Tod eines Familienvaters: Frau verklagt Chefarzt
Witwe klagt gegen Mediziner und Krankenhaus, in dem der Vater nach umstrittener Diagnose und Operation verstarb.
Düsseldorf. „Ich dachte, sie werden ihn doch nicht einfach so liegen lassen und nichts tun“, sagt Verena Hoppe. Der Schmerz, den sie bei Schilderung des Todes ihres Vaters empfindet, steht ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. „Der Verlust des Vaters ist schlimm. Ihn aber auch noch auf eine solche Art und Weise zu verlieren, zerreißt einem das Herz“, sagt die 32-Jährige.
Vier Jahre ist der Vater tot. Da sie die Umstände des Verlustes nicht auf sich beruhen lassen kann, hat die Familie eine Schadensersatzklage in Höhe von 188 000 Euro gegen die Sana-Klink in Gerresheim und den behandelnden Chefarzt eingereicht.
Was ist passiert? Der Familienvater ließ sich nach Aussagen der Tochter regelmäßig untersuchen. „Er war topfit, hatte aber schon immer einen leicht nervösen Magen“, sagt die 32-Jährige. Als sein Hausarzt bei einer Magenspiegelung ein Magenkarzinom entdeckt zu haben glaubte, schickte er den Patienten zur Abklärung in die Klinik.
Der dortige Chefarzt war nach einer Gewebeuntersuchung der Auffassung, das Karzinom sei bösartig und dem Patienten könne nur durch eine vollständige Magenentfernung geholfen werden. Die Familie entschied sich für die OP. „Natürlich waren wir geschockt. Kurz zuvor waren wir noch gemeinsam im Skiurlaub“, erinnert sich die Kommukationswirtin. Nach der OP, die an einem Montag im April 2007 stattfand, beruhigt der Chefarzt die Familie, sagte, es sei alles normal verlaufen. „Er erklärte uns, das größte Problem sei die Dichtheit der Nähte zwischen der Speiseröhre und dem Ersatzmagen.“ Wenn die Nähte nicht dicht seien, müsse eine Not-OP durchgeführt werden.
Zwei Tage später soll sich der Zustand des 66-jährigen Kaufmanns rapide verschlechtert haben. „Mein Vater klagte über unerträgliche Schmerzen in der Schulter, bekam Fieber und klagte über Luftnot. Wir haben immer wieder nach dem Arzt gefragt, doch er war nicht da.“ Die anderen Ärzte sagten laut Verena Hoppe, dass es sich nur um muskuläre Verspannungen handele. Am darauffolgenden Montag habe sich der Chefarzt ein Bild gemacht. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Nähte undicht waren. „Er wurde endlich operiert.“
Doch da sei es schon zu spät gewesen. Der Vater verstarb an einer Sepsis. Am Sterbebett will die jüngste Tochter gehört haben, wie ein Arzt sagte: „Da ist uns ein Fehler unterlaufen.“ Die Obduktion soll nach Angaben der Familie ergeben haben, dass es sich nicht um Krebs gehandelt haben soll, sondern um ein gutartiges Magengeschwür.
Ein Untersuchung der Staatsanwaltschaft führte zu keiner Anklage. Derzeit wartet das Zivilgericht auf ein weiteres Gutachten. Der Anwalt des Chefarztes wollte sich am Donnerstag zu dem Fall gegenüber der WZ nicht äußern.