Terrorfahnder schlagen an der Witzelstraße zu
Terroristen sollen Anschläge in Deutschland geplant haben. Um 6.30 Uhr griff eine Spezialeinheit zu.
Düsseldorf. Als am Freitagnachmittag das Gewitter über der Witzelstraße in Bilk aufzieht, ist der große Sturm schon vorbei. Gegen 6.30 Uhr hat ein Spezialeinsatzkommando des Bundeskriminalamtes Abdeladim S. in seiner Wohnung im ersten Stock der Hausnummer 24 festgenommen.
S. steht im Verdacht, im Namen der Terrororganisation Al Kaida Sprengstoffanschläge in Deutschland geplant zu haben. Zwei mutmaßliche Komplizen — einer ebenfalls in Düsseldorf, der andere in Bochum wohnhaft — wurden ebenfalls verhaftet.
Am Mittag stehen rund um die Adresse an der Witzelstraße Kamerateams und Übertragungswagen. In der Wohnung ist die Spurensicherung des BKA bei der Arbeit. Ab und an zeigt sich ein Polizist auf dem Balkon im Hinterhof, eine weitere Beamtin passt im Hausflur auf, dass kein Unbefugter Zutritt erhält.
Abdeladim S., ein deutscher Staatsbürger marokkanischer Herkunft, lebt schon länger in Bilk. Das bestätigt sein Nachbar Mohammed Bourougaa: „Als ich vor sechs Jahren hier her zog, war er schon da.“ Bourougaa beschreibt den mutmaßlichen Terroristen als freundlich-zurückhaltenden Menschen. „Er hat immer gegrüßt.“
Patrizia Niemand, die im Nebenhaus wohnt, sieht das anders: „Vor allem im Sommer kam aus seiner Wohnung laute Musik. Und er hatte mit keinem hier etwas zu tun.“ Niemand war von dem Einsatz wach geworden: „Ich habe einen Rumms gehört und aus dem Fenster gesehen, da war alles voll Polizei.“
Dass der Verdächtige schon seit Monaten beobachtet wurde, ist Georg Königs aufgefallen, der nebenan eine Kfz-Werkstatt betreibt: „Ich habe öfter ein hier fremdes Auto bemerkt, in dem zwei Männer saßen und auf die Wohnung schauten.“ Der Experte ist sich sicher. „Ich kenne in der Straße alle Autos, als Kfz-Mann hat man ein Auge dafür.“
Nach Medienberichten sollen die Ermittlungen gegen die drei mutmaßlichen Al-Kaida-Kämpfer im Zusammenhang mit den Terrorwarnungen im vergangenen Herbst stehen. Demnach hätten auch alle Festgenommenen Kontakt zur Al-Kaida-Führungsebene gehabt. Einer soll in einem Terrorcamp ausgebildet worden sein. Die Bundesanwaltschaft wollte am Freitag keine näheren Auskünfte geben und verwies auf eine Pressekonferenz am Samstagvormittag.
Um 16.45 Uhr geht die Tür zum Haus an der Witzelstraße auf und Beamten schleppen koffer-, kisten- und säckeweise Beweismaterial aus der Wohnung. Sie laden alles in zwei VW-Busse mit Wiesbadener Kennzeichen und getönten Scheiben sowie in einen Mercedes aus Bonn. Dann rauschen die Ermittler kommentarlos davon.
Sehr zum Ärger eines jungen Mannes, der seit einiger Zeit aufgeregt telefonierend um den Tatort herum läuft. Wie sich herausstellt, ist es der Bruder des Festgenommenen. Er sagt zu dem Terror-Verdacht: „Der hat da nichts mit zu tun.“