Düsseldorf Wer ist wer? Zwillingsbrüder bringen das Gericht in Nöte

Ein mutmaßlicher Einbrecher beteuert seine Unschuld. Das erforderliche DNA-Gutachten würde den Staat rund 60.000 Euro kosten.

Düsseldorf. Weil er vier Einbrüche begangen haben soll, wurde Boris C. im vergangenen Jahr zu 13 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der 42-jährige Serbe hatte seine Unschuld beteuert und behauptet, sein Zwillingsbruder habe die Taten begangen. Doch die Amtsrichterin hielt das für eine Schutzbehauptung. Für sie war Boris C. aufgrund der am Tatort gefundenen DNA-Spuren eindeutig identifiziert. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Zwillingsbruder tatsächlich existiert. Darum wird der Fall seit Dienstag erneut vor dem Landgericht verhandelt.

Das serbische Generalkonsulat hatte bestätigt, dass Boris C. tatsächlich einen Zwillingsbruder namens Alexander hat. Der habe sich auch zur Tatzeit in Deutschland aufgehalten. Die identifizierten DNA-Spuren könnten auch von ihm stammen, denn die beiden sind eineiige Zwillinge.

Nun muss das Gericht versuchen zu klären, zu wem die DNA-Spuren gehören. Das ist alles andere als einfach. Denn es gibt in Deutschland nur ein einziges wissenschaftliches Institut, das die DNA von Zwillingen eindeutig bestimmen kann. Der Haken: Das Gutachten würde rund 60.000 Euro kosten, die letztendlich vom Staat aufgebracht werden müssten. Denn Boris C. wäre selbst bei einer Verurteilung nicht in der Lage, das Geld aufzubringen.

Darum wurde das Strafverfahren am Dienstag erst einmal ausgesetzt. Denn es gibt noch andere staatsanwaltliche Ermittlungen gegen den 42-Jährigen. Er soll mehrere Betrügereien begangen haben, die ihm wohl eindeutig zugeordnet werden können. Sollte die Strafe höher sein als die für die Einbrüche, könnte das Verfahren wegen der Einbrüche eingestellt werden. Oder Boris C. müsste freigesprochen werden, wenn man sich das Gutachten für 60.000 Euro sparen will.