Als Papier und Stift noch Mangelware waren

Im Heine-Institut dreht sich alles um die Geschichte von Schreibutensilien — und ihre bekannten Besitzer.

Foto: Heinrich-Heine-Institut

Die aktuelle Sonderausstellung im Heinrich-Heine-Institut gibt Besuchern die Möglichkeit, viel Interessantes über die Geschichte der Schreibwerkzeuge zu erfahren. Von historischen Schreibfedern aus dem 19. Jahrhundert wird der Bogen bis zu den Anfängen der Computerschrift gespannt, dazu gibt es viele originale Schriftstücke zu sehen.

Foto: Heinrich-Heine-Institut

Und ein kleines Versuchslabor, in dem man sich selbst zum Beispiel in der Kunst der Spiegelschrift versuchen kann, gibt es auch. Die Zeitreise beginnt, wenig überraschend, beim Namensgeber des Instituts. Heinrich Heine nutzte in der Regel Gänsefedern, auch wenn sich diese sehr viel schneller abnutzten als ihr Pendant aus Stahl. Während seiner Jahre in der Matratzengruft versuchte er, seiner Mutter so lange wie möglich handschriftlich und mit Feder und Tinte zu schreiben. „Er wollte ihr nicht zeigen, wie krank er ist. Je weiter die Krankheit voranschritt, umso größer wurde seine Schrift“, erklärt Direktorin Sabine Brenner-Wilczek.

Foto: Heinrich-Heine-Institut

Die Ausstellung geht in eine Zeit zurück, in der es Papierbögen auch noch in Apotheken zu kaufen gab. „Papier war sehr begehrt. Deshalb blieb auch kein noch so kleiner Schnipsel unbeschrieben“, sagt Sabine Brenner-Wilczek. Aber auch Tinte war damals begehrt. Die Niederschrift eines kurzen Gedichts von Fontane zeigt anschaulich, wie lange eine Tintenladung damals hielt. Fontane schrieb die wenigen Zeilen am Stück, dabei wird die Schrift zum Ende hin aber immer blässlicher.

Sabine Brenner-Wilczek, Direktorin des Heinrich-Heine-Instituts.

Foto: Judith Michaelis

Auf einem nachgebauten Schreibtisch des Vielschreibers Herbert Eulenberg finden sich mit Löschwippe, Löschsand und Löschpapier Utensilien, die heute wohl auf keinem Schreibtisch mehr zu finden sind.

Immer noch geläufig hingegen sind Filzstift und Kugelschreiber. Zwei ausgestellte Exemplare davon gehörten dem Liedermacher Wolf Biermann. „Er war einer der wenigen, der die Spiegelschrift perfektioniert hat“, erklärt Sabine Brenner-Wilczek.

Auch in das Goldene Buch der Stadt Düsseldorf trug sich Biermann spiegelverkehrt ein. Enden tut die Zeitreise in die Welt der Schreibgeschichte mit den Anfängen des Computers. Der ausgestellte Macintosh, Baujahr 1989 und damals zum Kaufpreis von 5000 Euro zu haben, hat allein wegen seinem Gewicht, stolze neun Kilo, ein Vierteljahrhundert später auch bereits musealen Charakter. „Es ist aber schön zu sehen, dass nicht alle die Handschrift von der Agenda genommen haben“, sagt Sabine Brenner-Wilczek.

Im kleinen Versuchslabor können sich die Besucher nach dem Rundgang durch die zwei Ausstellungsräume auch selbst in Techniken wie Spiegelschrift, Stenographie, Klecksographie und Telegramm schreiben versuchen. Stahlfeder und antiquierte Reiseschreibmaschinen stehen dafür bereit. Kleine, aber feine Ideen, die das Thema der Ausstellung noch anschaulich machen und den Ausflug in die Geschichte des Schreibens gelungen abrunden.