Harmonie von Sopran und Harfe Musik über Liebesglück und Liebesleid

Kempen · Sopranistin Christiane Karg und Harfenistin Anneleen Lenaerts brillierten in der Paterskirche.

Sängerin Christiane Karg und die Harfenistin Anneleen Lenaerts gastierten in der Kempener Paterskirche — ein außergewöhnliches Konzert.

Foto: Norbert Prümen

Bereits im März 2020 sollte die Harfenistin Anneleen Lenaerts in der Paterskirche mit einem Soloprogramm auftreten – doch dieser Termin fiel der Pandemie zum Opfer. Nun ergab sich die Gelegenheit, dass sie gemeinsam mit der Sängerin Christiane Karg ihr Debüt in Kempen geben konnte. Die weltweit gefragte Sopranistin und die Soloharfenistin der Wiener Philharmoniker legen – neben ihren solistischen Aufgaben – viel Wert auf kammermusikalische Tätigkeit, was ihnen in der sehr gut besuchten Paterskirche für ihr Lied-Harfenprojekt zugutekam.

„Wir sind durch Not und Freude gegangen Hand in Hand“ – der Beginn der letzten Strophe der „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss, die am Schluss des Programms standen – hatten die Künstlerinnen als Motto für die vier Liedgruppen ausgesucht. Sowohl bei den Gesängen von Claude Debussy, von Ottorino Respighi als auch von Richard Strauss war die Reihenfolge so gewählt, dass am Anfang stets das Liebesglück und am Ende das Liebesleid stand.

Claude Debussys Liedschaffen ist geprägt von Gefühlsnuancen, reichen Schattierungen und schwebender Leichtigkeit – so recht geeignet für die interpretatorischen Vorzüge von Christiane Karg und ihrer kongenialen Partnerin. Die Sängerin vermochte ihren zu großem Volumen fähigen, schlackenlos geführten und leuchtenden Sopran bis in Pianissimo-Regionen zurückzunehmen und so eine dynamische Bandbreite zu präsentieren, die ungemein faszinierte. In den farbigen Gesängen von Ottorino Respighi, bei denen zuweilen Puccini nicht weit ist, wusste die Sängerin – ebenso versiert – mit eher opernhafter Attitüde zu gefallen. Aus Richard Strauss‘ umfangreichem Liedschaffen hatte Karg vier bekannte Beispiele gewählt: „Heimliche Aufforderung“, zum Schluss hin ganz geheimnisvoll gestaltet, und „Allerseelen“ blieben besonders in Erinnerung. Ein wenig zu fortelastig erklang das erste der „Vier letzten Lieder“. Hier störten auch unnötige Schärfen in den Höhen. Doch danach nahm die Sopranistin dank ihrer feinsinnigen, fast behutsamen Interpretation rückhaltlos für sich ein. Das größte Lob, das man der Harfenistin Anneleen Lenaerts machen kann, ist wohl, dass niemand an diesem Abend das Klavier oder das Orchester (obligat bei den „Vier letzten Liedern“) vermisst hat. Die Harfenbearbeitungen waren von höchster Güte. Lenaerts verstand es meisterlich, anschmiegsam, vollgültig und vollumfänglich zu sekundieren. Eine großartige Leistung, die den Gesang in besonderer Weise veredelte. Das Publikum dankte ausdauernd für diesen außergewöhnlichen Kunstgenuss und wurde noch mit Strauss‘ fast verschwiegen wirkendem „Morgen“ beschenkt.