Hildener Grüne woillen Informationen über Klärschlammunfall Das Wasser der Itter ist qualitativ schlecht

Düsseldorf · Vor einer Woche gelangte Klärschlamm aus einem Klärwerk in das Gewässer und ließ hunderte Fische verenden. Aber auch sonst gibt es Handlungsbedarf innerhalb der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.

Eine schnurgerade Itter rund um das Benrather Schloss.

Foto: Andrea Röhrig

Wenn in Kürze die Arbeiten für die Sanierung des Rückstaudeichs der Itter in Höhe von Benrath und Urdenbach auf einer Gesamtlänge von rund 220 Metern starten, dann schützt die Maßnahme zwar davor, dass der Bach dort bei Hochwasser über die Ufer tritt. Doch die Wasserqualität wird nicht verbessert. Und die ist gelinde gesagt sehr schlecht. Nicht erst, seit am Dienstag vor einer Woche rund 3000 Kubikmeter Klärschlamm vom Klärwerk in Solingen-Ohligs aus in die Itter gelangten. Hunderte Fische sind dadurch verendet. Das Ergebnis einer Wasserprobe steht noch aus.

Dass es überhaupt Fische in der Itter gibt, grenzt beim Blick auf den Planungseinheitensteckbrief an ein Wunder. Der ökologische Zustand wird zwischen Solingen-Gräfrath und Hilden als „schlecht“ bezeichnet. Damit fällt die Wasserqualität auf dem Stück bis Hilden noch einmal deutlich schlechter aus als von Hilden bis in den Rhein in Benrath. Hier wird das ökologische Potenzial immerhin noch mit einem „unbefriedigend“ bewertet. Hintergrund für die insgesamt schlechte Qualität des Gewässers: Nach Angaben der Bezirksregierung sind Überschreitungen der Umweltqualitätsnormen unter anderem bei Zink, Blei, Nickel verantwortlich. „Der Eintrag erfolgt zum Teil über Niederschlagswasser, Mischwasser- oder Kläranlagenabläufe.“ Im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie, mit der die Qualität der Gewässer deutlich verbessert werden sollen, gebe es auch für die Itter Planungen sowohl in Bezug auf die Gewässerumgestaltung, als auch zur Verbesserung der Wasserqualität, heißt es auf Anfrage. Zudem gibt es im Unterlauf der Itter eine Belastung durch Perfluoroktansulfonsäure (PFOS). Dabei handelt es sich um einen Stoff, der unter anderem in Galvanisierbetrieben– wie es sie in Solingen gibt – eingesetzt wird, aber auch im häuslichen Abwasser enthalten sein könnte und so über die kommunalen Kläranlagen in den Wasserhaushalt gelangten. Hier will das Land selbst bis 2024 tätig werden und in einem Gutachten die Eintragungspfade für PFOS und dazu ein wirksames Reinigungsverfahren aufzeigen.

Mit der schlechten Wasserqualität steht die Itter bei den Rhein-Zuflüssen aber nicht alleine da: Auch für die Düssel, den Eselsbach und den Hubbelrather Bach gilt, dass der chemische Zustand des Wassers jeweils nicht gut ist. Zuständig für die Umsetzung der Maßnahmen an der Itter innerhalb der Wasserrahmenrichtlinie ist der Bergisch-Rheinische-Wasserverband (BRW), der in seinem Verbandsgebiet rund 950 Kilometer Gewässerläufe verantwortet. Dieser teilt mit, dass „die Europäische Wasserrahmenrichtlinie die Renaturierung der Itter zum Ziel hat, also den guten ökologischen Zustand, beziehungsweise das gute ökologische Potenzial wiederherzustellen.“ Um dies zu erreichen, sei zum einen die ökologischen Durchgängigkeit herzustellen. Zum anderen ermögliche die Schaffung von naturnahen Gewässerstrukturen die Voraussetzung für die naturnahe Entwicklung der Itter. Zudem könne die Aufweitung des Gerinnes und die Anbindung von angrenzenden Auenflächen eine Pufferung von Hochwasserereignissen bewirken.

Das Gewässer fließt in Düsseldorf in großen Teilen durch ein betoniertes grades Bachbett. Das kann an den Stellen rund um das Benrather Schloss nicht so einfach renaturiert werden. Denn das kollidiert mit Denkmalschutzvorgaben. Genauso schwierig ist die Planung einer naturnahen Mündung der Itter in den Rhein. Mit seinen Planungen einer Fischtreppe, damit mehr Fische vom Rein in die Itter schwimmen können, hat der Bergisch-Rheinische-Wasserverband bislang nicht den Nerv bei den Mitgliedern der Bezirksvertretung 9 getroffen. Die Liste der Aufgaben an den BRW, die sich aus den Planungssteckbriefen ergibt, ist lang. Für die meisten Punkte wurde eine Fristverlängerung bis 2033 genehmigt.