Herr Ebner, haben Sie Ihre Karriere in den vergangenen Tagen mal Revue passieren lassen?
Bernhard Ebner im Gespräch „Jedes Jahr bin ich Teil von etwas Neuem“
Interview | Düsseldorf · Der Verteidiger blickt seit Sonntag auf 500 Spiele im DEG-Trikot zurück. Und scheut trotzdem den Vergleich mit Vereinslegenden.
Das 2:1 nach Penaltyschießen am Sonntag in Frankfurt war der sechste Sieg in Folge für die DEG. Und es war das Jubiläumsspiel für Bernhard Ebner. Zum 500. Mal stand der Verteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf dem Eis – Platz zwei in der DEL-Rangliste der DEG. Der 32-Jährige ist zudem der einzige Spieler, der die komplette Zeit nach dem Ausstieg der Metro erlebte. Im Interview spricht Verteidiger Bernhard Ebner über sein Wirken bei der DEG und seine Sicht auf die Dinge.
Bernhard Ebner: Ein bisschen habe ich schon drüber nachgedacht. Die Jungs wussten ja auch bescheid, Joonas (Järvinen, Anm. d. Red.) hat zum Beispiel gefragt, warum es nur 500 sind. Weil ich halt zunächst vier Jahre in der Zweiten Liga war. Dann denkst du auch mal an die Zeit zurück. Aber groß philosophiert habe ich nicht.
Trotzdem sind 500 Spiele
ja eine Wegmarke...
Ebner: Ja, aber wenn ich sehe, wie die anderen zwei Jungs (Alexander Barta und Philip Gogulla, Anm. d. Red.) bald 1000 machen, dann ist das noch mal eine andere Hausnummer. 500 kann man nach zehn Jahren erreichen, wenn man keine großen Verletzungen hat. Andererseits muss man zehn Jahre auch erst mal schaffen.
Wie hat sich die DEL in den Jahren verändert und wie die DEG?
Ebner: Mein erstes Jahr war ja nach dem Metro-Ausstieg. Da war finanziell nicht viel möglich. Mittlerweile haben wir einen Athletiktrainer, einen Torwarttrainer, jetzt einen zweiten Co-Trainer. Alles ist professioneller aufgestellt. Und die Liga? Schwer zu sagen, das Eishockey hat sich halt insgesamt sehr verändert?
War es schwer,
Schritt zu halten?
Ebner: Ich glaube, ja. Aber es ist ein schleichender Prozess. In einem Jahr spielen drei Mannschaften mit nur einem Verteidiger im Powerplay, jetzt spielen eigentlich alle so. In Unterzahl spielt keiner mehr passiv, sondern versucht, den Puck da hin zu drücken, wo er ihn haben will. Dann Regeländerungen wie beim Icing oder dem Bereich in der Ecke, in den der Torwart nicht mehr darf. Es gibt immer neue Sachen, an die man sich anpassen muss.
Sie waren früher deutlich offensiver. Zweimal mehr als zehn Tore und 30 Scorerpunkte. Hat sich Ihre Rolle oder Ihr Spiel verändert?
Ebner: Ich war nie der Gefährlichste von der blauen Linie, das hat sich nicht großartig verändert. Gefühlt habe ich von da noch nie ein Tor geschossen (lacht). In der einen Saison geht halt der eine Puck mehr rein, dann stehst du bei sieben, acht, neun Toren. In einer anderen klappt es überhaupt nicht. Ich hatte in den ersten vier Spielen diese Saison einen Alleingang und dreimal ein Zwei-gegen-Eins. Und da ist viermal nichts passiert. Wenn einer reingeht, stehst du auch wieder besser da.
Seit dem Metro-Ausstieg gab es Dutzende Spieler, Gesellschafter, Geschäftsführer, Trainer und Manager. Sie sind eine der wenigen Konstanten, gehören zum Inventar der DEG. Fühlt es sich so an?
Ebner: Nein. Jedes Jahr, wenn es los geht, bin ich Teil von etwas Neuem, das neue Ziele erreichen will. Dann interessiert mich nicht mehr, was vor fünf Jahren war. Es kommen viele Spieler dazu, diese Saison ein Trainer, letztes Jahr zwei Physios. Jedes Jahr entsteht etwas Neues.
Aber Fans tragen ihr Trikot, sie sind einer der wenigen Spieler, die einen eigenen Fangesang haben. Und trotzdem sehen Sie sich nicht in einer Riege mit DEG-Verteidigern wie Otto Schneitberger oder Uli Hiemer?
Ebner: Nein, nein, nein, nein (lacht empört). Die zwei Namen und mein Name gehören nicht in einen Satz.
Warum nicht? Natürlich ist es eine andere Zeit, aber sie stehen mit 500 Spielen auf Rang zwei, mit 234 Scorerpunkten sind Sie der beste Verteidiger der Düsseldorfer DEL-Geschichte.
Ebner: Das geht nicht. Die beiden haben Meisterschaften geholt und doch etwas mehr für den Verein getan als ich.
Guter Übergang: Hätten Sie mit dem aktuell vierten Platz gerechnet?
Ebner: Nach der Anfangsphase nicht wirklich. Wir haben ja vor allem zuletzt viel gewonnen. Davor standen wir meistens auf den Pre-Play-off-Plätzen, haben mal am sechsten Rang geschnuppert. Jetzt haben wir eine gute Phase und werden mit Platz vier belohnt. Aber hinter uns ist es eng. Schöne Momentaufnahme, aber ob wir am Ende sagen können, dass war eine erfolgreiche Saison, das wissen wir noch nicht.
Was wäre eine
erfolgreiche Saison?
Ebner: Das ultimative Ziel ist immer die Meisterschaft. Viele sagen: Eine Mannschaft spielt eine erfolgreiche Saison, die anderen 14 nicht. Kann man so strikt sehen, aber wenn man schaut, wer welche Mittel hat, lässt es sich auch anders einordnen.
Sie haben die Frage
trotzdem nicht beantwortet...
Ebner: Ich will nicht sagen, dass ein erreichtes Viertelfinale eine gute Saison wäre. Aber es ist auch kein Minimalziel, weil wir ja wissen, wo wir in der Etat-Tabelle stehen. Und wenn du im siebten Spiel in der zwölften Verlängerung ausscheidest, weil der Puck vom Schiri abgefälscht ins Tor geht, kann man nicht todtraurig sein. Aber eine gute Saison beginnt ab dem Halbfinale.