Düsseldorf Wildpark: Fokus liegt auf artgerechter Haltung

Erstmals hat der Wildpark mit Björn Porsche einen richtigen Leiter. Und der setzt auf viele kleine Änderungen.

Düsseldorf: Wildpark: Fokus liegt auf artgerechter Haltung
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Forstdirektor Paul Schmitz hat lange dicke Bretter bohren müssen: „Der Wildpark ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Stadt, war bisher aber immer ein Anhängsel des Forstreviers Mitte“, sagt er. Revierleiter Jürgen Schultze und Revierförsterin Nina Jäger haben den Park „nebenbei“ betreut.

Seit 1. Mai hat der Wildpark nun mit Björn Porsche erstmals einen eigenen Leiter. „Er war unser Wunschkandidat“, sagt Schmitz. Der 35-jährige Neusser hat ab 1996 seine Försterlehre und seine Meisterprüfung im Düsseldorfer Gartenamt gemacht und war später in der Forstwirtausbildung tätig. Seit zwei Jahren ist er Vorhandwerker und nun Wildparkleiter. Trotz der intensiven Vorbereitung für das Wildparkfest am Sonntag fand er Zeit, sich einigen Fragen zu stellen.

Herr Porsche, was reizt Sie an der Arbeit im Wildpark?
Björn Porsche: Wir sind kein Zoo, der Tiere zur Schau stellt, sondern versuchen ihre Lebensräume so natürlich wie möglich zu gestalten. So haben wir für das das Muffelwild, das eigentlich auf Korsika lebt, im letzten Jahr eine Felsenanlage bebaut, bei dem die Tiere wie in ihrer Heimat über verschiedene Steine laufen müssen. Das hat um die 6000 Euro gekostet, erspart uns aber auf lange Sicht, das Beschneiden der Hufe — ist also eine gute Investition.
Für die Damhirsche haben wir ein Hochzeitsgatter angelegt, in das die Hirsche zur Brunftzeit gebracht werden. Wegen des fehlenden Geweihs können die Mädels in dieses hinein schlüpfen, die Herren kommen aber nicht heraus. Diese Haltung entspricht übrigens auch ihrem natürlichen Verhalten, denn die Damhirsche suchen sich einen festen Brunftplatz, von dem aus sie nach den Weibchen rufen. Und diese kommen dann zu ihrem Auserwählten. Und für die Besucher hat das den Vorteil, dass der Wildpark im Herbst nicht mehr zu großen Teilen gesperrt werden muss.

In ihrem Tierbestand gibt es keine Rehe mehr. Warum nicht?
Porsche: Rehe sind sehr empfindlich und keine Weidetiere wie die Hirsche. Sie halten sich viel lieber in Hecken und im Gebüsch auf und naschen junge Triebe, statt auf Lichtungen zu weiden. Als wir noch Rehe hatten, hielten diese sich meist in den Zwischengehegen auf, wo die Besucher sie nicht sehen konnten.

Mittlerweile haben Sie am Wildschweingehege eine große Außenterrasse. Wie kam es dazu?
Porsche: Das ist eine Folge von Ela. Der Sturm hat einen ganzen Hang abgeräumt. Dort haben wir nun in Eigenarbeit die Terrasse gebaut, von der aus man einen fantastischen Blick ins Wildschweingehege hat. Und damit den Schweinen dort nicht langweilig wird, haben wir zur Beschäftigungstherapie in Eigenarbeit ein Fass gebaut, das alle paar Stunden Maisschrot ausspuckt. So haben die Schweine immer etwas zu suchen.

Wie hat der Wildpark den Sturm Ela insgesamt überstanden?
Porsche: Es ist erstaunlich wenig passiert, denn der Park liegt hinter der Bergkuppe. Am meisten wurde der Zaun geschädigt, den wir danach komplett ersetzten. Ebenso die Eingangstore.

Eine beliebte Beschäftigung der Besucher ist das Füttern der Tiere. Ist das erlaubt?
Posche: In Maßen schon. Allerdings sind die ehemals so beleibten Spaghetti absolut tabu. Mit Möhren und Äpfeln kriegt man alle, aber auch mit Erdnüssen. Und die Wildschweine sind besonders scharf auf Walnüsse.

Sie sind mit Leib und Seele Förster. Haben Sie noch andere Hobbys?
Porsche: Ich spiele seit 28 Blasinstrumente und bin seit 19 Jahren im Fanfarenkorps Reuschenberg. Seit ich Vater bin — meine Kinder sind ein und drei Jahre alt — habe ich meine Musikertätigkeit etwas zurückgefahren. Die Familie geht eben vor.