieterin hat solche Absichten empört zurückgewiesen.
Der Rentner gibt sich derweil streitlustig: „Wir machen weiter. Aufgegeben wird nicht.“ Kaum aus dem Gerichtsgebäude glüht eine Zigarette auf und Adolfs nimmt einen tiefen Zug.