Düsseldorf Den Schachfans fehlen die Damen
In den Düsseldorfer Schachvereinen spielen auch Frauen und Mädchen. Doch es sind nur wenige.
Düsseldorf. Wie im Spiel, so im Leben: Auf eine Dame beim Schach kommen 15 männlich klingende Figuren. Vorrangig gibt es Bauern, von Bäuerinnen spricht man ja eher nicht. Aber auch an den Spielbrettern der Düsseldorfer Schach-Vereine sind Frauen und Mädchen unterrepräsentiert.
Der Mädchenanteil unter den jungen Vereins-Mitgliedern belaufe sich auf gerade mal 20 Prozent, sagt Tobias Finke (30), einst Jugendwart, jetzt 1. Vorsitzender des 1986 gegründeten Vereins Schachfreunde Gerresheim (SFG86). Erwachsene Frauen seien noch viel stärker unterrepräsentiert. Dabei gebe es bei Tournieren so etwas Ähnliches wie eine Frauenquote. Man müsse im Rahmen von Mannschaftskämpfen immer eine Frau mitspielen lassen, weiß Finke: „Das ist eine generelle, deutschlandweit ausgeschriebene Regel.“
Unter den Gerresheimer Schach-Freunden sei derweil jede Generation vertreten. Das jüngste Mitglied sei sechs Jahre alt, das älteste Ende 70. „Ich selber bin mit 13 Jahren zum Schach gekommen“, sagt Finke. Er sei damals in seiner Schulklasse als Störenfried berüchtigt gewesen. Beim Schach habe er seine Überschussenergie dann besser kanalisieren können.
Überhaupt sei gutes Schachspielen zunächst einmal weder eine Frage des Alters noch des Geschlechts, erklärt Finke und weist auf den Rekord hin, den in diesem Jahr eine 87-jährige Ungarin beim Simultanschach in Budapest aufgestellt habe. Vor allem aber auf dem einfachen Vereinsniveau hätten Frauen und Männer die gleichen Chancen zu gewinnen. Nur in den Gefilden der Weltrekordler würden sich größere Unterschiede bemerkbar machen. „Unter den 100 besten Schachspielern der Welt befinde sich nur eine Frau“, sagt Finke.
„Frauen gewinnen bei uns genauso oft wie Männer“
Darüber, warum das so sei, könne man nur spekulieren. Bei Untersuchungen sei einmal heraus gekommen, dass sich Männer in Labyrinthen besser orientieren könnten als Frauen, erzählt Finke. Nach eigener Erfahrung im Schachverein könne er jedenfalls nicht bestätigen, dass Frauen schlechter spielen. „Frauen gewinnen bei uns genauso oft wie Männer.“ Dennoch seien die Damen selten an den Brettern zu finden. „Ich würde mich freuen, mehr Frauen hier zu haben“, sagt Finke. In Deutschland gebe es sogar einen Förderverein für Mädchen-Schach.
Einen Verhaltens-Unterschied zwischen Frauen und Männern habe er ins seinem Verein aber bereits festgestellt: „Mädchen sind mehr in Gruppen aktiv, für Jungs sind Gruppen nicht so wichtig.“ Generell gelte aber der Grundsatz: „Gleich und Gleich gesellt sich gern.“ Jüngere spielen gerne gegen Jüngeren, und Frauen am liebsten gegen Frauen.
Im Düsseldorfer Schachclub 1914/25 in Pempelfort befinden sich unter den 140 Mitgliedern neun Mädchen. Sie gehören zur 40-köpfigen Jugendgruppe des Vereins. „Neun Mädchen — das ist für Schach sehr viel“, sagt Alexij Savchenko (23), seit zwei Jahren Jugendwart im Club. Die Anzahl würde ausreichen Mädchen-Meisterschaften auszutragen, bei denen immer vier gegen vier antreten würden.
Gesondert Werbung um Frauen und Mädchen mache man nicht. „Ein Mädchen bringt ein anderes mit, die wiederum kann ihre beste Freundin für eine Mitgliedschaft im Schachclub begeistern.“ Den Grund für den relativ hohen Mädchenanteil sehe er in den Turnier-Erfolgen, sagt Savchenko. Die Jugend-Mannschaft U20 sei gerade in die Bundesliga aufgestiegen. Solche Siege machten den Club attraktiv. Auch die Mädchen hätten Anteil am Erfolgs-Image. In diesem Sommer seien sie NRW-Mannschaftsmeister geworden.