Geschichte Wie der Flughafenbrand einen Überlebenden prägte

Düsseldorf · In einer WDR-Dokumentation erzählt der Zeitzeuge Christian Reiling (60), wie es ihm ergangen ist.

 Christian Reiling heute: Er sieht das Leben mit anderen Augen.

Christian Reiling heute: Er sieht das Leben mit anderen Augen.

Foto: WDR/Jocham, Florian

Er steht am Airport, gesund und munter, mit Anzug und Krawatte. Und ihm ist klar:  Beinahe  wäre sein Leben vor 23 Jahren beendet worden. Christian Reiling (heute 60) ist einer der wenigen, die aus der Feuerhölle am Düsseldorfer Flughafen im April 1996 entkamen. Das WDR-Fernsehen widmete ihm nun in der Reihe „Unser Land in den 90ern“ einen Beitrag, gezeigt wird er am Freitagabend um 20.15 Uhr im WDR.

Rückblick: Es ist der 11. April 1996, als am Airport emsiger Betrieb herrscht. Es sind die letzten Tage der Osterferien. Arbeiter schweißen an einer Dehnungsfuge oberhalb eines Blumenladens. Funken fallen hindurch, entzünden die Zwischendecke, lösen einen Schwelbrand aus. Im Terminal befinden sich zu diesem Zeitpunkt etwa 2500 Menschen.

 Christian Reiling (damals 37) im Krankenhaus nach seiner Rettung.

Christian Reiling (damals 37) im Krankenhaus nach seiner Rettung.

Foto: WDR/Jocham, Florian

Nach dem Toilettenbesuch waren alle anderen Wartenden weg

Reiling: „Ich war viel zu früh am Flughafen, suchte die Toiletten auf.“ Als er sich die Hände wusch, hörte er bereits die Notfall-Durchsagen. „Dann machte ich die Tür auf, und dort war schon alles dunkel und verraucht.“ Der Schock: Die Türen waren verriegelt – kein Entkommen mehr. Die meisten anderen Passagiere waren bereits geflohen. In Sekundenschnelle hatte der Schwelbrand eine 100 Quadratmeter große Decke in Flammen gesetzt. Wie später vor Gericht herauskam, war im Airport Schaumpolystyrol zur Isolierung verbaut worden, das leicht entflammbar ist.

„Die Luft wurde knapp, das halbe Leben geht einem durch den Kopf. Und jetzt ist das vielleicht das Ende deines Lebens“, denkt der eingesperrte Reiling. Mit seinem Siemens-Handy, das er als Andenken immer noch aufbewahrt, ruft er seine Sekretärin in Dresden an, schildert ihr die Lage. „Ich hörte Geräusche, ging auf alle viere und versuchte mich bemerkbar zu machen.“

Feuerwehrmänner bringen ihn schließlich aus dem Gebäude. Reiling kann gerade noch einen der Retter umarmen, dann sackt er zusammen. Mit einer schweren Rauchgasvergiftung kommt er in eine Klinik. Er überlebt. Später stellt sich heraus: Die Sekretärin hatte die Retter informiert, die dann gezielt nach ihm suchten.  Viele haben nicht so viel Glück: Die größte Brandkatastrophe aller Zeiten an einem deutschen Flughafen fordert 17 Menschenleben. Brandschutzbestimmungen haben sich seither geändert, die Feuerwehren wurde aufgestockt.