„Science Slam“: Wissenschaftler im Comedy-Wettstreit

Medienwissenschaftler strippt mit Horrormaske, Soziologe gewinnt mit Vortrag über Gerichtsurteile.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Von Fluoreszenz-Mikroskopie haben fast alle der 250 Zuhörer im voll besetzten Zakk vermutlich noch nie etwas gehört. Dass sie bei einem Vortrag eines Diplomphysikers Beifall klatschen und loslachen müssen, ist für viele ebenfalls eine neue Erfahrung. Beim Science Slam wird selbst das vermeintlich staubtrockenste Thema unterhaltsam präsentiert - eine Herausforderung für Teilnehmer wie André Lampe.

Der Berliner Physiker erzählt pointenreich, wie er Biologen dabei helfen kann, „schöne Bilder zu machen“. An der Freien Universität Berlin hat er mit anderen eine Mikroskopietechnik gebaut, die es ermöglicht, Dinge zu sehen, die kleiner als die Wellenlänge des Lichts sind. Die Technik wird heute unter anderem in der Alzheimer- und Krebsforschung anwendet.

Neben Lampe stellen sechs weitere Wissenschaftler, vom Diplombibliothekar bis Biologie-Doktorand, beim Science Slam ihre Forschungsarbeit vor. Zehn Minuten Zeit haben sie dafür, anschließend bewertet eine Jury jeden Vortrag mit Punkten. Der Hauptpreis ist eher symbolischer Natur: ein Abschluss an der „Zakk-Universität“, dazu ein grüner Absolventenhut als Trophäe. Die Spielregeln sind identisch mit denen beim klassischen Poetry Slam, mit einer Ausnahme: Hilfsmittel sind bei der Wissenschaftsversion ausdrücklich erlaubt.

Und so startet die Mainzer Archäologin Sabine Hornung ihren Vortrag „Ein Quantum Erde“ stilecht mit 007-Musik und in schwarzem Bondgirl-Lederoutfit, während Medienwissenschaftler Sebastian Brings aus Hürth das Publikum mit weißer Horrormaske und Stripeinlage begrüßt, um anschließend über die Geschichte des Gotischen Horrors zu referieren. Als er das Bild eines Dämons zeigen will, ist plötzlich GDL-Chef Weselsky zu sehen. „Der ist mir versehentlich reingerutscht“.

Ohne Verkleidung, aber mit viel Sarkasmus und witzigen Cartoons überzeugt der spätere Sieger Kai Kühne. Der Düsseldorfer Soziologie hat sich in seiner Promotion mit politischen Tendenzen in der Arbeitsgerichtsbarkeit beschäftigt und dafür über 1000 Gerichtsurteile ausgewertet. „Je dienstälter und je promovierter, desto arbeitgeberfreundlicher wird geurteilt“, sagt Kühne. Die anderen untersuchten Variablen Alter und Geschlecht haben hingegen keinen signifikanten Einfluss.

Auch wenn nicht jede Pointe sitzt und sich manche Slammer angesichts des strengen Zeitregiments auch mal verhaspelt - beim Publikum kommt das wissenschaftliche Vortragsturnier, moderiert von Verena Meis und Markim Pause, bestens an. Germanistikstudentin Linda lobt: „In der Schule fand ich Naturwissenschaften immer ätzend. Aber hier hört man auch dem Diplombiologen gespannt zu.“