Vor dem „Ignition"-Konzert Der japanische Hans Zimmer in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Symphoniker unter Gordon Hamilton spielen im Konzert in der Tonhalle den Soundtrack zur Zeichentrickserie „Attack on Titan“.

Postermotiv mit Gordon Hamilton für das Konzert.

Foto: Tonhalle/Grand Quest

(ande) Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Die Menschheit – oder das, was von ihr übrig ist – lebt hinter gewaltigen Mauern. Es sind Schutzwälle, denn die Welt außerhalb wird von riesigen Titanen beherrscht, die anscheinend nur ein Ziel haben: Menschen zu fressen. Doch ein junger Mann begehrt auf. Er will einem Aufklärungstrupp beitreten, um die Riesen zu besiegen und die Welt zu retten.

„Attack on Titan“ heißt diese düstere Fiktion aus einem japanischen Comic, die in der Tonhalle jetzt einem Jugendkonzert der Reihe „Ignition“ den Titel gibt. Am Mittwoch, 4. September, um 18 Uhr spielen die Düsseldorfer Symphoniker unter der Leitung des Australiers Gordon Hamilton den orchestral geprägten Soundtrack zur gleichnamigen Zeichentrickserie (Anime), der viel zum Kult um sie beiträgt. Die Fans in Asien, Europa und Amerika sind sich einig: Hiroyuki Sawano, 1980 in Tokio geboren, ist ein Meister, der mit Klängen neue Welten erschafft. Manche nennen ihn gar den japanischen Hans Zimmer. Gewohnt einfallsreich verbindet Hamilton neue Klänge mit längst etabliertem Konzertrepertoire. Dabei tritt er selbst als Komponist in Erscheinung: Sein Stück „Upcycle“, erster Teil des jüngst vollendeten „Green Piece“ der Tonhalle Düsseldorf, wird eine weitere Aufführung erleben. Ironisches und Provokantes verspricht sein Orchesterwerk mit dem deftigen Titel „Die Welt am Arsch“, das mit Zitaten von Politikern spielt. Dabei kommt zum Beispiel Ronald Reagan zu Ehren („Mister Gorbatschow, tear down this wall!“). Hamilton reagiert auf seine Weise auf die Herausforderungen unserer Zeit. Ein Meister der Ironie war auch Dmitri Schostakowitsch, aus dessen letzter Sinfonie (Nr. 15) der erste Satz erklingt. Knapp 20 Jahre nach Stalins Tod entstanden, hat dieses Werk den Schalk nur so im Nacken. Ins Groteske verzerrt, spukt das Galoppmotiv von Rossinis „Wilhelm Tell“ durch den ersten Satz, einem Allegretto. Das klingt übermütig, aber immer wieder mischt sich auch Sarkasmus in den Spaß. Gleichwohl soll das Konzert optimistisch ausklingen, und zwar mit einer Suite von John Williams. Seine Musik zum Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ soll daran erinnern, dass Zuhören und Verstehen letztlich zu einem guten Ende führen.