Düsseldorf Vier Prozesse zum Fall Achenbach: War Albrecht nicht geschäftsfähig?
Millionen-Betrug mit Kunst und Oldtimern beschäftigte am Dienstag 16 Richter und Anwälte.
Düsseldorf. Schon zu den Zeiten, als Helge Achenbach noch ein erfolgreicher Kunstberater und eine Säule der feinen Düsseldorfer Gesellschaft war, stand der 65-Jährige gern im Mittelpunkt. Das war am Dienstag im Landgericht auch so. Da beschäftigte der „Sozialpädagoge mit Wohnsitz in Moers“ (dort befindet sich die Justizvollzugsanstalt) den halben Tag lang 16 Richter und Rechtsanwälte.
In vier Zivilprozessen, die teilweise parallel liefen, wurde die Betrugsaffäre um Kunst und Oldtimer aufgearbeitet. In einem Verfahren hatte Achenbach einen Auftritt als Zeuge, der ihm offenbar viel Spaß machte. Ob er sich mit einem Millionen-Deal von allen Schadensersatzansprüchen der Familie Albrecht entledigen kann, erscheint allerdings fraglich.
In dem Prozess geht es um den größten Batzen. 24,6 Millionen Euro Schadensersatz fordert die Familie Albrecht von dem Kunstberater. In dem Strafprozess war er zu sechs Jahren Haft wegen Betruges verurteilt worden, weil er den verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht beim Verkauf von Kunst und Oldtimern mit gefälschten Rechnungen und nicht vereinbarten Extra-Provisionen über den Leisten gezogen hatte.
Von diesen Ansprüchen möchte sich Achenbach von einem englischen Investor freikaufen lassen. Der ist angeblich bereit für 120 Millionen alle Kunstwerke und Oldtimer zu kaufen. „Ein Angebot ist bei uns nicht eingegangen“, erklärte der Albrecht-Anwalt Andreas Urban auf Nachfrage des Richters. Er halte das auch für realitätsfern.
Erfolg hatte Achenbach-Anwalt Urs Breitsprecher überraschend mit einer anderen Idee. Er darf beantragen, dass untersucht wird, ob Berthold Albrecht überhaupt geschäftsfähig war, als die Verträge abgeschlossen wurden. In einem anderen Rechtsstreit unter den Aldi-Erben war das bestritten worden. Dann wären alle geschlossenen Verträge möglicherweise ungültig. Am 20. Juni will das Gericht darüber entscheiden.
Weitere 980 000 Euro fordert die Albrecht-Familie für vier Skulpturen des spanischen Künstlers Juan Munoz zurück, die angeblich nicht echt sind. Die Reihe „Conversation Piece“ befand sich gerade in einer Kunstgießerei, als der Künstler völlig überraschend verstarb. Cristina Iglesais, selbst erfolgreiche Künstlerin und ehemalige Lebensgefährtin von Munoz, bestätigte, dass es sich um einen nicht autorisierten Nachguss handelt. Wo genau die Figuren herkamen, konnte nicht geklärt werden.
Seinen Auftritt als Zeuge hatte Helge Achenbach in dem Prozess gegen Insolvenzverwalter Marc D’Avoine. Der hatte in seiner Kunstberatung unter anderem 70 Affen-Figuren von Jörg Immendorff beschlagnahmt. Die aber sollen in Wirklichkeit einer Schweizer Galerie und Immendorffs Witwe Oda Jaune gehören.
Zwei davon hatte D’Avoine im Rahmen des Insolvenzverfahrens für 40 000 Euro versteigern lassen. Das Geld sollen nun die Galerie und Oda Jaune zurückzahlen.
Achenbach ist immer noch erbost darüber, was alles aus seinen Lagern verschwunden ist. Den Anwalt D’Avoines nannte er „die rechte und die linke Hand des Teufels.“ In dem Verfahren bahnt sich allerdings ein Kompromiss an. Der Insolvenzverwalter soll zwischen 25 bis 33 Prozent des Verkaufserlöses behalten können. Hier soll am 6. Juni eine Entscheidung fallen.
Um weitere 5,3 Millionen Euro geht es in einem Verfahren um den Verkauf von Oldtimern an Berthold Albrecht. Daran soll Helge Achenbach aber nur als Vermittler beteiligt gewesen sein und eine Provision vom Autohändler bekommen haben. Der soll in dem Prozess als Zeuge gehört werden.