Düsseldorfer Unterhaus zeigt „Zwei Herren von Real Madrid“ Anpfiff für eine gelungene Fußball-Romanze

Düsseldorf · Studierende des Düsseldorfer Schauspielstudios präsentierten im Unterhaus „Zwei Herren von Real Madrid“ in einer mitreißenden szenischen Lesung.

Zarte Bande im Fußball (v.l.): Luise Zieger, Jule Schuck, Elias Nagel, Sarah Steinbach und Orlando Lenzen in „Zwei Herren von Real Madrid“.

Foto: Melanie Zanin

Treffen sich zwei Herren zufällig im Wald und stellen fest, sie haben einiges gemeinsam. Den Fußball zum Beispiel, denn beide kicken bei Real Madrid. Weil man sich sympathisch ist, folgt eine Einladung zur Familienfeier – mit tödlichen Folgen.

So ließe sich der Plot von Leo Meiers Stück „Zwei Herren von Real Madrid“ in wenigen Sätzen zusammenfassen, wäre da nicht mehr – ein Subtext, der ein Tabu im Profisport thematisiert, ohne dabei plakativ zu sein: Denn die beiden Herren knüpfen zarte Bande.

Fünf Studierende des Düsseldorfer Schauspielstudios haben sich Meiers Stück angenommen und es für eine szenische Lesung auf die Bühne des Unterhauses gebracht. Dabei schlüpfen zwei Schauspielerinnen in die Rollen der „Herren von Real Madrid“, lassen sie ein wenig ungelenk ihre Liebe zueinander entdecken. In der Machowelt des Fußballs ist eine Beziehung zwischen Männern nach wie vor ein Tabu. Nur eine Frau hat ein Gespür dafür, was die beiden Kicker füreinander empfinden. Es ist die Mutter des einen Protagonisten. Leider segnet sie im Verlauf des Abends das Zeitliche. Ausgerechnet ein Bananenbrot, das der neue Freund ihres Sohnes zum Adventsessen mitbringt, wird der Mama zum Verhängnis. Das Publikum darf später am Abend abstimmen, ob die Mutter noch einmal für eine Szene von den Toten auferstehen darf. Sie darf – und macht ihre Sache gut.

Die Studierenden beziehen das Publikum immer wieder mit in die Handlung ein. Verteilen Lebkuchen unter den Zuschauenden, lassen sie „Laudato si“ singen („Die Textblätter liegen unter Ihren Stühlen“) oder Medienvertreter bei einer Pressekonferenz mimen. Denn: So natürlich die Freundschaft der jungen Männer für ihre Familien ist – für die Welt da draußen sind sie das Klatschthema Nummer eins in Boulevard-Blättern und auf Social Media. Ein Kuss, nichts weiter. Aber eben ein Kuss zwischen zwei bekannten Fußballstars, zufällig fotografiert und an die Medien verkauft.

Der Schauspielnachwuchs schafft es, dem Stück, das bereits erfolgreich auf mehreren Bühnen zu sehen war, einen eigenen frechen Stempel aufzudrücken, ohne dabei die vom Autor gewollte Zartheit der Geschichte aus den Augen zu verlieren. Sie nutzen Requisiten, wechseln Kostüme und hätten die manchmal etwas deplatzierten Textbücher getrost weglassen können. Angesichts so großer Spielfreude drängt sich am Ende die Frage auf, warum sie sich für eine szenische Lesung entschieden und nicht das Bühnenstück gleich ganz gespielt haben.

(clhö/ha)