Städtevergleich Wie attraktiv ist Düsseldorf noch für die Wirtschaft?

Ein Städtevergleich zeigt: Die Entwicklung in Sachen Jobs und Gewerbesteuer ist anderswo besser.

Der Vergleich wichtiger Kennzahlen von großen deutschen Städten im Zehn-Jahres-Abstand zeigt, dass Düsseldorf nicht an der Spitze liegt.

Der Vergleich wichtiger Kennzahlen von großen deutschen Städten im Zehn-Jahres-Abstand zeigt, dass Düsseldorf nicht an der Spitze liegt.

Düsseldorf. Es war der frühere Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU), der Düseldorf die „Wirtschaftslokomotive Zentraleuropas“ nannte. Ob das jemals zutraf, sei dahingestellt. Heute jedenfalls stellt sich die Lage deutlich anders dar: Der Vergleich wichtiger Kennzahlen von großen deutschen Städten im Zehn-Jahres-Abstand zeigt, dass Düsseldorf nicht an der Spitze liegt.

Die Skyline von Düsseldorf.

Die Skyline von Düsseldorf.

Foto: Judith Michaelis

Während die Stadt bei der Entwicklung der Übernachtungszahlen (Touristen und Messegäste) auf Augenhöhe mit den anderen Metropolen ist, hinkt die Entwicklung bei der Zahl der Jobs und bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer hinterher.

Die Gründe dafür sind vielfältig. In einigen Städten gibt es Sonderfaktoren (etwa in Berlin den Nachholbedarf nach der Teilung) — und die Entwicklung vollzieht sich auf unterschiedlicher Basis, etwa was die Flächenpotenziale oder die Einwohnerentwicklung angeht. Trotzdem zeigen die Zahlen deutlich: Die wirtschaftliche Entwicklung hier verläuft gut, aber gebremst.

„Wir haben unseren Zenit überschritten“, sagt dazu der CDU-Ratsherr und ehemalige Landtagsabgeordnete Olaf Lehne. „Früher war Düsseldorf Sitz von fünf Dax-Unternehmen, jetzt gibt es nur noch eines.“ Er glaubt, dass es seit Erwins Zeit Versäumnisse gab: „Es gibt Gestalter und Verwalter. Erwin war ein Gestalter.“ Wirtschaftsförderung sei für ihn Chefsache gewesen, „wenn man bei großen Unternehmen etwas erreichen will, braucht es das Gespräch auf Augenhöhe.“

Defizite sieht er aktuell bei den Serviceleistungen der Verwaltung (z.B. die Dauer von Baugenehmigungen) oder den einheitlichen Auftritt: „Eine Verwaltung muss mit einer Stimme sprechen.“ Und: „Wir brauchen eine gute Infrastruktur, ein Ausbau des Reisholzer Hafens ist dringend nötig.“

Zumindest da stimmt SPD-Experte Frank Spielmann zu, der politischen Einschätzung aber widerspricht er: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sei gerade dabei, verlorenes Terrain zurück zu gewinnen. „Es gibt ein Bekenntnis zur Industrie — die war früher nicht gerngesehen in der Stadt. Geisel ist in engem Austausch mit den Unternehmen, spricht aber auch mit den Arbeitnehmern. Das geht in die richtige Richtung.“

IHK-Geschäftsführer Udo Siepmann indes sieht die Stadt insgesamt gut aufgestellt. Aber er mahnt auch: „Einige strukturelle Probleme sind nicht von der Hand zu weisen.“ In den Bereichen Energie- und Finanzwirtschaft sowie Telekommunikation habe der Strukturwandel die Stadt stärker getroffen als andere. Dies sei verkraftbar, die Stadt müsse aber Antworten auf die Fragen der Zukunft finden. „Die Flächenknappheit bei Wohnen und Gewerbe wird sich noch verschärfen. Bis 2030 droht ein Defizit von 12 000 Wohneinheiten, für das Gewerbe werden 70 Hektar fehlen. Die Antwort kann nur eine stärkere Kooperation der ganzen Region sein.“

Alexander Konrad von der Handwerkskammer sieht das ähnlich. Düsseldorf biete für die Wirtschaft „gute Rahmenbedingungen auf hohem Niveau“, aber: „Es fehlt eine Debatte darüber, auf welcher Grundlage die Stadt ihre Leistungsfähigkeit in der Zukunft erhalten will.“ Auch er glaubt, dass es ohne eine größere regionale Kooperation nicht gehen werde. „Da fehlt es leider noch an Mut.“