Wirtschaft: Firmen setzen auf Studienabbrecher
Ehemalige Studenten können mit einer speziellen Qualifikation in eine verkürzte Lehre gehen.
Düsseldorf. Vor einigen Monaten berichtete die Westdeutsche Zeitung über ein Modell aus Aachen, bei dem Studienabbrechern die berufliche Zukunft in einem Ausbildungsberuf mit einer Verkürzung der Lehrzeit versüßt werden sollte. Jetzt springt auch die IHK-Düsseldorf auf das Projekt — und nennt es „Reboot!“
Hierbei haben Düsseldorfer Studienabbrecher ab sofort die Möglichkeit, sich in nur 18 Monaten zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration ausbilden zu lassen. Abgeschlossen wird mit einer ordentlichen Prüfung der Kammer, die damit auch dem Facharbeitermangel in Unternehmen entgegensteuern möchte. Gleichzeitig wird den Studienabbrechern eine zweite Chance in ihrem beruflich favorisierten Metier gegeben.
Die IHK erwartet in den kommenden 20 Jahren eine Arbeitslücke von 33 000 bis 53 000 Erwerbstätigen im Raum Düsseldorf. Auch die Firmen in der Stadt werden laut IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann betroffen sein, obwohl die Stadt-Bevölkerung wachsen wird. Viele Facharbeiter aus der Region, so seine Prognose, werden aufgrund von Arbeitsplätzen an ihrem Heimatort nicht mehr in die Stadt pendeln. Deshalb arbeitet die Kammer jetzt mit entsprechenden Strategien entgegen.
„Reboot! ist eine Chance für alle, die den Schalter umlegen und trotz Studienabbruch beruflich zügig in der IT-Branche weiterkommen wollen“, so IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek, Leiter der Abteilung Berufsbildung/Prüfungen.
Der 27-jährige Heiko Böhme, der sein Studium der Angewandten Informatik abgebrochen hat, ist bei der IT-Firma Menadwork Kommunikation untergekommen: „Ich bin sehr froh, dass meine Studienleistungen in der Ausbildung anerkannt werden. So komme ich ohne Zeitverlust zu einem qualifizierten Abschluss und kann bald ins Berufsleben einsteigen.“
Und so funktioniert das Projekt, das in Aachen „Switch!“ heißt: Der schulische Teil der Ausbildung findet in einer speziellen Turbo-Klasse am Heinrich-Hertz-Berufskolleg in Düsseldorf statt. Chefs von 20 Unternehmen aus der Region bieten freie Ausbildungsplätze für Studienabbrecher aus diesem Modellprojekt für 2013. Einer von ihnen ist Jörg Wohlgemuth, Leiter Software-Entwicklung & IT bei Menadwork: „Besonders im Bereich Anwendungsentwicklung ist es schwer, geeignete Auszubildende zu finden. Daher freuen wir uns sehr, durch Reboot! Heiko Böhme als Auszubildenden gewonnen zu haben.“