Vereinsserie Vereinsentwicklung beschleunigen durch Kooperationen

Düsseldorf · Serie Viele Bürger engagieren sich, um ihren Verein lebendig zu halten und nach vorne zu bringen. Wer wachsen will, muss eine moderne Strategie verfolgen. Wir geben Tipps. Folge 6: Vereinskooperationen.

Klaus Künzel (v.l., Kassenprüfer), Günther Gudert (1. Vorsitzender), Uli Geduldig (Pressesprecher) und Geschäftsführer Stefan Jansen gehören zur Interessengemeinschaft der Vereine.

Foto: IGV

Ein Verein kann isoliert eine lange Zeit seinen Zweck und Auftrag gut erfüllen. So ist leicht nachzuvollziehen, dass ein Kleingartenverein alleine klar kommen kann und mit sich zufrieden ist. Doch verschiedene Partnerschaften mit anderen führen zu neuen Ideen und sogar neuen Mitgliedern. Wir nennen vieles Kooperation. Manchmal hilft es, sich klar zu machen, dass Kollaboration und Kooperation unterschiedliche Ansätze in sich tragen. Bei der Zusammenarbeit (Kollaboration) liegt – grob gesprochen – das Ziel darin, dass etwas Hand in Hand gemeinsam umgesetzt wird. Etwas Neues und Kraftvolles entwickelt ein Verein durch Zusammenwirken (Kooperation) mit anderen.

Wenn ein Tanzsportverein sich einen Trainer mit einem anderen Verein teilt, so ist das eine sinnvolle Zusammenarbeit. Wenn dieser Verein sich Partnervereine in allen Partnerstädten der Stadt sucht und mit diesen jährlich ein gemeinsames Turnier jeweils im Wechsel öffentlich veranstaltet, dann erhalten alle beteiligten Vereine eine neue Perspektive und Kraft. Da dann das internationale Turnier öffentlichkeitswirksam gestaltet werden kann, lernt auch die Bevölkerung mehr über die Vereine.

Alles twilbar: Buchhaltung, Räume, „Geschäftsstellen

Die Zusammenarbeit ist der kleine Bruder des Zusammenwirkens. Hier können Vereine Institutionen suchen, die ihre Organisation verbessern helfen. So bietet es sich für kleine Vereine an, eine Software für die Mitgliederverwaltung gemeinsam zu nutzen und die Mitgliederaufgaben, Abrechnungen, Buchhaltungen etc. getrennt und doch gemeinsam zu steuern. Computer kann man sich genauso teilen, wie Vereinsräume oder Leasinggebühren mit mehreren anderen schultern. Webseiten darf man gerne mit anderen ähnlich Gesinnten entwickeln und jeder Verein präsentiert sich trotzdem darin eigenständig.

Malte W. Wilkes ist Business-Redner.

Foto: Wilkes

Mittelgroße Clubs sollten darüber nachdenken, mit anderen zusammen eine „Geschäftsstelle“ zu betreiben. Das kann eine Person halb- oder ganztags im Homeoffice genau so sein wie eine kleine Einheit von drei oder mehreren Kräften. Das Ziel von Zusammenarbeit ist, Geld und Zeit frei zu schaufeln. Eine Fehldeutung wäre es, diese nun einzusparen, sondern man nutzt diese Ressourcen, um mehr Kraft in den Vereinszweck zu stecken.

Diese Kraft kann dann Kooperationen anfeuern. Ein langfristiges Zusammenwirken beruht oft auf eine hohe Gemeinsamkeit und soziale Nähe. Kooperation ist ein Gestaltungsprinzip auf der Basis gemeinsamer Werte. Menschen und Vereine kooperieren, wenn sie eine Grundhaltung finden, die ihnen hilft, Ziele und Pläne gemeinschaftlich zu verwirklichen, so dass Mitglieder und andere Beteiligte profitieren und sich weiterentwickeln. Kooperationen starten oft mit einer Veränderungsvision. Visionen sind für Vereine notwendig, wenn sie etwas Großes leisten wollen. Ohne Visions-Sharing nach innen und außen bleiben sie zumeist im operativen Klein-Klein stecken.

Dabei darf auch als kleiner Verein ruhig groß denken. Ein Theater-Amateur-Verein kann mit einem guten Konzept eine Kooperation mit einem professionellem Theater für Aufführungen, Ausbildungen, Hospitationen oder gar der Entwicklung eines ganz neuen Theaterstückes mit Profi- und Laienschauspielern anstoßen und vereinbaren. Wer fragt, gewinnt.

