Wirtschaftskrise: Spanierin Beatriz kann endlich planen

Die Krankenschwester hatte in ihrer Heimat keine Chance auf einen Job. An der Uni-Klinik hat sie einen unbefristeten Vertrag. Und sie ist keine Ausnahme.

Düsseldorf. Für Beatriz ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Nicht einfach so, sie hat viel dafür getan. Ihre Heimat verlassen zum Beispiel. Ihre Mutter. Aber für ihren Traum musste das eben sein. Und der sieht so aus: ein unbefristeter Arbeitsvertrag.

Von der Uni-Klinik Düsseldorf hat die 28-jährige Spanierin ihn bekommen — in ihrem Heimatland wäre das wohl undenkbar gewesen. Beatriz Juan aus Valencia ist eine von 19 spanischen Pflegekräften, welche die Klinik gezielt angeworben hat. Denn: Hier drückt der Fachkräftemangel in der Pflege, dort gibt es dank der Wirtschaftskrise keine Jobs für die hervorragend ausgebildeten Pfleger und Schwestern, die in Spanien sogar ein Hochschulstudium absolvieren müssen.

Beatriz Juan teilt das Schicksal zahlreicher Spanier derzeit. Das Land ist von der Wirtschaftskrise arg gebeutelt, Jobs gibt es für viele junge Menschen kaum noch. Viele suchen ihr Glück deshalb im Ausland — Düsseldorf ist dabei eine durchaus beliebte Destination. „Krankenschwestern werden natürlich auch in Spanien gebraucht.

Aber da die Krankenhäuser vom Staat nicht genug Geld erhalten, können sie auch keine Verträge machen“, erklärt Beatriz das Problem in ihrer Heimat. Für sie bedeutete das: Im Sommer bekam sie mal einen Drei-, mal einen Sechs-Monats-Vertrag. Im Winter aber schlagen sich die Pfleger dort zum Teil mit auf 15 Tage befristeten Kurzzeit-Vertretungen durch.

Deshalb nahm Beatriz alle Jobs an, die sie im Sommer parallel bekommen konnte — arbeitete zum Teil in drei Verträgen gleichzeitig. Früh-, Spät- und Nachtschicht. Schlaf: Fehlanzeige.

„Das ist unvorstellbar“, sagt Elisabeth Schreurs von der Pflegedirektion der Uni-Klinik. Sie sieht die Verstärkung aus Spanien als „Gewinn“ für das Team in Düsseldorf. „Sie sind fachlich sehr gut aufgestellt. Wir konnten sie schnell selbstständig einsetzen.“ Investieren allerdings musste die Klinik auch — in Deutschkurse, Hilfe bei Ämtergängen, Wohnungs- und Kindergartenplatzsuche. Doch das lohnte sich: Nur eine der angeworbenen Krankenschwestern hat Deutschland bisher wieder verlassen — weil ihr Kind in der Heimat schwer erkrankte.

Beatriz Juan ist jetzt seit einem Jahr in Düsseldorf, lebt in Bilk, hat Freunde unter den anderen „Klinik-Spaniern“, aber auch aus dem deutschen Kollegenkreis. Sie mag die Stadt. „Sie ist gemütlich — aber es ist auch viel los“, sagt die junge Frau. „Und: Es gibt viele spanische Partys.“ Auf Facebook gibt es eine eigene Gruppe von Spaniern in Düsseldorf — so sind die Landsleute auch fernab der Heimat vernetzt. „Da sind mehr als 500 Menschen“, sagt Beatriz.

Ein Wunder ist das nicht, wie der Blick in die Statistik zeigt. Noch im Jahr 2000 waren aus Spanien 232 Menschen nach Düsseldorf gezogen — Deutsche, die dort für eine Zeit gelebt hatten, nicht eingerechnet. 2011 waren es dann schon 580 und im vergangenen Jahr bereits 703 Menschen.

Wie nachhaltig diese Zuwanderung sein wird — auch Beatriz weiß es nicht. Sie wird bald schon zum vierten Mal in diesem Jahr Uni-Klinik nach Valencia fliegen. Zu ihrer Mutter. Nach Hause. „Vielleicht wird ja irgendwann Düsseldorf mein Zuhause und ich fliege nach Spanien in den Urlaub“, sagt die 28-Jährige. „Ich denke, ich kann mich hier zu Hause fühlen.“ Vorerst wird sie bleiben. Das ist ihr Plan. Und planen, das kann sie jetzt ja endlich.