Wirtschaftskrise? Von wegen: Neue Büros werden geplant!
Dem schwächelnden Markt zum Trotz sind in Düsseldorf weitere große Bürobauten in der Planung.
Düsseldorf. Die Krise hat längst auch den Büromarkt erreicht. Wie die WZ berichtete, sind die Flächenumsätze in den ersten neun Monaten des Jahres erheblich gesunken. Gleichzeitig werden 2009 neue Büros in Rekordhöhe fertiggestellt: 262 000 Quadratmeter. Steigendes Angebot bei sinkender Nachfrage - das sollte nach reiner Lehre dazu führen, dass weniger Neubauten an den Start gebracht werden.
Tatsächlich gilt in der Immobilienbranche eine andere Gleichung: Nach dem Aufschwung ist vor dem Aufschwung. Besonders gut lässt sich das derzeit bei der Immobilienmesse Expo Real in München beobachten. Dort präsentieren die Stadt Düsseldorf sowie Partnerfirmen ihre aktuellen Projekte.
An der Spitze der Bewegung steht ein alter Hase: Architekt Walter Brune (83), Erbauer u.a von Kö-Galerie und Schadow Arkaden. Allein er will in den nächsten Jahren mehr als 100 000 Quadratmeter neuer Büroflächen auf den Markt bringen. Das "airport trade center" entsteht auf dem Kaufring-Gelände, direkt neben dem Quartier(n) mit der E-Plus-Zentrale sind bis zu 45 000 Quadratmeter Büros geplant. "Die Lage ist der Standortvorteil", meint Brune. Tatsächlich sind benachbarte Quartiere wie die Airport City erstaunlich schnell vermarktet worden. Ende 2010 soll Baubeginn sein.
Weitere 50 000 Quadratmeter Büros sind in der Nähe von Sankt-Franziskus-Brücke und Kanzlerstraße im zweiten Bauabschnitt des "Arcadia Parcs" angedacht. Während dieses Projekt noch am Anfang steht, ist die Erweiterung des Prinzenparks konkret. Gegenüber vom ehemaligen Gatzweiler-Gelände (neue Vodafone-Zentrale) plant Brune Wohnungen und 18 000 Quadratmeter Büros.
Konkret werden jetzt auch die Pläne für einen neuen Bürobau an der Ecke Elisabeth-/Reichsstraße, wo bisher die WestLB residierte. Wie berichtete, gab es zunächst Pläne für ein Hotel. Jetzt vermarktet die junge Firma Anteon (gegründet 2008) den Bürobau. Rund 14 000 Quadratmeter sollen entstehen, kündigt der geschäftsführende Gesellschafter Dirk Schäfer an. Es gebe bereits einen Interessenten, der das gesamte Gebäude nutzen wolle. "Es ist sogar schon eine konkrete Raumplanung erstellt worden."
Wenn die Politik zustimmt - die zuständige Bezirksvertretung hat das Thema im November auf der Tagesordnung - könnte zur Jahreswende der Abriss des Altbaus starten. Zwei Jahre später soll das neue Haus stehen. Das gilt auch für die Wohnungen im rückwärtigen Bereich zur Reichsgasse.
Ihr Charakter soll nicht verändert werden, verspricht Jens Reich, ebenfalls Gesellschafter von Anteon. "Wir wissen, dass das ein sensibler Bereich ist." Denkbar seien etwa zweigeschossige Stadthäuser. Gesamt-Investition: mehr als 50 Millionen Euro.
Weitere 24000 Quadratmeter Büros könnten im Hafen gebaut werden. Die Capricorn-Projektentwicklung will an der Kesselstraße die fünfgeschossige "Manufaktur" errichten und dorthin 2011 auch ihren Firmensitz verlegen. Länger braucht ein weiteres Capricorn-Projekt: die Casa Stupenda, entworfen von Star-Architekt Renzo Piano. Gegenüber des UCI-Kinos sind 35 000 Quadratmeter Bürofläche geplant.
Wozu all diese neuen Büros - bei rund neun Prozent Leerstand? Die Macher haben bereits ein Ende der Krise in Sicht. Projektentwickler Stefan Mühling, der die Libeskind-Häuser auf dem Jan-Wellem-Platz stemmt: "Eines hat diese Immobilienmesse deutlich gezeigt: Die Banken machen den Geldhahn wieder auf."