Seminar Mit dem Blick für die Blaue Stunde und den Goldenen Schnitt
Hobby-Fotografen lernen ihre Kamera beim VHS-Kurs unter fachkundiger Anleitung besser kennen.
Düsseldorf. An einem strahlenden Sonntag machen sich rund ein Dutzend Teilnehmer des Seminars „Düsseldorf XXL — Digitale Fotografie für Einsteiger“ bis zum Einbruch der Dunkelheit auf den Weg durch die Stadt, um die schönsten Motive mit der Kamera einzufangen. Schauspielhaus, Kö-Bogen, Jan-Wellem-Reiterdenkmal, Schlossturm und weitere hiesige Sehenswürdigkeiten kamen in den Fokus.
Doch bevor der Auslöser betätigt wird, kommt eine eineinhalbstündige Einführung auf die Kursteilnehmer zu. Denn mit der Automatik-Einstellung des Fotoapparats soll es ja nicht getan sein. „Sie wollen ja bessere Fotos machen als Ihre Nachbarn“, sagt Seminarleiter Karl-Heinz Gäbel. Und er trifft damit freilich ins Schwarze. Denn wer sein Seminar besucht, will endlich mal seinen eigenen Fotoapparat richtig kennenlernen und wissen, zu welchem Zweck und auf welche Weise er die vielen Funktionen anwenden kann.
„Ich interessiere mich total für Landschafts- und Natur-Fotografie“, sagt Teilnehmer Michael Janszen. „Ich möchte lernen, mit den Kameraeinstellungen besser arbeiten zu können.“ Die Gebäude im Medienhafen haben es der Düsseldorferin Christine Averberg angetan. „Ich springe mit der Kamera viel in der Natur herum, fotografiere aber auch gerne die Skyline mit dem Rheinturm.“
Nun haben die Seminarleiter Karl-Heinz Gäbel und Stefan Esser das Wort: „Das Erste, was einen guten Fotografen auszeichnet, ist die Verwendung einer geeigneten Sonnenblende, um seitliches Licht abzuhalten“, erklärt Gäbel. Die Sonnenblende sei ein preiswertes Extra, das man haben sollte. Die Qualität der Kamera stehe und falle jedoch mit der Güte des Objektivs. „Hauptsache das Objektiv ist hochwertig, der Rest drum herum kann eine Pappschachtel sein.“
Dann kommen die Dozenten auf die drei großen Säulen der Fotografie zu sprechen: 1. Blende, 2. Belichtungszeit, 3. Iso-Zahl. Die Blende öffne sich und ziehe sich zusammen wie die Pupille des Auges. Bei der Einstellung 1:1 sei sie ganz weit offen, bei 1:22 ziemlich eng. Die mittlere Einstellung sei 1:8.
Die Belichtungszeit könne der Fotograf ebenfalls stark variieren lassen — von Bruchteilen einer Sekunde bis zu beliebig vielen Sekunden. Nur brauche man bei langer Belichtungszeit unbedingt ein stabiles Stativ. „Sonst verwackelt das Foto heftig.“ Insbesondere bei Nachtaufnahmen seien lange Belichtungszeiten erforderlich. Die Iso-Zahl kennzeichne die Lichtempfindlichkeit des Films.
„Bei einer hohen Iso-Zahl wird das Bild grobkörnig. Man spricht dann in Fachkreisen vom Rauschen des Bildes“, erläutert Seminarleiter Karl-Heinz Gäbel. Für feine Aufnahmen müsse man also die Iso-Zahl niedrig halten. „Endlich lerne ich mal meine Kamera kennen“, sagt eine Teilnehmerin leicht selbstironisch.
Dann der Höhepunkt der Fotokunst: die so genannte Blaue Stunde. Das sei die Zeit, kurz bevor die Sonne untergehe, sagt Gäbel. Dann gebe es das schönste Licht mit einem besonderen Blau. Davor macht die Gruppe erst einmal eine Nachmittagspause — nach allerhand Fußmärschen durch Düsseldorf. Als Objekt für die Blaue Stunde wurde der Rheinturm am Hafen auserkoren. Doch das Licht sei bei einem solchen Motiv noch nicht alles. Und so erklärt der Fotoexperte seinen Schülern noch so manches, etwa über den „Goldenen Schnitt.“