Theater an der Luegallee: Ein Lockvogel mit Hund
Birgitta Vollmar ist begeistert von ihren Rollen. Zugleich weiß sie, wie sie über die Runden kommt.
Düsseldorf. Das Theater an der Luegallee ist ein kleines Wunder. Was diese Bühne mit ihren 75 Plätzen dem Publikum an genau inszenierten Stücken bietet, ist erstaunlich. In diesen Tagen können die Zuschauer dies selbst prüfen, bei der Wiederaufnahme von „Lockvogel küsst Tontaube“. Wir trafen uns mit dem „Lockvogel“ Birgitta Vollmar, die im Stück als Journalistin Ricarda ihr Glück versucht.
Ein paar Bemerkungen vorab: Wer im Theater an der Luegallee spielt, muss besessen sein, denn Reichtümer kann er weder auf der Bühne noch hinter der Bühne erwirtschaften. Das merkt der Besucher, sobald er über den abgetretenen Läufer ins Souterrain an der Burggrafenstraße kommt. Im Zweifelsfall bedient Hausherr Joachim Meurer, textet die Ehefrau Ingrid Wanske und agieren auf der Bühne Menschen, die sich ihr Geld zugleich andernorts verdienen müssen. Wer in diesem Theaterbetrieb auftritt, ist ein Idealist.
Birgitta Vollmar gehört zu dieser Spezies. Seit 2004 tritt sie in Oberkassel auf und behauptet: „Es macht so viel Laune, so viel Spaß, immer wieder in andere Rollen zu schlüpfen. Ich spiele seit meinem achten Lebensjahr, habe mit Kinderrollen angefangen, im Kinderchor gesungen, mit Schauspielern zusammengearbeitet. Das war immer mein Leben.“
Sie belässt es nicht beim Schwärmen, sondern sie denkt zugleich praktisch. Sie hat einen Doppelberuf. Nach ihrem Diplom als Sportlehrerin an der Sporthochschule Köln studierte sie auf Lehramt für die Primarstufe. Anfangs unterrichtete sie in Teilzeit, um für das Theater jederzeit bereit zu sein. Inzwischen hat sie einen festen Vertrag als angestellte Lehrerin in Ratingen West und gibt Sport, Englisch und Mathematik. Gleichzeitig betreut sie eine Theater AG, um ihre Liebe für die Bühne auf den Nachwuchs zu übertragen.
Nachmittags sieht man sie auf den Oberkasseler Rheinwiesen joggen. In Begleitung eines grauhaarigen Hundes. „Ein Mischling von zwei Mischlingen“, wie sie es nennt. Aber warum ein Hund, wenn man kaum Zeit für das Tier hat? Birgitta Vollmar widerspricht: „Das ist ein künstlerischer Hund. Er ist von klein auf im Theater dabei. Er weiß genau, dass er die Bühne nicht betreten darf. In der Pause aber spitzt er die Ohren. Dann freut er sich, dass er gekuschelt wird.“
Sie wie ihre Kollegen im Dreipersonenstück lieben das Komödiantische. Sie als Journalistin flunkert sich durch die Beziehung, die sie scheinbar im Internet gefunden hat. Felix von Frantzius ist die Tontaube, die sich doch lieber nicht abschießen lässt. Er ist ausgebildeter Schauspieler, der am Flughafen beschäftigt ist. Dritter im Stück als Kellner ist Dirk Volpert. Er lebt voll und ganz vom Theater, ist Schauspieler, Regisseur und zugleich komödiantischer Stadtführer.
Sieben Produktionen kommen im Jahr heraus. Zählt man die Wiederholungen hinzu, sind es 250 Vorstellungen. Eine stolze Leistung. Eine kleine Unterstützung gibt es durch das Kulturamt. Theatergemeinde und Volksbühne bieten Karten an. Ansonsten kommen die Besucher aus der Nachbarschaft, wie es sich für ein Pantoffeltheater gehört, das nun schon seit über 35 Jahren überlebt. Ein kleines Wunder.
80 Prozent der Schauspieler sind länger als fünf Jahre dabei. Das lässt auf ein gutes Klima schließen. „Wir mögen uns alle“, sagt Theaterchef Joachim Meurer. Die Honorare hängen von den Einnahmen ab. „Das ist immer spannend. Deshalb habe ich die Schule als Standbein“, so Birgitta Vollmar.
Kontakt: Theater, Luegallee 4, Telefonnummer 26 10 39 71..