Tresorklau: Kirche appelliert an Diebe

Zwei entwendete Taufbücher bedeuten einen unersetzlichen Schaden für die Pfarre St. Ursula.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Helle Aufregung herrscht in der Pfarre St. Ursula in Grafenberg: Polizeibeamte sichern den Tatort, die Spurensicherung sucht nach relevanten Spuren. Bislang unbekannte Einbrecher sind in der Nacht zu Mittwoch in den Pfarrsaal der katholischen Kirche eingedrungen. Ihr Weg führte über die Fluchttreppe, gewaltsam öffneten sie ein Fenster der Bücherei im ersten Stock. Insgesamt brachen sie sieben Türen, ein Fenster und einen Schrank auf und entkamen samt Tresor durch die Fluchttür der Bücherei.

Neben 1700 Euro Bargeld erbeuteten die Diebe 100 Briefmarken im Wert von 145 Euro. Der größte Schaden ist der Pfarre allerdings entstanden, weil die Diebe zwei Taufbücher mitgenommen haben mit Daten von rund 10 000 Täuflingen, wie Pfarrer Karl-Heinz Sülzenfuss berichtet. „Es ist so traurig, dass den Menschen nichts mehr heilig ist“, sagt er voller Enttäuschung.

Geld, Briefmarken und Taufbücher waren in einem knapp 60 Kilo schweren, verschlossenen Tresor. „Ich habe schon entlang der Düssel und überall im Ostpark nach dem Tresor gesucht, in der Hoffnung, dass die Täter zu Fuß entkommen wollten“, sagt Küster Marcus Hernandez. „Ich frage mich, wie weit und wohin die Einbrecher den schweren Tresor geschleppt haben oder ob sie den sperrigen Safe doch im Auto abtransportiert haben“. Die Taufbücher seien im Tresor aufbewahrt worden, damit sie im Brandfall dem Feuer möglichst lange widerstehen können, berichtet Hernandez weiter.

Elisabeth Melcher, Büroleiterin der Pfarre, ist entsetzt und erschüttert: „Zuerst glaubten wir, dass drei Taufbücher fehlen, aber es sind nur zwei“, sagt sie und fügt traurig hinzu: „Dieser Diebstahl trifft uns ins Mark, denn die Taufbücher sind aus den Jahren 1912 bis 1957 datiert und bis 1950 sind die Daten nicht digital erfasst“. Wenn die Bücher nicht mehr auftauchten, seien die Daten für immer verloren.

Relevant ist das Taufregister für Taufbescheinigungen, etwa für eine kirchliche Trauung, für Patenschaften und auch Trauzeugen. Pfarrer Sülzenfuss will allerdings Betroffenen, die eine Bescheinigung brauchen, unbürokratisch helfen: „Es wird dann nur deutlich mehr Aufwand erfordern!“.

Daher appelliert der Pfarrer an die Einbrecher: „Die Taufbücher sind wertlos für Diebe, wir bitten dringend um Rückgabe der alten, schwarzen Kladden im Din-A-4-Format.“

Für Pfarrer Sülzenfuss, der für die sieben Kirchen der Gemeinde St.Margareta mit sechs Pfarrbüros zuständig ist, ist der Einbruch nicht der erste. In der Gerresheimer Kirche St.Katharina wurde ebenfalls schon dreimal eingebrochen. „Wir müssen für mehr Sicherheit in den Pfarreien sorgen und denken nun darüber nach, ein elektronisches System zu installieren.“