Porträt Alltag eines Limousinen-Chauffeurs: Von feiernden Fahrgästen und starken Nerven

Düsseldorf · Sebastian Belz leitet das Unternehmen „Rent a Limo“. Jahrelang war er selbst als Chauffeur von Jungesellenabschieden und anderen Feiernden unterwegs.

Sebastian Belz leitet das Unternehmen „Rent a Limo“ und hat auch jahrelang selber als Chauffeur hinterm Steuer gesessen.

Foto: Carolin Scholz

Die Sektkorken knallen, die Musik wummert, während sich das lange Gefährt langsam über die Heinrich-Heine-Allee schiebt. Hinten sitzt vielleicht eine Gruppe aufgedrehter Frauen rund um eine, die bald heiraten wird – und vorne, da sitzt vielleicht Sebastian Belz. Die knallenden Korken stören ihn nicht und auch die Musik rückt für ihn eher in den Hintergrund.

Der 34-Jährige leitet das Unternehmen „Rent a Limo“. Angefangen hat er als KFZ-Mechaniker, wurde dann Chauffeur, Anteilseigner und übernahm später die Firma. Und auch wenn er heute nicht mehr ganz so viel fährt wie noch vor ein paar Jahren, weiß er doch: Als Chauffeur einer Limousine erlebt man einiges – das ist manchmal angenehm, manchmal nicht so sehr. Genervt ist er von den Junggesellenabschieden und Partywütigen, die zu seinen Kunden zählen, aber noch lange nicht.

Bei denen ist nach Belz’ Erfahrung die ganze Spanne dabei. Von denen, die ruhig ein Gläschen trinken und aus dem Fenster schauen, bis zu trinkfesten Bräuten oder sehr betrunkenen Trauzeuginnen. Auch aggressive, betrunkene Männergruppen sind mal dabei – dass es da brenzlig wird oder Ärger gibt, kommt aber fast nie vor. In Belz’ Karriere nur einmal. Meist sei das Chauffieren der Feierwilligen eher lustig, berichtet er.

In Düsseldorf gehören Limousinen zum abendlichen Stadtbild

Warum gerade die Organisatoren von Junggesellenabschieden so gerne eine Limousine zur Party mitbuchen, hat sich auch er schon oft gefragt. „Wahrscheinlich wollen sie ein Highlight einbauen“, vermutet er. Zum Hingucker werden, Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber auch ganz praktisch von A nach B kommen. „In Düsseldorf wundert sich mittlerweile keiner mehr über so eine Stretchlimousine“, sagt Sebastian Belz. Oft hole er die Leute aber im Ländlichen ab – in Viersen etwa, da gucken dann noch alle, machen Fotos, bevor er sie zum Feiern nach Düsseldorf fährt.

Auch zum Flughafen lassen sich Partygruppen oft fahren. Da hat Belz schon dramatische Szenen mitgemacht – als zum Beispiel ein Trauzeuge die Verlegung des Fluges vom Flughafen in Weeze auf den Düsseldorfer nicht mitbekommen hat und die Gruppe am frühen Morgen noch 50 Minuten hatte, um mit der Limousine vom einen zum anderen Airport zu kommen. Den Flug haben sie am Ende verpasst. „Da wollte ich nicht in der Haut des Organisatoren stecken“, erinnert sich Belz.

Doch das Geschehen im hinteren Bereich bekommt er meist genau mit. Außer natürlich, die Personen wünschen sich Privatsphäre – wie es etwa schon einmal bei einer Hochzeit vorgekommen ist, als das Brautpaar auf dem Weg von der Trauung zur Feier ein bisschen Zeit für sich wollte, bevor der große Trubel losging. Meist aber bleibt die Trennwand zwischen Fahrer und Mitfahrern unten. „Oft werde ich auch mit ins Gespräch einbezogen, immer wieder wird mir dann auch mal ein Schluck Sekt angeboten.“ Den lehnt Belz aber immer entschieden ab  – denn er sei nunmal der Fahrer.

Ans Fahren der langen Wagen habe er sich freilich schnell gewöhnt, sagt er. Für den nötigen Beförderungsschein ist auch ein Stresstest erforderlich gewesen. Partygeschehen hinten, laute Musik und dann trotzdem noch auf den Verkehr achten? Für Sebastian Belz kein Problem. „Irgendwann fühlt es sich an wie ein normales Auto“, sagt er. Weil er aber die Verantwortung für so viele Personen habe, sei er natürlich noch einmal besonders vorsichtig. Dabei müsse er auch aufpassen, dass die Feiernden nicht zu übermütig werden. Weil sich ein paar Mitfahrerinnen mal weit aus dem Fenster gelehnt hatten, ist er schon einmal von der Polizei angehalten worden.

Schocken kann den Chauffeur mittlerweile fast nichts mehr

Insgesamt findet Belz die Arbeit aber eher entspannt. „Für die Fahrer gibt es, finde ich, keinen besseren Nebenjob“, sagt er. Auch wenn man viel am Wochenende arbeiten muss. Genervt ist er weder von den betrunkenen Fahrgästen, noch von Pipi-Pausen im Zehn-Minuten-Takt. Oder von Sektfontänen, wenn es hinten ausgelassener wird und er weiß, dass er am Ende selbst für das Putzen des Wagens zuständig ist – das macht nämlich der Chauffeur. „Ich denke immer, jeder ist mal jung und möchte eine gute Zeit haben.“