Düsseldorf Werden kranke Kö-Kastanien gefällt?
Den Bäumen auf Düsseldorfs Prachtmeile machen Bakterien, Motten und Pilze zu schaffen.
Düsseldorf. Die Rosskastanie gehört wegen ihrer verschwenderischen Blütenfülle im Mai zu den beliebtesten Straßenbäumen der Stadt. 3500 schmücken derzeit unzählige Alleen und Biergärten. Auch die Königsallee wurde bei ihrer Anlage 1807 wie selbstverständlich mit Rosskastanien bepflanzt und hieß bis 1851 dementsprechend Kastanienallee.
Doch jetzt, ein gutes Vierteljahr nach der Blütezeit, ist von verschwenderischer Blütenpracht wie schon in manchem Vorjahr nichts mehr zu sehen. Bei rund einem Viertel sind die Blätter braun wie im Herbst. Wobei das Bild keineswegs einheitlich ist: Einige Bäume sind schon fast kahl, andere daneben stehende Bäume wirken noch voll im Saft.
Eine Erklärung, warum die einzelnen Baumindividuen unterschiedlich stark befallen sind, gibt es noch nicht. Wohl aber, was den Kastanien auf der Kö (und nicht nur dort) zu schaffen macht — nämlich eine Kombination von drei Krankheiten. Da ist zum einen die Balkan-Miniermotte, deren Raupen sich durch die Blätter fressen und diese absterben lassen. Die Blätter der weißblühenden Kastanie, schmecken ihren Larven anscheinend besonders gut. Seit den 90er Jahren hat sich die Miniermotte von Südosteuropa aus auf dem Kontinent ausgebreitet und mittlerweile fast den kompletten Düsseldorfer Kastanienbestand befallen.
Hinzu kommt die Bakterienkrankheit „Pseudomonas syringae“, die sich über Wunden in der Rinde einnistet und den ganzen Gewebebereich des Baumes bis in die Krone zerstört. Dabei bilden sich Risse, aus denen ein orangefarbener oder rotbrauner Schleim austritt, so dass die Bäume aussehen, als ob sie bluten würden.
Doch dabei bleibt es nicht: In den Rissen siedeln sich holzzersetzende Pilze an, die den Baum quasi von innen aushöhlen. Gegen diese besonders auf Kastanien übergreifende Doppelerkrankung aus Bakterium und Pilz wurde noch kein Heilmittel entdeckt. Im Gegenteil: Sie verbreitet sich relativ schnell.
Und noch etwas macht den Kö-Kastanien zu schaffen: Im Winter gestreutes Streusalz. Für die Straßenbäume ist es ein erheblicher Stressfaktor. Die Blattränder verfärben sich und nach und nach sterben Teile der Krone ab. Vor einem Jahr mussten deshalb zwei Kastanien auf der Kö/Ecke Königstraße gefällt werden.
Auch die Platanen, die mit 100 Exemplaren die 115 Kastanien auf der Kö ergänzen, sind nicht gesund, denn sie sind von dem Schlauchpilz Massaria befallen. Massive Fällaktionen wird es auf der Kö aber nicht geben. „Wir werden die Entwicklung der kranken Kastanien beobachten. Sollten die jetzt kahlen Bäume im Frühjahr nicht mehr austreiben, werden sie gefällt. Aber ansonsten wird weiter beobachtet“, sagt Gartenamtsleiterin Doris Törkel.