Dauerhöchststand bei den Studierendenzahlen Gewerkschaft schlägt Alarm – Zu wenig Studienplätze in NRW

Düsseldorf · Gerade für das Lehramt fehlen laut GEW Tausende Plätze an den überfüllten Unis. Es brauche mehr Geld für mehr Personal.

Viele Unis in Nordrhein-Westfalen sind schon randvoll, doch es fehlen laut Experten weitere Kapazitäten.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Zahl der Studierenden in Nordrhein-Westfalen ist auf einem Höchststand. Eine Entwicklung mit Schattenseiten – denn die Kapazitäten an den Hochschulen, insbesondere die Personalausstattung, sei nicht im gleichen Maß mitgewachsen, beklagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW. Die Folge sind jetzt schon volle Unis, laut GEW fehlen aber zudem Tausende Studienplätze im Land.

Mit fast 774.000 Studierenden war im Wintersemester 2018/2019 schon ein Höchststand erreicht, wie das Statistische Landesamt erst kürzlich mitteilte. Auf einer Pressekonferenz zum Start des aktuellen Wintersemesters sprach die parteilose Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen nun sogar von 782.000 Studenten. „Wir sind auf einem Rekordplateau“, sagte dazu Lambert T. Koch, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten und Rektor der Bergischen Uni in Wuppertal.

Das hat Auswirkungen vor Ort: Auf Nachfrage teilte die Wuppertaler Hochschule jetzt mit, ihre Auslastung liege bei 120 Prozent. An der Heinrich-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf stieg die Zahl der Studierenden zwischen 2016/2017 und dem aktuellen Wintersemester von 33.703 auf 36.263. In vielen Studiengängen muss deshalb ausgesiebt werden, etwa durch einen Numerus Clausus (NC). „An der HHU gab es in fast allen Fächern, die zulassungsbeschränkt sind, deutlich mehr Bewerber und Bewerberinnen als Plätze“, heißt es gegenüber dieser Zeitung. So kamen im Bachelorstudium Rechtswissenschaft auf einen verfügbaren Erstsemesterplatz zehn Bewerbungen, in der Betriebswirtschaftslehre 16 und in der Psychologie sogar 32 Bewerbungen. Eine Erfassung, wie viele Studienwillige in NRW ohne Platz bleiben, Kompromisse beim Fach eingehen oder weit zu ihrer Hochschule pendeln müssen, gibt es nicht.

GEW-Geschäftsführer sieht „dramatische Fehlsteuerung“

Michael Schulte, Geschäftsführer der GEW in NRW, ist dennoch sicher: „Es gibt eine in Teilen dramatische Fehlsteuerung.“ Das werde im Bildungsbereich überdeutlich, wo Tausende Studienplätze für angehende Lehrer fehlten, insbesondere für Sonderpädagogen und Grundschullehrer. In Siegen liege der NC für Letztere bei 2,3, im Ruhrgebiet zum Teil mit 1,2 aber „absurd hoch“, so Schulte. „Es kann nicht sein, dass junge Menschen abgehalten werden, ein Studium in Fächern aufzunehmen, in denen Mangel herrscht“, bekräftig Kenneth Rösen, GEW-Referent für Schule und Bildung. Was nicht nur für den Lehrermangel gilt, so Schulte: „Das wird in anderen Bereichen genauso sein.“

Die Unis haben für ihre Kapazitätsberechnung einen engen gesetzlichen Rahmen. „Die Zahl der anzubietenden Studienplätze richtet sich dabei, so wollen es die gesetzten Regeln, nach der vorhandenen personellen Kapazität und, in geringerem Maße, auch nach der Zahl der Bewerbungen im vorangegangenen Jahr“, so eine Sprecherin der Wuppertaler Uni. Schon jetzt gebe es teils eine „desaströse Betreuungssituation“, sagt GEW-Geschäftsführer Schulte. „Da muss das Land stärker seiner Pflicht nachkommen.“