Wasser sparen schadet den Kanälen

Von der Flatrate bis zu höheren Grundgebühren: Neue Preismodelle in der Diskussion.

Düsseldorf. Wasser sparen ist sinnvoll, das ist einer ganzen Generation eingeimpft worden. „Wasser sparen ist kein ökologisch sinnvolles Handeln“, sagt hingegen Petra Beardsley von den Stadtwerken. Sie argumentiert: Es helfe weder den wasserärmeren Ländern, noch der Umwelt. „So lange Wasser im Rhein ist, ist auch genug Frischwasser für die Düsseldorfer da.“

Vor allem aber kann das übermäßige Wasser sparen für Schäden in den Abwasserkanälen sorgen: „Wenn die Kanäle nicht regelmäßig gespült werden, funktioniert das System nicht richtig“, erklärt Claus Henning Rolfs vom Stadtentwässerungsbetrieb. Grund: Wenn zu wenig Wasser fließt, bleiben Fäkalien liegen — sie gären, sorgen für Korrosionen, und die Schwefelsäure zerstört den Beton. Bleibt eine ausreichende Spülung durch den privaten Wasserverbrauch oder durch Regen aus, muss nachgeholfen werden.

So etwa im Sommer 2011: Da strömten an der Berger Straße unangenehme Gerüche aus den Gullys, weil zu wenig Wasser floss. Schließlich rückte der Stadtentwässerungsbetrieb an, um die Ablagerungen mit Hochdruck wegzuspülen. Rolfs: „Die Leitungen sind darauf ausgelegt, dass viel Wasser durchläuft.“

Die Instandhaltung der Kanäle ist ein enormer Kostenfaktor: Sie verschlingen rund 80 Prozent der Abwassergebühren, die Aufbereitung des Wassers kostet sehr viel weniger. Deswegen werden jetzt neue Preismodelle diskutiert. In Krefeld etwa ist eine so genannte Flatrate im Gespräch, also ein pauschaler Preis fürs Frischwasser, der unabhängig vom Verbrauch ist. Dies könnte dazu führen, dass die Menschen wieder mehr Wasser verbrauchen.

Für Rolfs wäre das aber der falsche Weg: „So etwas wäre dem Wert des Wassers nicht angemessen, da habe ich schon rechtliche Bedenken.“ Stattdessen schlägt er eine höhere Grundgebühr vor — bei entsprechend geringeren Preisen fürs Frischwasser.

Auch Ingo Apel von „Haus und Grund“ kennt das Problem: „Die Kanäle sind nur noch zu 30 bis 40 Prozent ausgelastet.“ Eine Flatrate hält aber auch er für wenig sinnvoll. „Die Kosten der Wasseraufbereitung würden so sehr in die Höhe steigen, dass es letztlich wieder auf den Bürger umgeschlagen werden müsste.“ Vor allem im Bezug auf den Umweltaspekt hält er die Idee für kontraproduktiv.

Ähnlich sieht man das bei den Stadtwerken. Wer der Umwelt helfen wolle, solle „virtuelles Wasser“ sparen, meint Beardsley. „Es geht beispielsweise darum, keine Tomaten aus Andalusien zu kaufen — da, wo das Wasser im Sommer tatsächlich knapp ist.“ Sollte die Stadt höhere Grundgebühren vorschlagen, sei man aber gesprächsbereit.