Handball Handball-Chef über Missbrauch: „Haben strukturelles Problem“

Berlin · Seit zwei Jahren gibt es massive Vorwürfe gegen den Handball-Trainer André Fuhr. Die Aufarbeitung droht aber vor Gericht zu scheitern. Das ärgert den Präsidenten des Deutschen Handballbundes.

DHB-Präsident Andreas Michelmann.

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Der deutsche Handball-Präsident Andreas Michelmann ist sauer darüber, dass sich die massiven Machtmissbrauchs-Vorwürfe gegen den Handball-Trainer André Fuhr so schwer aufklären lassen. „Natürlich haben wir ein strukturelles Problem. Wir sehen Fälle bei der katholischen Kirche, in der Schule und im Sport - überall da, wo Personen eng in Kontakt mit jungen Menschen stehen und wo es eigentlich ein besonderes Vertrauensverhältnis geben sollte. Und überall wird das Thema weggeredet“, sagte der Chef des Deutschen Handballbundes (DHB) dem Berliner „Tagesspiegel“.

„Wenn wir wollen, dass die Eltern ihre Kinder weiter den Vereinen anvertrauen, müssen wir dafür sorgen, dass solche Fälle und begünstigende Faktoren umfassend aufgeklärt werden“, befand Michelmann weiter.

Mehrere Spielerinnen werfen dem früheren Bundesliga- und deutschen U20-Nationaltrainer Fuhr Machtmissbrauch und emotionale Gewalt vor. Der DHB und sein damaliger Club Borussia Dortmund trennten sich nach Bekanntwerden der Anschuldigungen von dem 53-Jährigen. Eine Kommission sollte die Anschuldigungen aufarbeiten.

Handball-Trainer André Fuhr

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Nationalspielerinnen: Thema wurde totgeschwiegen

In der vergangenen Woche urteilte aber bereits ein zweites Gericht, dass der Handball-Verband zur Aufarbeitung der Vorwürfe keine externe Kommission einsetzen dürfe. Dies sei in der Verbandssatzung nicht vorgesehen. Nach Angaben von Michelmann prüft das DHB-Präsidium noch eine mögliche Berufung gegen dieses Urteil.

Die beiden Nationalspielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger hatten die Vorwürfe 2022 öffentlich gemacht. Sie warfen dem DHB erst in der vergangenen Woche in einem „Spiegel“-Interview vor, dass das Thema auch innerhalb der Nationalmannschaft „totgeschwiegen“ wurde.

Dafür äußerte Michelmann nun Verständnis. „In dem Bestreben, uns nicht einzumischen und in Anbetracht des bevorstehenden nächsten Wettkampfes, ist der Austausch mit den Spielerinnen und der Mannschaft vor den Olympischen Spielen vielleicht aus Sicht der Betroffenen zu kurz gekommen. Im Nachhinein hätten wir das besser lösen können“, sagte er.

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(dpa)