Düsseldorf Warum wir ohne Buch nicht leben können

Dem gedruckten Buch wurde in der digitalen Revolution schon oft das Ende prophezeit. Dennoch bleiben viele dem Papier treu. Warum sie das tun, wollten wir von Besuchern des Bücherbummels wissen.

V.l.n.r.: Viktoria Warkentin (20) liebt Bücher der persönlicheren Beziehung wegen. + Markiert sich beim Lesen historischer Bücher die wichtigsten Stellen: Georg Huber (67). + Wenn Miao Yu (29) auf dem Tablet liest, macht sie damit schnell auch Anderes. Deshalb bevorzugt sie Bücher. + Praktisch sei das digitale Lesen, die Atmosphäre mit einem Buch findet Stephan Hoffreiter (43) aber schöner.

Düsseldorf. Fragt man den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, so schrumpft das Interesse an gedruckten Büchern im Land. Im vergangenen Jahr ging der Umsatz um 1,4 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zurück, die E—Book Nachfrage steigt dagegen (siehe Kasten). Dennoch, bei einem Besuch des Bücherbummels auf der Kö und in Gesprächen mit den Bücherfreunden vor Ort fällt es schwer, dem Buch einen baldigen Tod vorauszusagen. Denn hier wird das Buch sehr geliebt.

Zum Beispiel von der 20-jährigen Viktoria Warkentin. Sie stöbert gerade durch ein hohes Regal mit dicken Romanen. „Beim Lesen eines gedruckten Buches ist die Atmosphäre eine ganz andere“, findet sie. „Wenn ich ein Buch lese, versinke ich in dieser Welt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das mit einem Tablet so gehen könnte. Verschiedenste Geschichten auf immer dem selben Gerät? Da fehlt mir die persönlich Beziehung, die man zu einem Buch aufbaut.“ Besonders das Umblättern der Seiten sei ihr wichtig.

Ähnlich geht es der 29-jährigen Miao Yu. Sie hat zwar auch ein Tablet, „aber Bücher sind mir am liebsten“, betont sie. „Manchmal, wenn es um besonders dicke Bücher geht, lese ich unterwegs schon gerne elektronisch. Einfach, weil das Buch dann viel weniger wiegt. Aber ich kann mich deutlich besser konzentrieren, wenn ich ein Buch in den Händen halte.“ Mit dem Tablet fange sie immer sehr schnell an, auch andere Dinge zu machen. „Zu Hause lese ich nur Bücher.“

Das macht auch Georg Huber so. An einem Stand auf der Kö blättert er gerade durch ein Buch über die Mauren in Spanien. Er liest besonders gerne historische Bücher über die Menschheitsgeschichte. Und dazu braucht er Bleistift und Textmarker. „Ich markiere die wichtigsten Stellen, das würde mit einem Tablet einfach nicht funktionieren“, sagt der 67-Jährige. Wenn er mal etwas nachlesen will, geht er zu seinem Bücherregal, schlägt das Buch auf und blättert zur markierten Stelle. „So behalte ich die Dinge auch am besten.“

Einer, der sowohl die analoge, als auch die digitale Leseweise schätzet, ist Stephan Hoffreiter. „Im Alltag lese ich auch digitale Formate, wenn ich unterwegs bin oder schnell etwas recherchieren möchte. Das Lesen an sich funktioniert für mich aber nur mit einem richtigen Buch. Denn die Atmosphäre ist dabei eine ganz andere.“ Der 43-Jährige genießt es, sich auf das Sofa zu setzen und eine kleine Lampe anzuknipsen, das ist für ihn Lesen. Ein Buch wegschmeißen? „Keinesfalls. Da muss es schon ein verdammt schlechtes Buch sein. Ich habe lieber zu viele Bücher zu Hause.“

Online-Forum: Hängen auch Sieam gedruckten Buch?

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