Jahresvorschau für Düsseldorf Am Hermannplatz scheiden sich die Geister
Düsseldorf · An der Mobilstation treffen Befürworter und Kritiker der Verkehrswende aufeinander. Was sonst noch wichtig wird im Stadtbezirk 2.
Die Probleme in den einzelnen Stadtbezirken von Düsseldorf sind stets vergleichbar – und irgendwie doch so verschieden. Die Themenblöcke mögen fast identisch sein, inhaltlich drängt sich aber zwangsläufig eine andere Schwerpunktsetzung auf. Das zeigen auch die Stadtteile Düsseltal und Flingern.
Verkehr
Der grüne Bezirksbürgermeister Philipp Schlee begrüßt die geplanten Anwohnerparkzonen rund um den Schillerplatz und die Ahnfeldstraße, zudem fordert er eine Erweiterung für die Quartiere östlichdes Lastrings. Achim Graf (CDU) geht bei dem Thema dagegen die Hutschnur hoch – zumindest, was die drastische Erhöhung der Anwohnerparkgebühren betrifft. Auch die FDP unterstützt dieses Verkehrskonzept nicht, Stephan Meyer würde dem Bau von Quartiersgaragen, etwa am Cranachplatz oder in den geplanten Zooterrassen, auf jeden Fall den Vorzug geben.
Ähnlich kontrovers wird auch die neue Mobilitätsstation am Hermannplatz gesehen: Schlee feiert sie als Erfolg und freut sich auf weitere Standorte. Bei Graf hingegen steht dabei die Vernichtung von Parkraum im Vordergrund. „Für die Menschen, die dort schon jetzt verzweifelt einen Parkplatz suchen, wird es durch diese Station in Zukunft noch viel schwieriger werden.“ Ganz bei ihm ist da die Linke Monika Müller-Klar: „In Flingern-Nord sind in den vergangenen drei Jahren mehr als 100 Parkflächen weggefallen. Die Mobilitätsstation am Hermannplatz hat weitere gekostet hat, obwohl genug Platz an der Ecke des Hermannplatzes gewesen wäre – und zwar ohne Parkplatzverlust.“ Ihr Fokus liegt aber ohnehin auf den Defiziten für Fußgänger.
Ebenfalls beschäftigt die Bezirkspolitiker der barrierefreie Umbau von Haltestellen, die Lindemannstraße steht hier bei Schlee ganz oben auf der Liste. Graf hingegen regt sich über die erneute Sperrung des Kreisverkehrs am Höherweg auf. Auf eine entsprechende Evaluation „warten wir bis heute“.
Bauen
„Insbesondere für die lange verwaisten Flächen Grafental-Ost, am Froschkönigweg sowie an der Sohnstraße hoffe ich auf Fortschritte im neuen Jahr“, sagt Schlee, der sich darüber hinaus über die fortschreitenden Planungen beim Neubau eines Gymnasiums und einer Grundschule in Flingern-Nord freut. Jede Menge halbfertige Baustellen, die den Verkehr behindern und die Gehwege blockieren, sieht Müller-Klar im Stadtbezirk: „Was ist zum Beispiel mit der Rethelstraße 77, was mit Hinz und Kunz an der Bruchstraße?“, fragt sie sich.
Wohnen
Solange nicht fertig gebaut wird, kann auch nicht gewohnt werden. „Die FDP wird generell das Bauen von Wohnungen in Düsseltal und Flingern nicht behindern, wir brauchen sie dringend“, sagt Meyer. Aber nicht zu jedem Preis, schränkt Müller-Klar ein: „Die Linke stimmt grundsätzlich keinem Bauprojekt zu, welches nicht mindestens 50 Prozent sozial geförderten Wohnungsbau anbietet.“ Hinzu kommt, dass sie versucht, alle leerstehenden Häuser aufzuspüren. „Leider ist da die Zusammenarbeit mit der Stadt mehr als beklagenswert.“
Grün
Nach Abschluss der Arbeiten zur Errichtung einer Fernwärmepumpe unter dem Schillerplatz steht 2024 die im Quartier sehnlichst erwartete Wiederherstellung des beliebten Platzes an, „der bei dieser Gelegenheit noch attraktiver gestaltet und unter anderem um weitere Aufenthaltsbereiche, neue Spielgeräte und eine öffentliche Toilette erweitert werden soll“, betont Schlee. In einem Workshop-Verfahren sollen zudem bald neue Ideen für eine mögliche Erweiterung des Stadt-Natur-Parks Flingern sowie für den verfallenden Grafenberger Bahnhof an der Schlüterstraße gesammelt werden, zeigt sich der Bezirksbürgermeister optimistisch.
Und sonst
Die FDP begrüßt die Aufstellung von Regenbogenbänken sehr. „Es gibt in Düsseldorf nur wenige sichtbare Zeichen für Vielfalt und Bürgerrechte“, so Meyer. Eine Forderung: ein Bürgersaal im Neubauprojekt „Grüne Mitte“.