Weihnachtsmarkt in Düsseldorf Regenwetter kostet Glühwein-Winzer bis zu 15 Prozent Umsatz

Düsseldorf · Herbert Engist verkauft seit 1996 Glühwein auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt. Seine Zwischenbilanz für 2023: „Wir sind mit weniger zufrieden.“

Weinbauer Herbert Engist vor seinem Stand am Marktplatz.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

(now) Wenn Herbert Engist seine sonnenverwöhnte Heimat im Südwesten von Baden-Württemberg Richtung Düsseldorfer Weihnachtsmarkt verlässt, zieht er einen Hut auf – als Schutz. „Weil es hier so viel regnet“, sagt der Winzer. Seit 1996 hat er seinen Stand mit ausschließlich weißem Glühwein, rheinisches Schmuddelwetter ist für ihn Standard. Dieses Jahr aber ist die Vorweihnachtszeit besonders nass, und der Regen prasselt auch auf das Glühwein-Geschäft ein.

Engists Zwischenbilanz nach rund drei Wochen: „Wegen des Wetters haben wir weniger Kundschaft als letztes Jahr. Unterm Strich werden es zehn bis 15 Prozent weniger Umsatz sein.“ Bleibt der Dezember so nass, wird 2023 das niederschlagsreichste Jahr in NRW seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 werden. So sieht es der Deutsche Wetterdienst. Während der Rhein kurz vor Hochwasser steht, schauen die Kunden bei Winzer Engist nicht so tief wie sonst ins Glühwein-Glas.

Seiner Laune merkt man das nass-kalte Klima nicht an. Der 61-Jährige mit dem Hut und der grünen Brille lacht viel, beschwert sich selten. „Es bringt ja nix, wenn ich mich aufrege.“ Klar, er hätte dieses Jahr den Preis erhöhen können, vielleicht sogar müssen. Die Standmiete, die Löhne, die Energie – alles ist gestiegen. Aber ein Becher „Weißer“ kostet weiter 4,50 Euro. „Wir haben schon letztes Jahr erhöht“, sagt Engist. „Das konnten wir nicht schon wieder machen. Kann sein, dass ich mir deshalb am Ende in den Arsch beiße.“

Noch sind zwei Wochen Weihnachtsmarkt, am 30. Dezember ist der letzte Verkaufstag. Bis dahin sei entscheidend: Wetter gut, Umsatz gut. Aber noch eine andere Sache, „die kann man ja auch ruhig mal schreiben“, sagt Engist. Die Gäste in Düsseldorf seien gut drauf, friedlich, harmonisch. Und das schon seit fast 30 Jahren.

Es war 1990, als sich Herbert Engist – Kellermeister in dritter Generation, aber der erste Selbstständige – deutschlandweit für Weihnachtsmärkte bewarb. Erst nach sechs Jahren bekam er die Zusage für einen eigenen Stand. Dass es Düsseldorf wurde, war Zufall. Dass es Düsseldorf blieb, nicht.

Engist merkte, dass er mit seinem Glühwein einen Nerv in der Bevölkerung getroffen hatte. Nur weiße Trauben, gewachsen und gelesen auf seinem Weingut am Kaiserstuhl nahe Freiburg – fünf Autostunden südlich von Düsseldorf. 10,5 Prozent Alkohol, fruchtiger Geschmack, auf maximal 70 Grad erhitzt.

Am Anfang war sein Glühwein-Stand an der Bolkerstraße, im ersten Jahr musste er „Überzeugungskünschte“ leisten, erinnert sich Engist. „Die Leute haben sich erschrocken, dass der Wein nicht rot war.“ Seit 2000 ist sein Stammplatz auf dem Weihnachtsmarkt am Markplatz, immer in der hinteren linken Ecke.

Dort fühlte er sich so wohl, dass er 2018 das benachbarte Wirtshaus „En de Canon“ übernahm und in eine badische Weinstube verwandelte. Direkt neben dem Düsseldorfer Rathaus ist also die Engist-Ecke.