Kita Yoga im Kindergarten: Ruheinseln für die Kleinen
Düsseldorf · In der DRK-Kita an der Metrostraße wird seit dem Sommer Yoga angeboten. Der Spaß steht dabei im Vordergrund, Stressabbau im lauten Kita-Alltag ist ein positiver Nebeneffekt. Die Idee dazu hatte Daniela Hanajima.
Die Freiwilligen sind auch heute sofort gefunden. Wer mit in die Turnhalle zum Yoga kommen möchte, muss aber vorher noch einmal zur Toilette. Was zu Hause oftmals zur Geduldsprobe ausartet, ist im Kindergarten schnell erledigt. Keine Frage: Die Kinder freuen sich riesig auf ihre Entspannungszeit.
Im Sommer wurde in der DRK-Kita Metrosternchen 3 Yoga für die Kinder der Ü-3-Gruppen eingeführt. Daniela Hanajima, eine der sogenannten Native-Speakerinnen in der bilingualen Einrichtung mit rund 100 Kindern, hatte die Idee dazu. Sie selbst hat Yoga erst vor einem Jahr für sich entdeckt. „Es hat mir so gut getan, da dachte ich, auch den Kindern könnte es gefallen“, sagt sie.
Das Konzept: Eine Phase der Ruhe im oftmals hektischen und lauten Kita-Alltag anbieten, in der die Kinder spielerisch Kraft schöpfen und gleichzeitig Koordination, Motorik, Beweglichkeit und Körperhaltung schulen. „Wenn Kinder früh mit etwas in Kontakt kommen, dann ist es abgespeichert. Und wenn Kinder in diesem Fall Entspannungstechniken kennenlernen, dann kann es ihnen später vielleicht einmal helfen wenn sie in eine stressige Situation geraten und sich daran erinnern, was ihnen damals gut getan hat“, sagt Hanajima. In erster Linie aber gehe es um den Spaß, darum, dass die Kinder sich wohl fühlen. „Die Kinder fragen oft, wann wir denn wieder Yoga machen. Es wird definitiv gut angenommen.“
Die Kitakinder folgen den Vorschlägen der Erzieherin
Die Kinder knien sich auf ihre Matten und schauen die 42-Jährige erwartungsvoll an. Die lächelt in die Runde. „Macht es euch gemütlich, wer will, zieht die Schuhe aus“, sagt sie auf Englisch. Die Kinder legen die Handflächen zusammen und senken den Kopf. „Namasté“ grüßen sie in die Runde. Dann sollen sie sich auf ihre Atmung konzentrieren, die Augen schließen und warten, bis das Brummen der Klangschale verstummt. Die sonst so quirligen Kitakinder folgen dem Vorschlag ihrer Erzieherin. Bis die Vibration nachlässt, sitzen sie da. Kein Blinzeln, kein Kichern, kein Ton. Es herrscht absolute Stille. Auch von draußen dringt kein Geräusch in die Turnhalle.
„Ich selbst bin zum Yoga gekommen, weil mir ein Ausgleich fehlte, eine Zeit für mich“, sagt die zweifache Mutter. „Die körperlichen Grenzen erkennt man immer ganz gut. Der Körper sagt einem, wann es genug ist. Aber man merkt meist erst zu spät, wenn die mentalen Grenzen überschritten sind.“ Mit Entspannungstechniken habe sie nun einen Weg gefunden, achtsamer mit sich umzugehen. „Es reichen schon wenige Minuten am Tag, in denen man einfach mal bei sich ist“, sagt sie. Auch für die Kinder der Runde ist klar, warum sie die Stille genießen. „Manchmal ist es so laut im Kindergarten, da gehen einem die Ohren fast kaputt“, sagt Kilian (6). „Besonders beim Mittagessen“, pflichtet Clara ihm bei. Beim Yoga sei es ganz ruhig, da sei Zeit, „mal an was ganz anderes zu denken“, meint die Fünfjährige. „Ich denke dann an eine Blumenwiese.“
Als nächstes ist der Sonnengruß dran: Die Kinder sitzen in der Hocke und bekommen von Daniela Hanajima einen imaginären Samen in die Handfläche gelegt. Dieser wächst nun zu einer Blume heran. Langsam strecken sich die Kinder Richtung Decke, breiten oben angekommen die Arme über dem Kopf aus. „Guck, ich bin eine lila Blume“ ruft Clara begeistert, bevor sie wieder in sich zusammensinkt und zu einer neuen Blume heranwächst. Danach sind die Yoga-Karten mit Abbildungen verschiedener Figuren an der Reihe. Nach dem Baum und der Kobra werden die Kinder auf allen Vieren zum Tiger – inklusive Fauchen und Krallen-Zeigen.
Die Jungs in der Runde, Tom und Kilian, sind sichtlich erschöpft. „Wie ist es jetzt mit einer kleinen Pause. Legt euch bequem hin“, schlägt Daniela Hanajima vor. Auf Kilian wartet aber noch eine Aufgabe: Er träufelt den Kindern einen Tropen Lavendelöl auf die Hand. Clara legt sich auf den Bauch und legt den Kopf neben ihrer Hand ab. „Das riecht ja wie mein Shampoo“, krächzt sie und bringt damit die anderen Kinder zum Lachen. Erst als Hanajima mit der Tigerkralle, einem Massagekamm, von Kind zu Kind geht und fragt, ob sie damit über den Rücken streichen soll, kehrt wieder Ruhe ein. „Au ja, ich liebe das“, sagt Charlotte und schließt die Augen.
Nach einer halben Stunde ist die Yoga-Einheit vorbei, die Kinder gehen zurück in ihre Gruppe. Macht sich die Ruhephase im Kita-Alltag schon bemerkbar? „Die Kinder machen da weiter, wo sie vor der Yoga-Einheit aufgehört haben. Sie spielen und toben einfach weiter“, sagt Daniela Hanajima. „Eine Kollegin, die etwas länger abwesend war, meinte allerdings, dass es ruhiger in der Gruppe sei. Schwer zu sagen, ob das mit der Einführung von Yoga zu tun hat.“