Gehaltsvergleich Wohlfahrtspflege: Was die Düsseldorfer Chefs verdienen
Nach Skandalen in anderen Städten fragte die WZ in Düsseldorf nach.
Düsseldorf. Der Fall sorgt zurzeit für Aufsehen in Berlin: Die ehemalige Oberin der dortigen Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes soll im Jahr 2009 und 2010 ein Jahresgehalt von mehr als 500 000 Euro bezogen haben, wie der Fernsehsender RBB berichtete. Zu einem Fixbetrag von 360 000 sollen noch Boni von jeweils 180 000 Euro geflossen sein.
Der Fall erinnert an den Ex-Chef eines Berliner Obdachlosenvereins, der Hunderttausende im Jahr verdiente und einen Maserati als Dienstwagen fuhr oder einen DRK-Geschäftsführer in Aachen, der sich für eine Corvette entschieden hatte. Gründe genug, um sich bei Düsseldorfs hauptamtlichen Chefs der Wohlfahrtspflege und gemeinnützigen Organisationen nach den eigentlich nicht öffentlich einsehbaren Gehältern zu erkundigen.
DRK: Beim hiesigen Kreisverband des DRK will man Konsequenzen aus dem Fall der Oberin ziehen. Geschäftsführer Stefan Fischer: „Wir wollen mehr Transparenz. Wir werden im nächsten Geschäftsbericht die Gesamtsumme aller Gehälter von Geschäftsführern veröffentlichen.“ Beim Düsseldorfer DRK gibt es fünf. Vier sind neben Fischer als Gesamtverantwortlichem für Töchter wie die Rettungs- und Einsatzdienste gGmbH oder die Pflegedienste gGmbH zuständig. Die Gesamtsumme liegt laut Fischer bei 394 312 Euro. Man darf spekulieren, dass Fischer selbst mehr als 100 000 Euro verdient. Das träfe sogar zu, wenn seine vier Kollegen bei hochgegriffenen 70 000 Euro lägen.
Die genauen Gehälter nenne Fischer nicht, weil einer der fünf Geschäftsführer das als Mitgesellschafter einer zu 49 Prozent an der Pflegedienste GmbH beteiligten privaten Pflegeeinrichtung nicht wolle. „Aber wir arbeiten daran“ sagt Fischer. Festgelegt werden die Gehälter vom ehrenamtlichen Vorstand, bezahlt werden die Geschäftsführer außertariflich. „Außertariflich heißt aber nicht übertariflich“, sagt Fischer. Zu berücksichtigen sei etwa, dass es keine Firmenwagen gebe. Dienstliche Fahrten könnten lediglich mit 30 Cent pro Kilometer abgerechnet werden.
Awo: Auch Awo-Geschäftsführer Michael Kipshagen will keine konkreten Zahlen nennen. „Die müssten wir vorher intern erklären.“ Immerhin gibt er an, dass er im sechsstelligen Bereich verdiene, „aber noch deutlich unter 150 000 Euro“. Hinzu kommt ein Dienstwagen, im Fall von Kipshagen ein VW Passat. Als „völlig angemessen“ beschreibt Kipshagen sein Gehalt. „Ich hafte persönlich, habe Verantwortung für 1400 Mitarbeiter und keine geregelten Arbeitszeiten mehr, ich stehe potenziell immer zur Verfügung.“ In der Wirtschaft würde bei mit der Awo vergleichbaren Unternehmen schnell das Doppelte bezahlt. Die Geschäftsführer der Töchter liegen bei der Awo im „oberen fünfstelligen Bereich“ und fahren Golf als Dienstwagen.
Diakonie: Bei der Diakonie wird nach Tarif bezahlt. Laut Sprecherin Susanne Schwendtke liegt der Vorstandsvorsitzende Thorsten Nolting in einem Tarif, in dem je nach Gruppierung ein Grundgehalt von maximal 6600 Euro im Monat verdienen könnte. (Man darf davon ausgehen, dass Zulagen hinzukommen.) Wie genau ihn das 16-köpfige Kuratorium eingestuft hat, lässt Schwendtke offen. Als Dienstwagen fahre Nolting einen Peugeot-Kombi, den er privat mitfinanzieren müsse. Zudem wohnt Nolting in einer Pfarrer-Dienstwohnung.
Caritas: Die gibt es bei der Caritas nicht. Chef Ronald Vogel gibt an, nach Tarif bezahlt zu werden, „vergleichbar mit Bundesangestelltentarif 1“. Das maximale Gehalt liegt da bei gut 70 000 Euro. Hinzu kommen laut Vogel Zuschläge für Überstunden. Ein Dienstwagen stünde ihm zwar zu, er verzichtet allerdings zugunsten einer Bahncard 100. Um Vertrauen zu schaffen, halte er Transparenz bei den Wohlfahrtsverbänden, aber auch in anderen Arbeitsfeldern für wichtig. „Wenn es verpflichtend würde, hätte ich kein Problem damit, meine Bezüge zu veröffentlichen. Ich denke, sie sind angemessen.“
Der Paritätische: Auch Iris Bellstedt, Geschäftsführerin Der Paritätische, will ihr genaues Gehalt nicht in der Zeitung lesen. „Entscheidend ist aber, dass ich nach Tarif bezahlt werden.“
Fifty-Fifty: Sehr bescheiden ist Hubert Ostendorf von Fifty-Fifty. 3500 Euro zahlt er sich in Abstimmung mit den Mitgliedern nach eigenen Angaben im Monat aus. Als Selbstständiger muss er die Kosten für die Krankenversicherung selbst tragen. „Das Gehalt muss im Verhältnis zu meiner sozialen Tätigkeit stehen, aber meine Kinder sollen trotzdem nicht darunter leiden, dass ich mit armen Menschen arbeite.“