Defensivstärke als Faktor DEG tritt in bester Form in Köln an
Düsseldorf · Sieben Siege aus acht Spielen, kaum noch Gegentore bei Fünf-gegen-Fünf, ein überragender Torwart – die Düsseldorfer EG ist vor dem 238. rheinischen Derby stark wie lange nicht.
Wenn es läuft, läuft‘s. Hört sich einfach an, aber im Sport ist es manchmal genau so. Seit einigen Jahren gibt es dafür einen Fachbegriff: Momentum. Das funktioniert innerhalb eines Spiels genauso wie über mehrere Wochen. Aktuelles Beispiel: die Düsseldorfer EG in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Noch vor wenigen Wochen steckte die DEG in der Krise, konnte machen, was sie wollte, am Ende jubelten die Gegner. Mittlerweile ist das anders, nun kann sie auch durchwachsene Abende erleben und geht dennoch mit drei Punkten vom Eis.
So war das auch am Freitag gegen Bremerhaven, als die DEG trotz eines 0:1-Rückstandes und einer über weite Strecken eher mäßigen Leistung noch 3:1 gewann und auf Rang sechs der Tabelle sprang. Nicht umsonst sagte Stürmer Tobias Eder hinterher: „Vor ein paar Wochen hätten wir es mit Sicherheit nicht hinbekommen, das Spiel rumzureißen.“ Aber jetzt sei alles anders. „Wir sind aktuell gut drauf, tun wieder das, was uns auszeichnet: Wir arbeiten hart, kämpfen füreinander, es macht wieder Spaß.“ Und dann kann es halt passieren, dass man nur knapp halb so oft wie der Gegner aufs Tor schießt, aber dreimal so viele Tore erzielt. Am Ende stand für die DEG der siebte Sieg aus den vergangenen acht Spielen.
Ideale Voraussetzungen, um an diesem Montagabend das nächste Spiel anzugehen. Und das könnte aus Sicht eines Düsseldorfers kaum größer sein, denn zu Beginn des neuen Jahres geht es zum alten Rivalen nach Köln. Ab 19.30 Uhr steht das 238. rheinische Derby zwischen den Haien und der DEG an. Ein Spiel, das es diese Saison vielleicht noch etwas mehr in sich hat als sonst: Ende Oktober vergeigte die DEG 25 Sekunden vor Schluss eine 3:1-Führung, Mitte Dezember revanchierte sie sich, vermieste den Kölnern einen Abend, an dem sie ihr Vereinsjubiläum mit großer Choreographie zelebriert hatten. So steht es 1:1 in dieser Saison. Und weil die Teams auch in der Tabelle nah beieinander sind, dürfte es am Montag wieder knistern, auf wie neben dem Eis: „Das Ding wird voll sein, mindestens am Anfang wird es laut sein, und wir schauen, dass wir da genauso weitermachen“, sagt Eder und weiß, wie es klappen kann mit dem zweiten Derbysieg der Saison: „Wir müssen von der Strafbank wegbleiben, weil sie ein gutes Powerplay haben, aber sonst müssen wir uns nicht verstecken.“
Das muss sich die DEG in der Tat nicht. Denn auch wenn gegen Bremerhaven das Glück half, ist es kein Zufall, dass das Team von Trainer Roger Hansson zuletzt ein Spiel nach dem anderen gewann. Hansson hatte vor der Saison angekündigt, dass es „ein paar Monate dauern“ werde, bis sein System in den Köpfen der Spieler angekommen ist. Nun zeigt sich immer deutlicher, was er will: Scheibenkontrolle, spielerische Lösungen, aktiv sein, aber aus einer sicheren Defensive heraus. „Wir sind keine Mannschaft, die Spiele 7:5 gewinnt“, beschreibt es Verteidiger Bernhard Ebner. Was sich an der Tabelle ablesen lässt: Die DEG ist eins von nur drei DEL-Teams, die unter 100 Tore geschossen und unter 100 Tore kassiert haben.
Zuletzt ließ sie gar kaum etwas zu. Obwohl es gegen Mannheim, Wolfsburg, München und Bremerhaven ging, kassierte die DEG nur einen Treffer bei Fünf-gegen-Fünf. Ein Grund dafür ist natürlich Henrik Haukeland. Während der jüngsten acht Spiele wehrte er aberwitzige 95 Prozent der Schüsse ab und kassierte nur 1,25 Gegentore im Schnitt. Zudem verhindern seine Vorderleute schon viel in der Entstehung, was eine weitere nahezu unwirkliche Zahl beweist: Seit der Länderspielpause gab es kein einziges Spiel, in dem 30 oder mehr Schüsse auf das DEG-Tor flogen – das sind 15 Spiele. „Viele denken, dass wir hinten besser stehen. Ich glaube, dass es schon bei unserem Forecheck anfängt, dass wir da kompakter und aggressiver sind“, erklärt Eder. Bei der DEG beginnt also die Offensive hinten und die Defensive vorne.
So stellt sich Hansson das vor. Und wenn es sein muss, hilft auch mal das Momentum.