Unterkunft für Flüchtlinge: 600 Bürger diskutieren mit Geisel

OB Geisel „stellte“ sich den Bürgern und informierte über die Unterbringung.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Überfüllt war die Aula des Gymnasiums am Poth am Dienstagabend, wo OB Thomas Geisel erstmals öffentlich über die geplanten Flüchtlingsunterkünfte informierte. Etwa 600 Bürger waren vor allem daran interessiert, was in Hubbelrath und Ludenberg geschieht.

Insgesamt blieb es sachlich, offen fremdenfeindliche Äußerungen wurden nicht geäußert, doch zum Teil aggressive Zwischenrufe sorgten für eine leicht angespannte Atmosphäre. Für Moderator Michael Brockerhoff war die Diskussionsführung nicht immer leicht.

Wobei sich besorgte Anwohner beziehungsweise die Kritiker der Standorte für die „Container-Dörfer“ und uneingeschränkte Befürworter einer herzlichen Flüchtlingsaufnahme auch in Ludenberg zahlenmäßig die Waage hielten. Geisel betonte, die Stadt bleibe bei ihrem Ziel einer dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen. Doch die extrem anwachsende Zahl der Asylbewerber mache jetzt größere Einheiten zwingend notwendig.

Weiter stellte er angesichts der bereits im Vorfeld aufgekommenen Befürchtungen klar, dass in der Bergischen Kaserne die Erstaufnahmestelle des Landes für bis zu 600 Asylsuchende eingerichtet werden soll und dass an der Blanckertzstraße in Ludenberg ein „Container-Dorf“ für 200 Flüchtlinge vorgesehen ist. Der zweite Standort ganz in der Nähe (Am Bongard) habe erst einmal keine Priorität.

Der OB, der begleitet wurde von mehreren Amtsleitern und den Dezernenten Burkhard Hintzsche (Soziales) und Gregor Bonin (Bau), erklärte nachdrücklich, dass die Erstaufnahme auch im Interesse der Stadt liege: „Die Menschen dort bleiben nur ein paar Tage und werden dann auf andere Städte verteilt, sie müssen nicht integriert werden.“ Denn mehrere Bürger, die sich an drei Mikrofonständern in Warteschlangen einreihten, kritisierten, dass in einem Umkreis von einem Kilometer bald über 1000 Flüchtlinge integriert werden müssten, das sei einfach zu viel.

Borussia-Manager Andreas Preuss: „Auch die Ludenberger sagen: Herzlich willkommen zu Flüchtlingen. Aber wir sorgen uns, dass hier zu viele Menschen auf zu wenig Raum untergebracht werden.“

Mehrfach wurde zudem der geplante Container-Standort Blanckertzstraße als ungeeignet bezeichnet, weil er zu nah am Altenpflegeheim Gallberg liege und durch die erforderlichen Absperrungen von Wegen den Bewegungsradius der Senioren einschränke. Zum Teil könnten die Senioren dann nicht mehr die Enten füttern gehen, bemängelte eine Anliegerin.

Geisel und Hintzsche wiesen das als unbegründet zurück. „Die Nähe eines Altenheims ist sicher kein Ausschlusskriterium für die Einrichtung eines Flüchtlingsdorfes“, betonte der OB. Eine altgediente Flüchtlingsbetreuerin bekam viel Applaus für diese Äußerung: „Vielleicht ist es doch für alte Menschen schöner, mit Kindern zu spielen, als nur Enten zu füttern.“