Zahnspange Zahnschienen-Start-up für Gründerpreis NRW nominiert

Düsseldorf · Der Kieferorthopäde Sherif Kandil hat ein Verfahren entwickelt, das Zähne schnell begradigen und dazu noch erschwinglich sein soll.

Die beiden Geschäftsführer Simon Kibat (l.) und Dr. Sherif Kandil präsentieren ihre transparenten Zahnschienen.

Foto: Maximilian Lonn

Wenn am heutigen Montagabend der Gründerpreis NRW im Ständehaus vergeben wird, ist unter den zehn nominierten Unternehmen mit „K Line Europe“ auch eines aus Düsseldorf dabei. Das rund 27-köpfige Start-up (weltweit rund 130 Mitarbeiter) mit Sitz in Lohausen hat eine Alternative zu herkömmlichen Zahnspangen entwickelt, die die Zähne innerhalb kürzester Zeit begradigen sollen.

Dabei handelt es sich um transparente Zahnschienen aus polymeren Materialien, die im 3D-Druckverfahren hergestellt werden und beim Tragen kaum auffallen. Der Mann hinter diesem Produkt ist der 34-jährige Kieferorthopäde Sherif Kandil, der vor vier Jahren sein Unternehmen gegründet hat. „Die Ursprungsidee der Zahnschienen ist in den USA entstanden“, sagt er. „Ich selber bin vor zehn Jahren darauf gestoßen, als ich noch in Ägypten gearbeitet habe und ein Patient danach gefragt hat. Ich fand das dann so spannend, dass ich mich näher damit befasst und diese Idee weiterentwickelt habe.“

Die Zahnspange soll sich durch die Körperwärme im Mund verformen

Das Ergebnis ist eine selbstentwickelte Software, die einerseits individuelle Behandlungspläne entwirft und andererseits mithilfe von 3D-Technologie eine Simulation erstellen kann, wie das Ergebnis aussehen könnte. Und das funktioniert folgendermaßen: Das Unternehmen bekommt von einem Zahnarzt verschiedene Dokumente wie Abformungen, klinische Fotos sowie Röntgenbilder eines Patienten zugeschickt. Anschließend können die spezialisierten Kieferorthopäden des Start-ups die Daten weiterverwerten. „Der Zahnarzt macht für uns die Vorarbeit und gibt uns alles Notwendige an die Hand, was unsere Spezialisten benötigen, um einen Behandlungsplan zu erstellen“, erklärt Simon Kibat, zweiter Geschäftsführer von „K Line“.

Im zweiten Schritt erhalten die Patienten individuell angefertigte Zahnschienen, die im Laufe der Behandlungszeit immer wieder automatisch angepasst werden. Je nach Zahnsituation dauert eine Behandlung bis zu zehn Monate. Für optimale Ergebnisse muss die Schiene bis zu 21 Stunden getragen werden, kann aber zum Essen und Trinken herausgenommen werden. Und wie funktionieren die Schienen? „Man stellt die Schiene auf die zukünftige Position ein und durch die Kraft bzw. den Druck, der auf die Zähne ausgeübt wird, werden sie nach und nach in die gewünschte Position gebracht“, erläutert Kandil. Pro Monat werden dafür vier Schienen benötigt, zwei oben und zwei unten.

Aktuell arbeitet der Kieferorthopäde allerdings an einer Weiterentwicklung des Produkts. Dabei soll sich das Material, das im 3D-Drucker erstellt wird, mit der Zeit durch die Körperwärme im Mund selbst verformen. Das bedeute vor allem weniger Materialverbrauch, sagt Kandil. Bis es soweit ist, arbeiten die behandelnden Zahnärzte noch mit den bisherigen Schienen.

Das Produkt soll erschwinglich sein

Die Kosten der Behandlung liegen dabei im Ermessen des Zahnarztes und richten sich zudem nach der Aufwendigkeit der Behandlung. „Wir verkaufen unser Produkt plus Behandlungsplan an den Arzt und der Arzt gibt es dann weiter an den Patienten“, sagt Kibat. Laut „K Line“ könne die Behandlung zwischen 2500 und 4000 Euro liegen. „Mit diesen Zahlen liegen wir aber 30 bis 40 Prozent unter dem, was der Markt anbietet“, meint Kibat. Dennoch arbeite man weiter daran, das Produkt erschwinglicher zu machen.

Erstmal steht aber der Gründerpreis an. Eine große Ehre, wie Kandil betont: „Die Nominierung bedeutet uns sehr viel. Wir sind sehr froh, dass wir aus 120 Unternehmen ausgewählt wurden.“ Zumal man sich selber beworben hat. Und Kibat ergänzt: „Unser Herz liegt in NRW und wir wollen auch zeigen, was es hier für tolle und innovative Ideen gibt.“