Kirmesgeschichten Wenn die Schützen auf den Rummelplatz bitten . . .

. . . dann kommen fast alle wichtigen Köpfe der Stadtgesellschaft — zum letzten Stelldichein vor der Sommerpause.

„Du hast mehr Lametta“: Oberbürgermeister Thomas Geisel frotzelt Schützen-Chef Lothar Inden — beide zeigten sich am Dienstag blendend gelaunt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Traditionell treffen sich am Dienstagmorgen beim Gäste-Vogel-Schießen die Spitzen aus Politik und Wirtschaft auf der Kirmes. Dabei legt Schützenchef Lothar Inden übrigens immer großen Wert auf die Tatsache, dass man sich nicht zum Gästeschießen trifft: „Denn wir schießen ja auch nicht auf unsere Gäste.“

Foto: Sergej Lepke

Der amtierende Schützenkönig Andreas-Paul Stieber genießt gerade seine letzten Tage als Majestät: „Wehmut kommt bestimmt am Freitag auf, aber das Amt lebt ja auch davon, dass die Zeit begrenzt ist.“ Bereits Dienstagabend wurde sein Nachfolger ausgeschossen, der am Freitag beim Krönungsball in sein Amt eingeführt wird. Stieber wiederum hat beim Abend der Jugend am Montag im Festzelt noch gelernt, wie man Macarena tanzt. Freuen wird sich demnächst auch der Verein Rennniere, dem Stieber vorsteht. Der Verein kümmert sich um dialysepflichtiger Kinder und in seiner Amtszeit hat Stieber über 10 000 Euro für den Verein gesammelt.

Die weiteste Anreise hatte am Dienstag Klaus-Peter Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank. Er kam extra aus Frankfurt, um alte Freunde wie Jobsi Drießen oder Messechef Werner Dornscheidt zu treffen. Müller hat auch Düsseldorfer Wurzeln, schließlich war sein Vater Peter Müller von 1961 bis 1964 ehrenamtlicher Oberbürgermeister von Düsseldorf.

Ganz leger in kurzen Hosen kam Fabian Zachel, Ex-Chef vom Organisationskomitee für die Tour de France, auf die Rheinwiesen: „Ich bin ja nur noch privat hier und außerdem habe ich Urlaub.“ Ebenfalls leger, aber aus ganz anderen Gründen, kam Angela Erwin in Flip Flops daher. „Ich bin am Sonntag den ganzen Tag beim historischen Umzug auf hohen Hacken durch die Gegend gelaufen. Und die Blasen schmerzen so sehr, dass ich keine vernünftigen Schuhe anziehen kann.“

„Völlig unnötiges Theater“, so bezeichnete Schützenchef Lothar Inden vereinzelte Kritik an Oberbürgermeister Thomas Geisel, der am Samstag nicht bei der Investitur des Schützenkönigs weilte, sondern sich erst beim Reitturnier CHIO in Aachen blicken ließ und sich dann mit seiner Kölner Amtskollegin Henriette Reker bei den Kölner Lichtern traf. Inden: „Unser OB darf ruhig auch Termine außerhalb wahrnehmen, das ist für uns kein Thema.“ Geisel freilich räumte ein, ihm sei schon klar gewesen, „dass es nicht unheikel ist, wenn ich bei der Investitur fehle.“ Aber er sei immerhin bei 13 von 15 Schützenterminen dabei gewesen, das sei doch eine recht gute Quote.

Geisel freut sich jetzt auf den Urlaub mit seiner Familie. Von Paris aus — wo er sich das Finale der Tour de France anschaut — geht es am Sonntag für zwei Wochen nach Griechenland. Ziele dort u.a.: der Peloponnes und die Insel Kea.

Unter den Gästen auf dem Schützenplatz: Polizeipräsident Norbert Wesseler, die Präsidentin des Oberlandesgerichtes Anne-José Paulsen sowie ihr Kollege vom Landgericht Bernd Scheiff, Altstadtlegende Engelbert Oxenfort und Kirchenhistoriker Ulrich Brzosa. Auch die Venetienriege war mit Heidrun Leinenbach, Sara Flötmeyer, Ute Heierz-Krings und Claudia Monreal stark vertreten.

Das Schießen um den Gäste-Vogel gewann Norbert Schüßler (Bruder von Hille Erwin), bei den Journalisten siegte Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster — schon das zweite Mal nach 2012.