Helge Hesse liest im Goethe-Museum Provinzstadt mit Strahlkraft

Düsseldorf · Helge Hesse erzählt in seinem Weimar-Buch von einem Ort großer Persönlichkeiten.

Helge Hesse liest am Mittwoch aus „Ein deutsches Versprechen – Weimar 1756–1933“.

Helge Hesse liest am Mittwoch aus „Ein deutsches Versprechen – Weimar 1756–1933“.

Foto: Josi Hesse

„Mit Büchern über Goethe, Schiller und Weimar könnte man ein ganzes Haus vollstopfen“, sagt der Schriftsteller Helge Hesse. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, selbst ein Buch über diese Stadt und ihre berühmten Söhne und Töchter zu schreiben. Ganz im Gegenteil: Für die Recherche habe er wahnsinnig viel gelesen und haufenweise Bücher gekauft, teilweise wunderschöne antiquarische Bände. Der Ansatz von Hesse, dessen Buch „Ein deutsches Versprechen – Weimar 1756–1933“ im Oktober 2023 erschienen ist, ist aber ein anderer. „Ich wollte nicht eine Geschichte Weimars schreiben. Das gibt es schon oft“, sagt er. „Ich wollte es anders machen.“

In seinen Büchern beschäftigt sich Hesse damit, was es bedeutet, Mensch zu sein. Dabei kommt er oft vom Konkreten zum großen Ganzen. Hesse erklärt komplexe Zusammenhänge so anschaulich, dass sich das Lesen so spannend anfühlt, als habe man gerade einen Roman in der Hand und kein Sachbuch. Sein vorletztes Buch „Die Welt neu beginnen – Leben in Zeiten des Aufbruchs 1775–1799“ wurde mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet. In seinem aktuellen Werk „Ein deutsches Versprechen“ geht es vor allem um die Persönlichkeiten, die nicht nur Weimar, sondern ganz Deutschland geprägt haben.

Nach dem Erfolg von „Die Welt neu beginnen“ wird die Klassik-Stiftung Weimar auf den Autor aufmerksam, der in Düsseldorf lebt. Anlässlich der Sanierung des Stadtschlosses schreibt er ein kurzes Büchlein über dessen Geschichte. „Bei der Recherche wurde mir klar, dass Weimar sehr viel von Deutschland abbildet“, erzählt Hesse:: „Im Guten wie im Schlechten.“ Denn Weimar steht eben nicht nur für die Weimarer Republik, Goethe, Schiller und Bauhaus. Nur wenige Kilometer entfernt liegt auch die Gedenkstätte Buchenwald.

In Thüringen hatten die Nationalsozialisten ihre erste Regierungsbeteiligung, in Weimar hatte man außerdem versucht, den seit 1925 staatenlosen Adolf Hitler einzubürgern. Dieser verzichtete allerdings darauf. „Man konnte deutscher Staatsbürger werden, indem man verbeamtet wurde“, so Hesse: „Die Stelle als Kommissar, die man ihm angeboten hatte, war Hitler aber zu piefig.“ Im Gespräch war auch, dass Hitler eine Stelle an der renommierten Kunsthochschule bekam, doch das klappte ebenfalls nicht.

Im Epilog behandelt Hesse auch dieses Kapitel Weimars. „Ein Versprechen ist ja nicht unbedingt nur etwas Gutes“, sagt er: „Der Titel soll auch provozieren.“ Weimar, das ist ein kleiner Ort mit einer großen Geschichte. Weimar wurde nie zur Metropole und prägte doch die deutsche Kultur. „Es bleibt der Blick auf all das, was Weimar als Ort in der Welt noch immer inspiriert“, schreibt Hesse: „In der Gestalt von Alltagsgegenständen, in den Konzepten der deutschen Band Kraftwerk, in Zitaten des Triadischen Balletts, bei David Bowie und Madonna.“ Interessante Menschen ziehen andere interessante Menschen an. Und sie machen einen Ort zu dem, was er ist.

Info Mittwoch, 17. April, 19.30 Uhr, Goethe-Museum; Tickets: Buchhandlung Bolland & Böttcher, telefonisch unter 0211 6913571 oder per E-Mail an ­­info@­­bollandundboettcher.de.