Anwältin kämpft mit Nazi-Witzen gegen die Dügida

Jeden Montag verwandelt Rechtsanwältin Gülsen Celebi ihren Balkon in ein Zentrum des Widerstandes gegen Rechte.

Anwältin kämpft mit Nazi-Witzen gegen die Dügida
Foto: David Young

Düsseldorf. Rechtsanwältin Gülsen Celebi wirkt wie aufgedreht, sobald sie das Megafon in der Hand hat. „Hallo, ich bin wieder da“, ruft die 43-jährige Powerfrau vom Balkon ihrer Kanzlei an der Graf-Adolf-Straße. Der hat sich inzwischen zum Zentrum des Widerstandes gegen die Dügida-Demonstrationen am Montag entwickelt. Wenn die fast komplett rechtsradikalen Protestler an dem Büro vorbei marschieren, erwartet sie jedes Mal ein besonderer Gruß. Von „Deutschlands lustigstem Balkon“, wie Gülsen Celebi es nennt.

Am Montagabend hat die Rechtsanwältin Nazi-Witze vorbereitet, die sie eine Woche lang gesammelt hat. Beispiel: „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, bei Faschos ist es anders rum.“ Und wenn Gülsen Celebi mal die Puste ausgeht, wird Musik gespielt. Eine sehr eigenwillige Mischung aus türkischem Rap, John Lennon’s „Imagine“ oder „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani.

Zudem hat sie Verstärkung mitgebracht, die türkische Kabarettistin Senay Duzcu darf auch mal was ins Megafon sagen, bevor ihre temperamentvolle Freundin die Programmgestaltung wieder übernimmt. „Hallo, ihr lieben Pferde“, begrüßt Celebi die Reiterstaffel, „es ist Tierquälerei, dass ihr wegen der Nazis bei dem Wetter nach draußen müsst.“

Auch optisch werden die rund 80 Dügida-Demonstranten empfangen. „Wir sind alle Deutschland“ steht auf der fünf mal drei Meter großen Deutschland-Fahne, die quer über den Balkon gespannt wird. Darauf geklebt sind kleinere Flaggen von etlichen anderen Ländern.

Währenddessen hetzt Dügida-Organisatorin Melanie Dittmer bei der Kundgebung am Hauptbahnhof gegen die Rechtsanwältin, sie solle doch endlich nach Istanbul zurückkehren. Für die gebürtige Kurdin ein Anlass, sofort zu reagieren: „Istanbul ist wunderschön.“

Lange dauert es am Montagabend, bis der Düdiga-Zug sich auf den Weg macht. Eine Geduldsprobe auch für die Polizisten, die rund um die Kanzlei postiert sind. Denn es gab immer wieder Drohungen, dass gewalttätige Demonstranten das Haus stürmen wollen. Doch die haben auch diesmal keine Chance.

Gespenstisch wird es, als die Demonstranten, praktisch eingekesselt von einem Großaufgebot der Polizei, tatsächlich an dem Balkon vorbei ziehen. Die finden die Aktionen der Rechtsanwältin alles andere als lustig. Wütend rufen die Rechtsradikalen „Wir kriegen euch alle“ in Richtung des Balkons. Für Gülsen Celebi und ihre rund 20 Unterstützer in der Kanzlei kein Grund, sich einschüchtern zu lassen. Für einige der Nazis ist wenig später der Abend zu Ende. Weil sie den Hitler-Gruß gezeigt haben, fischt die Polizei sie heraus und es gibt Strafanzeigen.

Die Rechtsanwältin will nicht eher Ruhe geben, bis die Dügida-Demos endlich verboten werden, selbst massive Drohungen beeindrucken die 43-Jährige nicht: „Das ist einfach nicht zumutbar, jeden Montag die gesamte Gegend um den Hauptbahnhof lahmzulegen. Haben die Geschäftsleute denn dort keine Rechte?“ Derweil bereitet sie schon die nächsten Aktionen vor. Geplant ist unter anderem eine Demonstration vor dem Verwaltungsgericht.