Düsseldorf Tour-de-France: Mehrheit für Geisel hängt am seidenen Faden

Die FDP schert aus der Ampel aus und sagt Nein zur Tour. Der OB ist verärgert, will aber kämpfen. SPD, Grüne und CDU sind noch gespalten.

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Düsseldorf. Dass OB Geisel für seinen Plan, den Tour-de-France-Start 2017 nach Düsseldorf zu holen, im Rathaus noch kräftig würde strampeln müssen, war von Anfang an klar. Dass die Überzeugungsarbeit jedoch zu einer so schwierigen Bergetappe ausartet, damit hat er nicht gerechnet.

Nach den Linken hat sich jetzt auch die FDP intern auf ein „Nein“ zum „Grand Depart“ festgelegt. Hauptgründe: Die geschätzten Netto-Kosten für die Stadt von etwa 6,2 Millionen Euro sind zu hoch. Und die Tour de France (Stichwort Doping) ist ein zu fragwürdiges Großprojekt. „Wir bezweifeln die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Das Geld wird dringender für die Bildung, für den Bau und Ausbau von Schulen benötigt“, sagt FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Geisel reagierte am Dienstag aus Tokio angefressen. Er wundere sich, dass sich die FDP schon festlege, bevor sie die Deloitte-Gutachter zur Wirtschaftlichkeit des Tour-Auftaktes überhaupt angehört habe (nächsten Montag tingeln die durch alle Fraktionen, die FDP verzichtet darauf). Und zu Strack-Zimmermann sagt der OB: „Sie war 2011 eine glühende Befürworterin des Eurovision Song Contests, der teurer, weniger nachhaltig und eine bloße Hallen-Veranstaltung war.“ Er vertraue darauf, dass das „ausgesprochen überzeugende Konzept“ für den Tour-Auftakt am Rhein im Stadtrat am 5. November eine Mehrheit findet.

Und wenn nicht? Wenn nicht nur die FDP, sondern auch weitere Mitglieder aus der Ampel-Koalition abwinken? Geisel bleibt ruhig: „Noch ist ja keiner ausgeschert . . .“, sagt er. Hinter den Kulissen wird der Druck auf die Politik pro Tour-Auftakt seit Dienstag beträchtlich erhöht. Auch IHK oder Stadtsportbund sollen für das Riesen-Event, an dem auch ein verkaufsoffener Sonntag hängt, werben.

Doch wie die Sache ausgeht, ist mindestens offen. SPD und Grüne sind gespalten. Teile halten den Zuschuss der Stadt von 6,2 Millionen Euro für vertretbar. Andere lehnen das — neben grundsätzlichen Bedenken gegen die Tour — in Zeiten ab, in denen die Stadt sparen und Gebühren für die Bürger erhöhen muss.

Was Rot-Grün zudem ärgert, ist, dass der OB seine Pläne intern nicht rechtzeitig abgesprochen habe. „Man kann nicht darüber klagen, dass man im Regen stehen gelassen wird, wenn man immer wieder alleine rausgeht in den Regen“, heißt es bei den Grünen. In Geisels Umfeld wird das zurückgewiesen, der OB habe erst in Paris mit den Tour-Machern sprechen müssen, und habe dann die Ampel-Spitzen rasch informiert.

Nun hängt (fast) alles von der CDU ab. Auch dort gibt es laut Geschäftsführer Christian Zaum zwei Lager: In puncto Wirtschaftsförderung sehen einige in der Tour ein echtes Pfund. Sportlich aber passe sie nicht gut zu Düsseldorf, zumal sie eventuell die 2017 ebenfalls stattfindende Tischtennis-WM überlagere, heißt es. Und dann spielt natürlich die Taktik eine große Rolle: Warum soll ausgerechnet die CDU-Opposition dem SPD-OB zur Mehrheit verhelfen? Umgekehrt könnte die CDU mit einer „Geisel-Rettung“ beweisen, dass es am Ende auf sie und nicht auf die Ampel ankommt.

Im Rathaus stehen spannende Tage an.