Nach dem Play-off-Aus Die DEG zwischen Frust und Hoffnung

Ingolstadt · Am Freitag endete die Eishockey-Saison für die Düsseldorfer EG im Viertelfinale. Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten war sie wieder erfolgreich, aber die Ansprüche sind gestiegen.

DEG-Trainer Roger Hansson (oben) tätschelt den Helm von Stürmer Daniel Fischbuch.

Foto: dpa/Armin Weigel

Zu hören war am Freitagabend wenig vor der Gästekabine der Ingolstädter Arena. Keine Musik, kaum Gespräche. Die meisten Köpfe waren nach unten gerichtet, als die Düsseldorfer EG zusammenpackte. Die Betreuer brachten Taschen und Ausrüstung zum Bus, einige Spieler humpelten durch den Gang, andere schaufelten sich einen Teller Nudeln rein oder tranken etwas. Aber die zwei Kästen Bier, die da in der Ecke standen, die waren noch unberührt.

Irgendwie schien das unwirklich zu sein. Eine halbe Stunde zuvor hatte die DEG im fünften Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt mit drei Treffern geführt, am Sonntag würde es mit Spiel sechs weitergehen. Doch dann folgte eine der denkwürdigsten Schlussphasen in der Play-off-Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): 4:6, 5:6, neun Sekunden vor Schluss gar 6:6, in der Verlängerung machte der ERC auch noch das 7:6. Danach war es vorbei. Das Spiel, die Serie, die Saison. Eine, in der die DEG zwar finanziell nicht zu den Großen zählte, aber alle Topteams schlug, über Wochen das punktbeste Team der Liga war und dank des überragenden Henrik Haukeland auch mal auf Rang vier stand. Da träumten manche von langen Play-offs, doch jetzt waren sie nach gerade mal fünf Viertelfinalspielen vorbei.

Alexander Barta nahm das besonders mit: „Am liebsten würde ich anfangen zu weinen“, hatte der Kapitän bereits auf dem Eis am TV-Mikrofon gesagt. Da hatte er glasige Augen, es könnte ja das letzte Spiel seiner Karriere gewesen sein, aber er ließ das noch offen. Philip Gogulla wirkte gefasster – aber auch er tat sich schwer mit einer Erklärung: „Wir haben im letzten Drittel mal wieder aufgehört, Schlittschuh zu laufen. Wir waren uns zu sicher. Das sind so Kleinigkeiten, die uns die Serie gekostet haben.“ Denn gleich dreimal gab die DEG am Ende einen Sieg aus der Hand. Aber das kannte man ja schon aus der Hauptrunde. Prominentestes Beispiel war das Derby gegen Köln, als die DEG 25 Sekunden vor Ende 3:1 führte und noch verlor. Insgesamt verspielte sie zehnmal eine Führung im letzten Drittel. Weil sie dann oft „zu passiv“ wurde, wie Tobias Eder bemängelte. Auch am Freitag war das so, beim 5:6 und beim 6:6 schauten die Düsseldorfer nur zu. Da müsse man „sich hinterfragen: wieso weshalb warum“, sagte Gogulla.

Eine Erklärung: die Qualität der Gegner. „Die sind nicht umsonst Zweiter geworden“, sagte Eder. Die Ingolstädter können sogar Meister werden. Und dennoch stellt sich die Frage: Fehlt der DEG nur Qualität oder auch mentale Stärke? „Beides“, sagte Trainer Roger Hansson, der sich auch selbst hinterfragte: Hätte er nach dem 5:6 eine Auszeit nehmen müssen? „Ich habe daran gedacht, gegen Köln hatten wir das nicht gemacht. Aber heute hatte ich das Gefühl, wir kriegen das hin“, sagte Hansson, der hinterher „sauer“ war.

Und dennoch: Er sei stolz auf die Saison. Es war ja seine erste in der DEL, in der er über Monate auf Kyle Cumiskey und Brendan O‘Donnell verzichten musste. Da könnten sich Platz sieben mit 91 Punkten, eine souveräne erste Play-off-Runde und ein enges Viertelfinale sehen lassen.

Auch Geschäftsführer Harald Wirtz zog ein positives Fazit: „Besserer Tabellenplatz, höherer Punktequotient, mehr gewonnene Spiele, wieder junge deutsche Spieler integriert. Ich bin mit dieser Saison sehr zufrieden und freue mich auf die nächste. Ich hoffe, dass wir wieder den nächsten Schritt machen können.“ Das hoffen sie alle. Aber ihnen ist bewusst, dass es dafür mehr braucht. Alexander Barta wurde gar ungewöhnlich deutlich: „Wir müssen Qualität holen.“ Das sieht auch Philip Gogulla so, aber er weiß: „Eine gewisse Qualität kostet Geld. Wenn dein Etat nicht der höchste ist, kriegst du nicht die besten Spieler.“ Trotzdem hoffe er, „dass wir den nächsten Step gehen und in Düsseldorf eine Lösung finden.“

Das wird nun aber umso schwerer. Topstürmer wie Daniel Fischbuch oder Tobias Eder gehen. Manager Niki Mondt wird sich strecken müssen, um für ein ähnlich starkes oder gar besseres Team zu sorgen. Denn nach diversen Viertelfinals will das Publikum mehr. Die Geschichte vom Underdog, der über seine Verhältnisse spielt, war ja bereits vor der Saison auserzählt. Und obwohl die DEG abermals besser als in der Etattabelle abschnitt, scheint das manchen Fans nicht mehr zu reichen, es herrscht gerade deutlich weniger Zufriedenheit als vor einem Jahr. So geht es für die DEG nun nicht nur darum, einen guten neuen Kader aufzustellen, sie muss auch lernen, mit den gestiegenen Ansprüchen umzugehen.