Rösler wehrt sich Wie Fortunas Trainer Uwe Rösler gegen hohe Erwartungen kämpft

Analyse · Experten wähnen Bundesligaabsteiger Fortuna Düsseldorf in der Zweiten Liga als Riesen. Trainer Rösler missfällt das.

Fortunas Cheftrainer Uwe Rösler erinnerte an die schwierigen Trainingsbedungungen.

Foto: Christof Wolff

Natürlich hat das alles auch mit einer Art Deutungshoheit zu tun. Wer schürt welche Erwartungen und setzt wen damit unter Druck. Tatsächlich ist in den vergangenen Wochen schon viel Expertise eingeflossen und Uwe Rösler hat sich das alles vergleichsweise geduldig angehört. Doch nun hat er sich erlaubt, wenigstens ein kleines Veto einzulegen. Als Wutausbruch wollte er das keineswegs verstanden wissen. Rösler selbst hat nach einer Medienrunde in der vergangenen Woche im niederländischen Tegelen versucht, seine Worte zu relativieren. „Das ist nicht an die Adresse von jemandem speziell gerichtet“, ließ er wissen. „Mir geht es um die Sache.“ Und dann erzählt er davon, mit wie vielen Spielern er auf dem Trainingsplatz stand. Einmal waren es 14, einmal sogar einer weniger, am Wochenende wieder mehr. Was er damit sagen will: Aktuell hat er mit Bedingungen zu kämpfen, die weit davon entfernt sind, gehobene Ambitionen zu formulieren.

Willi Landgraf, Rekordspieler der 2. Liga mit 481 Einsätzen hatte im Interview gesagt: „Egal, wie die Mannschaft zusammengestellt ist, sie zählt immer zu den Aufstiegskandidaten – da kann der Trainer erzählen, was er möchte: Man gehört zum Favoritenkreis. Ob sie es wollen oder nicht: Fortuna ist jetzt der FC Bayern der Zweiten Liga.“

Und Ex-Trainer Friedhelm Funkel hat in einem Gastbeitrag geschrieben: „Fest steht schon jetzt: Fortuna hat einen Bomben-Sturm für die Zweite Liga. Rouwen Hennings, Kenan Karaman, Dawid Kownacki – einen besseren Sturm gibt es in der Zweiten Liga nicht.“ Rösler sagt dagegen: „Da werden leider Luftschlösser gebaut, bei denen, die sagen, wir hätten den besten Kader der zweiten Liga. Da machen die Experten aber eigentlich nicht ihren Job, für den sie eigentlich bezahlt werden sollten.“ Der Trainer erwähnte, explizit niemanden speziell zu meinen und doch ist natürlich klar, wer alles gemeint ist – auch in seinem direkten Umfeld. Denn natürlich sind alle bei Fortuna eifrig darum bemüht, Geschlossenheit zu demonstrieren. Wie stabil die Einheit ist, kann man sich noch so oft im Vorfeld einer Saison sagen. Worauf es ankommt: wie die Beteiligten miteinander nach beispielsweise einem verpatzten Saisonstart umgehen. Selbstredend verfolgen alle auch eigene Interessen.

Rösler will sich nicht in die Position quatschen lassen, gesetzter Aufsteiger zu sein. „Aktuell haben wir nur noch neun Spieler, die in der letzten Saison im Bundesliga-Kader waren, verfügbar. Wenn wir einen kompletten Kader hätten, könnte man taktisch viel intensiver arbeiten. Davon bin ich eigentlich ein Freund“, sagte er. „Zum Beispiel in Spielen elf gegen elf, wo man immer wieder in die entsprechenden Situationen kommt. Das geht nicht, deshalb hat vieles gegen Bochum mit dem Ball auch nicht geklappt. Wir haben sieben Abwehrspieler verloren, haben momentan nur zwei Innenverteidiger und einen Linksverteidiger. Wir werden auch zeitnah noch Spieler präsentieren – wobei das Preis-Leistungsverhältnis stimmen muss.“ Eine Breitseite gegen Uwe Klein? „Das weiß der Uwe doch selber, ich sehe doch, dass er Tag und Nacht versucht, Kandidaten für uns zu bekommen. Aber der Markt ist nun mal so wie er ist“, sagte Rösler. Und weil das viele so empfinden und für sich in Anspruch nehmen zu wissen, was das beste ist, werden sie wohl auch weiterhin ihren Senf dazu abgeben. Rösler wird erst Ruhe bekommen, wenn er möglichst erfolgreich in die Saison gestartet ist.