Hubertusstift in Schiefbahn Unterstützung für demente Menschen

Schiefbahn · Die Kirchengemeinde St. Hubertus Schiefbahn erhält aus dem Bundesprogramm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz" 30.000 Euro. Wie Schiefbahn nun für demenziell erkrankte Menschen lebenswert gemacht werden soll.

Stefanie Becker-Vieten (von links), Birgit Carstens, Barbara Thomas, Gabriele Lüdtke, Christoph Venedey, Margerete Spilut, Yvonne Slusarczyk und Manfred Hendricks freuen sich über die Förderung und die damit möglichen Projekte.

Foto: Norbert Prümen

Noch ist es ein Plan, auf dem jede Menge einzelne Punkte stehen, die farbig markiert sind. „Das ist unsere Fachtagung, das sind die Austauschrunden für Ehrenamtler und Angehörige, das sind unsere Netzwerktreffen“, sagt Christoph Venedey. Dabei deutet der Leiter der Schiefbahner Senioreneinrichtung Hubertusstift auf die farbigen Markierungen. Noch ist es alles Theorie, aber am 9. Februar wird der erste Stichpunkt mit dem Titel „Fachtag mit Maria Aarts“ mit Leben gefüllt. Es ist die Auftaktveranstaltung für drei ganz besondere Jahre in Schiefbahn.

Die Kirchengemeinde St. Hubertus hat sich beim Bundesprogramm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ beworben und einen Zuschlag erhalten. Sie erhält aus dem Programm, hinter dem das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend steht, für die kommenden drei Jahre eine Förderung in Höhe von 30 000 Euro. Die gesamte Summe kommt dem Hubertusstift zugute, dessen Träger die Kirchengemeinde ist. Pro Jahr können 10 000 Euro für verschiedene Projekte genutzt werden.

Den Auftakt macht die Fachtagung, bei der Arts, die Entwicklerin von Marte Meo, die ressourcenunterstützende Kommunikationsmethode in Sachen Demenz vorstellen wird. Wie mithilfe dieser Methode Menschen mit und ohne Demenz miteinander in Kontakt kommen können und wie Unterstützung für die demenziell veränderten Menschen im äglichen Leben aussehen kann, wird die Fachtagung vermitteln, die von allen Interessierten aus Willich kostenfrei genutzt werden kann. Neben Arts nimmt Prof. Özgur Onur, leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln, die medizinische Seite der Demenz in den Blick. „Diese Fachtagung wollten wir generell durchführen, weil sie uns mit Blick auf das optimierte Leben mit demenziell veränderten Menschen besonders am Herzen liegt“, sagt Venedey. Des Weiteren hat er für die kommenden drei Jahre Schulungen zum Thema Demenz geplant, die sich sowohl an Mitarbeiter als auch Ehrenamtliche und Angehörige dementer Menschen richten.

Weiter vorgesehen sind Austauschrunden für Ehrenamtler und Angehörige. Netzwerktreffen mit allen Gruppierungen, die sich einbringen möchten, stehen genau wie zusätzliche Fachvorträge mit weiteren Referenten aus diesem Themenbereich auf der Agenda. Dabei sollen unter anderem die Nutzung von Hilfsmitteln als auch die demenzfreundliche Wohnung Themen sein. „Ich möchte alle interessierten Bürger sowie Vereine und andere Organisationen einbinden. Die Angebote stehen allen Willichern offen“, sagt Venedey. Der Heimleiter möchte zudem ein Angebot mit dem Titel „Schiefbahner Gespräche“ kreieren, das über den Förderzeitrahmen hinaus Bestand haben soll. Hier möchte er alles an Wissen und Erfahrungen aus den verschiedenen Gruppen festhalten. Der Plan: Es soll aus diesen Gesprächen ein Buch entstehen, das als Leitfaden für Menschen mit Demenz genutzt werden kann.

Die Nachhaltigkeit des Ganzen liegt dem Heimleiter am Herzen. „Ich möchte insgesamt ein Bewusstsein für dementiell veränderte Menschen schaffen und für ein Leben mit ihnen sensibilisieren“, betont Venedey. Jeder könne dazu beitragen, dass Schiefbahn demenzfreundlich werde, angefangen beim Werbering über die Schützen bis hin zum Heimatverein, fügt der Heimleiter an. Wie es geht, wird in den drei Jahren vermittelt. Was ihn freut, ist das Interesse etlicher Vereine, die bereits eine Zusammenarbeit signalisiert haben. Wenn ein Verein beispielsweise eine eigene Aktion für an Demenz erkrankte Menschen anbietet, hat Venedey die Möglichkeit, sie in das Förderprogramm einzubetten.

Von 2012 bis 2018 wurden bundesweit bereits 500 lokale Allianzen für Menschen mit Demenz gefördert. Eine neu aufgelegte Förderwelle umfasste von 2020 bis 2022 weitere 80 Projekte. Nun geht es vom 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2025 weiter. Venedey, der zuvor in Aachen-Haaren 17 Jahre lang eine Senioreneinrichtung leitete, kannte das Förderprogramm bereits und startete eine Bewerbung. Mit einem eigens geschriebenen Konzept ging es zunächst in die Vorrunde, bei der ein Gremium darüber entschied, ob man überhaupt eine Bewerbung für Förderanträge stellen durfte. Mit seinem eingereichten Konzept schaffte Venedey den Sprung und überzeugte auch, was die eigentliche Förderung betraf.

Das gesamte Konzept für die drei Jahre hat ein Volumen, das nach der jetzigen Planung des Hubertusstifts ein Stück weit über den Förderbetrag hinausgeht. Das heißt: Die Gemeinde als Träger muss sich mit einen Eigenanteil einbringen. Dafür ist die Gemeinde auf Spenden angewiesen. „Jeder Bürger kann uns unterstützen“, sagt Venedey.