5:4 in München DEG: Zittersieg beim Tabellenführer

München/Düsseldorf · Die Düsseldorfer gewinnen auch ihr zweites Spiel in München. 40 Minuten lang dominieren sie, am Ende ist das 5:4 aber ein Zittersieg.

DEG-Stürmer Victor Svensson r.) jubelt über sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Red Bull München.

Foto: RP/Birgit Häfner

Als endlich die Sirene ertönte, waren die Akkus bei der Düsseldorfer EG leer. Denen, die die Schlussphase auf dem Eis verbracht hatten, fehlte sogar die Kraft zum Jubeln. Henrik Hauekland, Joonas Järvinen und Alexander Barta rissen nicht mal die Arme hoch, Mikko Kousa und Paul Bittner knieten am Boden, Daniel Fischbuch blickte schwer atmend in Richtung Eis. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich über ihren Auswärtssieg beim EHC Red Bull München freuen konnten. Dabei ist der ja Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Aber das war am Sonntag nur im letzten Drittel zu spüren, als die Münchener drauf und dran waren, doch noch den Ausgleich zu erzielen. Doch der fiel nicht mehr, also gewann die DEG mit 5:4 und steht damit wieder auf Platz fünf der Tabelle.

Das war bereits der zweite Sieg in München in dieser Saison. Und wie beim 5:2 Ende Dezember ging der in Ordnung. „In den ersten 40 Minuten haben wir es extrem gut gemacht“, sagte Tobias Eder, dessen Team in den ersten beiden Dritteln nicht nur die beste Leistung seit Wochen zeigte. Mit Blick auf den Gegner war das einer der besten Auftritte der ganzen Saison. Nun sind die Münchener derzeit nicht so dominant wie noch vor ein paar Wochen, verloren seit Mitte Januar vier ihrer sechs Spiele. Aber sie stehen ja immer noch souverän oben. Und auch die DEG war nicht gerade in Topform angereist, hatte zuletzt deutlich mehr Punkte geholt, als sie es von den Spielanteilen her verdient gehabt hätte. Meist lag das an Torhüter Haukeland und einer heißen Reihe, die die Defizite der anderen kaschierten. Erst am Freitag beim 5:4 nach Verlängerung gegen Augsburg war das so.

Am Sonntag war das ganz anders. Haukeland war in den ersten beiden Dritteln nicht mal sonderlich gefordert, und vor ihm spielten sämtliche Reihen groß auf. Selbst der neu formierte vierte Sturm mit Cedric Schiemenz, Josef Eham und Jakub Borzecki erlebte zwei eigene Treffer auf dem Eis. Ähnlich erfreulich aus Sicht der DEG: Dass ihre Verteidiger viele offensive Momente hatten und Torgefahr ausstrahlten. Immer wieder wurden sind in die Angriffsbemühungen einbezogen, weil es die DEG ebenso simpel wie clever spielte: Rückpässe aus tiefen Positionen hoch an die blaue Linie, gefolgt von Handgelenkschüssen der Verteidiger, während die Stürmer sich vor das Tor stellen, um Mathias Niederberger im EHC-Tor die Sicht zu nehmen. So fielen gleich zwei Verteidiger-Tore durch Alec McCrea zum 1:1 und Joonas Järvinen zum 1:4. Zwischendurch hatte Bernhard Ebner das 1:2 von Victor Svensson mit einem Traumpass über das halbe Eis vorbereitet.

In der Endphase gewann
der EHC die Zweikämpfe

Das war auch der Moment, in dem das Spiel kippte. Zuvor waren die Münchener nämlich durchaus im Spiel. Sie waren schon nach knapp 90 Sekunden durch Ben Smith in Führung gegangen. Das störte die DEG zwar weniger, schon vier Minuten später glich sie aus, aber erst mit dem 1:2 übernahm sie die Kontrolle. Ab jetzt ließ sie den Forecheck der Gastgeber ins Leere laufen und kam immer wieder schnell nach vorne, wie beim 1:3 durch Borzecki zu sehen war. Zudem gewann die Düsseldorfer nun fast alle Zweikämpfe oder Laufduelle. Noch beeindruckender war nur ihre Passsicherheit. Ob kurz oder lang – so gut wie alles kam perfekt auf den Schläger der Mitspieler. Und das so schnell, dass die Münchener teilweise gar nicht wussten, wie ihnen geschieht. Sinnbild dafür war die Szene Mitte des zweiten Drittels, als die DEG sich die Scheibe bei angezeigter Strafe für fast eine Minute ganz entspannt im Angriffsdrittel hin und her spielte. Da stand es bereits 1:4. Nach 40 Minuten lautete das Schussverhältnis 11:21. Ebenso bezeichnend: Münchens Spieler wirkten frustriert, zur Drittelsirene pfiffen die Fans.

All das sollte sich im letzten Drittel aber ändern. Chris DeSousa verkürzte schnell auf 2:4. Zwar schlug Stephen MacAulay im zuletzt deutlich verbesserten Powerplay zurück und stellte auf 2:5. Doch für Ruhe sorgte das nicht. Plötzlich gewann der EHC die Zweikämpfe und kam zu immer neuen Chancen. Fünf Minuten vor dem Ende nutzten Zach Redmond und Austin Ortega zwei davon binnen 30 Sekunden. Und es blieb ja noch genügend Zeit für den Ausgleich. Doch gegen stemmten sich die Düsseldorfer und brachten das 5:4 mit letzter Kraft über die Zeit. Zum Jubeln blieb da nichts mehr übrig.