Jäger und Landwirte besorgt Video vom Unterbacher See – Läuft hier ein Wolf durch Düsseldorf?

Update | Düsseldorf · Auf einem Video ist ein Tier, das einem Wolf ähnlich sieht, in der Nähe des Unterbacher Sees zu sehen. Jäger und Landwirte sind besorgt.

Screenshot aus dem Video. In der Mitte ist das Tier zu erkennen, bei dem es sich um einen Wolf handeln könnte.

Foto: RP

Am Donnerstagmittag ist viel Betrieb am Ufer des Unterbacher Sees. Die Sonne zieht die Menschen nach draußen, viele sind mit ihren Hunden auf den Spazierwegen rund um den See unterwegs. Was die wenigsten von ihnen wissen: Genau hier soll am Morgen ein Video entstanden sein, dass die erste Wolfsichtung in Düsseldorf zeigen könnte.

Das eine Minute und sechs Sekunden lange Video machte am Donnerstag in sozialen Netzwerken die Runde, erreichte auch unsere Redaktion. Die Aufnahme stammt vom Eselsbach an der Stadtgrenze Düsseldorf und Erkrath. Zu sehen ist, wie das Tier auf dem Weg etwa 30 oder 40 Meter von der Kamera entfernt stoppt, etwas unentschlossen hin und her läuft und durch den Bach ins Dickicht springt, um seinen Weg dann in Richtung Strandbad Süd des Unterbacher Sees fortzusetzen.

Mögliches Wolf-Video muss noch verifiziert werden

Ein Wolf? Hier? Das verunsichert manche der Spaziergänger, wie wir bei unserem Besuch vor Ort merken. Eine Frau leint ihren Hund umgehend wieder an, als sie das Video auf einem Handy sieht. Aber: „Ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, muss nun geklärt werden“, sagt ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. Man informiere zusätzlich den angrenzenden Kreis Mettmann. Zuständig für die Einschätzung ist aber das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv). „Durch den Ballungsraum ziehende Wölfe sind in der Vergangenheit bereits vereinzelt beobachtet worden“, sagt der Stadtsprecher.

Das bestätigt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann: „Wir geben das Video nun in den Verifizierungs- und Bewertungsprozess. Aktuell erhalten wir sehr viele solcher Meldungen aus ganz NRW, da wir uns mitten in der Zeit der wandernden Jungwölfe befinden.“ Bis ein Ergebnis vorliege, würden einige Werktage vergehen. „Bis dahin bleibt die Frage ,Wolf oder nicht Wolf‘ erst einmal offen“, sagte Deitermann. Für Menschen besteht nach Angaben des Lanuv keine Gefahr. „Wölfe sind entgegen der Märchenerzählungen nicht angriffslustig und meiden den Menschen.“ Das zeigt auch das Video: Das Tier macht einen großen Bogen um den Menschen.

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Bei Jägern und Landwirten in Düsseldorf ruft die mutmaßliche Wolfssichtung bereits Sorgen hervor. „Der Wolf ist ein großes Problem für uns“, sagt Daniel Dribusch, Obmann für jagdliches Brauchtum bei der Kreisjägerschaft Düsseldorf und Mettmann. Das Rehwild sei aktuell hoch trächtig und brauche Ruheräume vor der anstehenden Geburt im Mai. „Jede Beunruhigung stellt eine Gefahr dar“, sagt Dribusch. Verhaltensänderungen habe man bislang aber keine beobachten können.

Dribusch ist neben seiner Funktion im Jagdverband auch selber Landwirt. Er hält Hühner, alle zwei Wochen ziehen seine Tiere an einen neuen Standort um. Dafür setzt er auf mobile, flexible Zäune. Diese seien jedoch mit einer Höhe von gerade einmal 1,15 Metern nicht wolfssicher. „Die Gesellschaft will, dass wir unsere Tiere draußen halten“, sagt er. „Aber das funktioniert nicht mehr, wenn Wölfe frei und unkontrolliert herumlaufen“, sagt Dribusch.

Verunsichert ist auch Albert Görsmeyer, Besitzer des Bauernhofs Gütersaap in Rath. „Ich habe viele Bedenken“, sagt er. Bald wollte er eigentlich 20 seiner Schafe auf eine Weide in der Nähe des Unterbacher Sees stellen. Sollte sich dort nun tatsächlich ein Wolf aufhalten, stelle ihn das vor eine organisatorischen Aufgabe. „Meine Schafe haben dort keine Zukunft“, sagt Görsmeyer. Auch um seine anderen Tiere mache er sich Sorgen, um Kälber etwa. „Wölfe gehören für mich nicht nach Düsseldorf“, sagt er.

In Düsseldorfs Nachbarschaft sorgen mutmaßliche Wolfssichtungen schon seit einiger Zeit für Gesprächsstoff. Experten des Lanuv gehen davon aus, dass tatsächlich ein Wolf in der Region unterwegs war. Den Fachleuten sind mehrere Videos zugeschickt worden, darunter eins aus Mönchengladbach-Odenkirchen. Bei dem Vierbeiner, der in jenem Clip zu sehen ist, handelt es sich „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ um einen Wolf, sagte Wilhelm Deitermann. Das Raubtier sei im Video gut zu erkennen. Bereits im Juli 2019 gab es eine angebliche Sichtung eines Wolfes, damals in Wersten. Der Frau, die das Tier damals gesehen hatte, gelang es jedoch nicht, so schnell ein Foto aufzunehmen. Beim Landesumweltamt war man damals skeptisch. „Sehr häufig werden Hunde mit Wölfen verwechselt“, sagte Deitermann seinerzeit.

Erste Jäger aus Düsseldorf fordern eine Bestandskontrolle des Wolfes. „Alle freuen sich über den Wolf, aber die, die mit ihm leben müssen, wie Landwirte, Schafhirten und Jäger, sehen ihn auch skeptisch“, sagt Thomas Bangert, Jäger und Sprecher des Hegerings Hubbelrath. Das Tier dürfe sich nicht „grenzenlos ausbreiten“, so Bangert. „Die Rückkehr des Wolfes ist gut, aber es darf nicht zu viele von ihnen geben“, sagt der Jäger.

(csr/lukra/lip)