Düsseldorf-Bilk Uni macht mobil für Flüchtlinge
Uni-Turnhalle wird zur Unterkunft umgebaut. 100 Stadt-Mitarbeiter sind im Einsatz.
Düsseldorf. 3400 Flüchtlinge lebten zum Stichtag 31. Juli in Düsseldorf, im Moment werden es jeden Monat rund 500 Menschen mehr. „Das ist eine Situation, mit der ich im Mai noch nicht gerechnet habe“, erklärte die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch bei der Infoveranstaltung in der Heine-Uni am Mittwochabend.
Koch spricht von einer „Notsituation“, in der man sich befinde. Durch den Brand in der Unterkunft an der Schanzenstraße sind 200 Plätze weggefallen: „Unsere Notreserven sind aufgebraucht. “ Mit bis zu 700 neuen Flüchtlingen pro Monat müsse man im Moment rechnen. Bis zum Jahresende wird die Gesamtzahl wohl auf 6000 steigen. Deshalb wird seit Donnerstag eine der Turnhallen der Uni zur Flüchtlingsunterkunft umgerüstet. 100 städtische Mitarbeiter hatten sich dazu bereit erklärt, beim Aufbau der Betten für rund 300 Flüchtlinge mitzuhelfen, die Anfang nächster Woche einziehen.
In Verbindung mit den drei Zelthallen, die derzeit noch aufgebaut werden, soll es so möglich werden, die acht Schulturnhallen, in denen momentan Flüchtlinge leben, möglichst bald zu räumen. Denn nach dem Ende der Sommerferien sollen diese soweit möglich wieder regulär genutzt werden. Wann genau konnte Koch aber noch nicht sagen.
Auch an der Heine-Uni sollen zum Vorlesungsstart im Oktober alle Flüchtlinge die Turnhalle verlassen haben. Dann sollen mit einiger Verzögerung auch weitere Container-Standorte bezogen werden können.
Ursprünglich sollten bereits jetzt vier Anlagen, unter anderem am Leuchtenberger Kirchweg und am Nordpark, und im September fünf weitere belegt werden. Diese zeitliche Verzögerung sei zusätzlich verantwortlich für die Notsituation.
Mit den Containerstandorten werden zusätzlich 1800 Plätze geschaffen. Weitere 1200 Plätze werden in den Traglufthallen entstehen, die in den kommenden Monaten in Garath und Rath aufgebaut werden. Wenn es nach den Studenten ginge, müssten die Flüchtlinge die Uni gar nicht so schnell wieder verlassen. Die Resonanz auf den Aufruf war enorm. Rund 170 Studenten zwängten sich in den Hörsaal, um ihre Hilfe anzubieten. Die Muslimische Hochschulgemeinde hat eine Liste mit Dolmetschern für über 20 verschiedene Sprachen zusammengestellt. Die Uni selbst versucht, ein Gasthörer-Programm für Flüchtlinge zu organisieren, wie es in anderen Städten angeboten wird.
Kritik von den Studenten gab es an der Uni-Verwaltung. So sei die Infomail zur Ankunft der Flüchtlinge mit dem Betreff „Sportangebote entfallen“ verschickt worden. Bewegt waren die Zuhörer vom Vortrag von Osama. Der Syrer beschrieb seine Zeit in verschiedenen Lagern auf dem Weg nach Europa. Seit einem Jahr ist er in Düsseldorf. Bis über seinen Asylantrag entschieden wurde, vergingen vier Monate. Vier Monate, in denen Osama wie alle Flüchtlinge nicht arbeiten durfte und auch sonst kaum Beschäftigung hatte. Auf die Frage, wie man am besten helfen könnte, sagte er: „Uns ein Lächeln schenken und uns helfen, die viele Zeit, die wir haben, sinnvoll zu verbringen.“