Kooperationen kann und sollte man auch digital denken

Gemeinsame Sommerfeste und Veranstaltungen sind eine reine Zusammenarbeit, wenn man sich die Organisation teilt. Wenn jedoch durch Begegnung auf solchen Events der Blinden- und der Gehörlosenverein gemeinsam ein völlig neues Verständnis sich selbst gegenüber, aber auch für Außenstehende entwickeln, dann muss man von einer guten Kooperation sprechen. Fast immer wird daraus mehr entstehen.

Können kann man tauschen. Der Redner-Verein stellt Kurzreden, der Chor e.V. einen Kurzauftritt. So belebt man nicht nur seine eigenen Aktivitäten, sondern lernt Menschen kennen und entwickelt dadurch neue Ideen. Es entfalten sich Attraktionen für alte und neue Mitglieder. Kooperation sollte man nicht nur regional konzipieren: National oder deutschsprachig, europäisch oder weltweit. Das stellt im Rahmen der Globalisierung keine große Hürde da. Der Schachverein veranstaltet beispielsweise ein eigenes Fernschachturnier mit einem sibirischen Club. Der Verein für kreatives Schreiben tauscht seine Kurzgeschichten mit einem Club in Österreich aus und die Mitglieder evaluieren sich gegenseitig. Kooperationen können digital entwickelt werden.

Historische Heimatvereine bauen Kontakte zu Heimatvereinen in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in andere Länder auf. Sie suchen eine aktive, lebendige Kooperation zu dem Thema Auswanderer/Einwanderer. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Fazit: Bleib im Verein nicht selbstgenügsam. Fördere die Zusammenarbeit aber noch stärker das Zusammenwirken. Entwickle dadurch neue Ideen, neue Ergebnisse, neue Bekanntschaften. Alte und potentielle Mitglieder finden das attraktiv und der Verein wird auch dadurch weiter wachsen. Informationen und Daten teilen wir mit Hilfe der Technologie. Wissen und Freude teilen wir innerhalb persönlicher Netzwerke. Kooperationen sind solche Netze und die Erotik der Vereinskunst.

Ein Vorbild in Sachen Vereinskooperation ist seit mehr als 20 Jahren die Interessengemeinschaft der Vereine im Düsseldorfer Osten. Ursprünglich diente sie dazu, die verschiedenen Termine der vielen Vereine in Gerresheim unter einen Hut zu bringen. Fußballspiele, Turniere oder Feste sollten nämlich nicht gleichzeitig stattfinden und sich gegenseitig die Besucher wegnehmen. Daraus ist heute eine Interessengemeinschaft der Vereine (IGV) im kompletten Stadtbezirk 7 (Gerresheim, Grafenberg, Hubbelrath und Ludenberg) entstanden.

Die Dachorganisation von mittlerweile 40 Vereinen arbeitet eng mit Bezirksverwaltung und Bezirksvertretung zusammen und dient den insgesamt 20 000 Mitgliedern als Sprachrohr. „Der Vorstand besucht regelmäßig die Sitzungen der Bezirksvertretung und meldet sich zu Wort, wenn einem Verein irgendwo der Schuh drückt“, sagt IGV-Sprecher Uli Geduldig.

Auch die Vernetzung der Vereine untereinander hat sich die IGV zur Aufgabe gemacht. Davon sollen die Mitglieder profitieren. Geduldig nennt ein Beispiel: „Wir führen regelmäßig das Sport-Forum durch, bei dem sich alle Sportvereine im Stadtbezirk austauschen können. Dann hört der eine Verein nicht nur von Problemen des anderen, sondern kann vielleicht direkt zur Lösung beitragen.“ So helfe man sich vor allem bei Platzproblemen. „Wird auf dem einen Gelände gerade der Kunstrasenplatz saniert, dann bieten andere Vereine Ausweichquartiere an.“

Genauso funktioniere es bei Hallen oder Locations für größere Feste oder Empfänge. Auch in Sachen Marketing unterstützen sich die Vereine im Stadtbezirk. „Die Vereine wissen von den Veranstaltungen der anderen und machen Werbung unter den eigenen Mitgliedern“, sagt Geduldig.