Edeka in Düsseldorf Warum dieser Supermarkt an Heiligabend doch schließen muss
Düsseldorf · Weil der Tag vor Weihnachten auf einen Sonntag fällt, dürfen Supermärkte nicht aufmachen. So will es das Laden-Öffnungsgesetz. Ein Edeka-Markt in Oberbilk wollte freiwillig öffnen, warb auch dafür – und wurde ermahnt.
Ginge es nach Kaufmann Klaus Tschöpe, wäre Heiligabend für ihn ein Arbeitstag: „Wir haben von 10 bis 14 Uhr geöffnet“ – so steht es in dem Prospekt seines Edeka-Marktes an der Kölner Straße, und auch an der Eingangstür klebten am Freitagmorgen mehrere Schilder zu den besonderen Öffnungszeiten. „Das ist eine freiwillige Entscheidung der Mitarbeiter“, sagte Tschöpe. Drei Leute sollten am 24. Dezember vier Stunden lang im Laden stehen und Lebensmittel verkaufen. „Einer davon werde ich sein.“ Das war der Plan, doch dann kam alles ganz anders.
Am Freitagnachmittag rief nämlich die Bezirksleiterin von Edeka Rhein-Ruhr bei Tschöpe an, um ihn auf das landesweite Ladenöffnungsgesetz (LÖG NRW) hinzuweisen. Demnach dürfen Supermärkte dieses Jahr an Heiligabend nicht öffnen, weil der Tag vor Weihnachten ein Sonntag ist. „Das war ein Missverständnis auf Seiten des Marktleiters“, sagt Svenja Terveer, Sprecherin von Edeka Rhein-Ruhr. „Unsere Märkte bleiben in NRW an Heiligabend und Silvester geschlossen.“ Nach dem Telefonat wollte sie sich darum kümmern, das Werbe-Prospekt des Oberbilker Supermarktes mit dem Hinweis auf die Heiligabend-Öffnung von der Internetseite runter zu nehmen.
Tatsächlich wäre Edeka Tschöpe wohl der einzige Supermarkt in ganz Düsseldorf gewesen, der an Heiligabend geöffnet hätte. Eine stichprobenartige Recherche bei Filialen der Supermarkt-Ketten Rewe, Aldi, Lidl, Penny, Edeka und Netto hat gezeigt, dass sich dort am 24. kein Türchen öffnet. „Es kommt nur alle paar Jahre vor, dass Heiligabend auf einen Sonntag fällt“, sagt Rüdiger Zurheide, Chef des Edeka-Marktes an der Berliner Allee. „Wir wollen unseren Mitarbeitenden deshalb die seltene Chance geben, zu Weihnachten bei ihren Familien zu sein.“ Bei Klaus Tschöpe dagegen war es andersherum: „Zwei meiner Mitarbeiter wollten gerne an Heiligabend arbeiten und Geld verdienen.“
Kiosk oder Läden am
Flughafen dürfen geöffnet sein
Doch das verhindert ein Gesetz, das relativ umfangreich und nicht leicht zu verstehen ist – und dessen entscheidender Wortlaut noch dazu vor einigen Jahren auch noch verändert wurde. Das LÖG NRW regelt in Paragraph 5, dass an Sonn- und Feiertagen lediglich „Verkaufsstellen“ geöffnet sein dürfen, „deren Kernsortiment aus Blumen und Pflanzen, Zeitungen und Zeitschriften oder Back- und Konditorwaren besteht“.
Auf gut Deutsch: Blumenläden, Kioske und Bäckereien. Außerdem dürfen Weihnachtsbaum-Verkaufsstände öffnen. Sonst niemand. Vor 2017 gab es eine Ausnahmeregelung für Supermärkte an Heiligabend-Sonntagen, sagt Carina Peretzke vom Handelsverband NRW. „Aber seit einigen Jahren ist die Ladenöffnung sehr restriktiv.“
Die einzige gesetzliche Ausnahme für die Supermärkte am 24. Dezember 2023 besteht in Flughäfen und Bahnhöfen. Dort ist die Öffnung bis maximal 17 Uhr erlaubt. Die Supermarkt-Kette Rewe bestätigt auf Anfrage, dass die Filiale im Düsseldorfer Flughafen an Heiligabend von 6 bis 17 Uhr geöffnet hat. Der Grund für diese Ausnahme: „Aufgrund der Ausrichtung auf Artikel der Unterwegsversorgung ist das kein klassischer Rewe-Supermarkt, in dem man Weihnachtsesseneinkäufe macht.“ Wie lange die Edeka-Filiale am Hauptbahnhof an Heiligabend öffnet, ist noch ungewiss. Ein Mitarbeiter an der Kasse sagte am Freitagmorgen, man habe jeden Tag im Jahr 24 Stunden lang geöffnet. Ob das allerdings auch am kommenden 24. Dezember der Fall sein wird, konnte Edeka Rhein-Ruhr „so spontan vor dem Wochenende“ nicht mehr herausfinden.
Dass Heiligabend und Silvester auf einen Sonntag fallen und damit die Einkäufe vor den Feiertagen nicht kurzfristig erledigt werden können, kommt übrigens noch seltener vor als Schaltjahre. Der nächste Heiligabend-Sonntag ist der 24. Dezember 2028, und danach erst wieder im Jahr 2034.