Forderungen aus Neuss IHK will Fortschritte bei Frings-Brücke
Neuss · Die Ablastung der Kardinal-Frings-Brücke stellt Unternehmen in der Region vor massive Herausforderungen. Deshalb mahnen Wirtschaft und Politik zur Eile und wollen das Großprojekt beschleunigen. Doch wie realistisch ist das Vorhaben?
Für die Neusser Wirtschaft endete das vergangene Jahr mit einem Schock. Denn die Ablastung der Kardinal-Frings-Brücke auf 7,5 Tonnen maximales Fahrzeuggewicht kam für den Hafenverkehr, die Landwirtschaft und weiteren Unternehmen aus der Region einer Vollsperrung gleich. Seit Oktober müssen nach Schätzungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein demnach 4400 Fahrzeuge einen Umweg von mindestens zwölf Kilometern fahren. Das sei nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine ökologische Belastung, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz betont. Hinzu kommt, dass die Fleher Brücke – über welche die aktuelle Ausweichroute führt – ebenfalls marode ist und ab 2029 neu gebaut werden soll. Es ist also Eile geboten.
In diesem Punkt seien sich alle einig, wie Steinmetz nach einem gemeinsamen Treffen des IHK-Präsidiums und der Landtagsabgeordneten aus Krefeld, Mönchengladbach, dem Rhein-Kreis Neuss und dem Kreis Viersen berichtet. Doch von Eile könne angesichts des aktuellen Zeitplans keine Rede sein. Die Sanierung der Bestandsbrücke soll zwar bis zum Beginn der Landesgartenschau in Neuss im April 2026 abgeschlossen sein, bis zur Fertigstellung der neuen Brücke können aber noch zwölf bis 15 Jahre vergehen.
Steinmetz sieht nicht nur Politik und Ministerien in Verantwortung
Angesichts dieser Zeitspanne fordert Steinmetz mehr Initiative von allen Beteiligten: „Wir müssen weg vom normalen Trott. Wir müssen jetzt schneller agieren“, appellierte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Sowohl die Mitglieder des Landtags als auch das IHK-Präsidium waren einer Meinung, dass nicht nur die Politik und die Ministerien, sondern auch die nachgeorderten Behörden in der Pflicht seien, Prioritäten zu setzen und für Geschwindigkeit im Prozess zu sorgen. Gemeinsam möchten sie bei NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst dafür werben, dass der benötigte Ersatzbau zum Vorzeigevorhaben in Sachen Geschwindigkeit von Planungs- und Genehmigungsverfahren wird. Doch was heißt das konkret? Laut Steinmetz sind verschiedene Optionen zur Beschleunigung denkbar: Beispielsweise könnte der Zeitraum für eine vorgeschriebene Bürgerbeteiligung verkürzt werden oder verschiedene Maßnahmen parallel ablaufen. Wie viel Zeit sich dadurch einsparen lässt, kann Steinmetz noch nicht beziffern. Aber: „Es lohnt sich, für alles zu kämpfen, was dazu beiträgt, dass wir die vorausgesagten zwölf bis 15 Jahre begrenzen“, so der Hauptgeschäftsführer.
Ein Rechtsgutachten soll nun Klarheit verschaffen. Darin sollen die Möglichkeiten, welche Gesetzgeber und Ausführende zur Beschleunigung des Prozesses haben, aufgeführt werden. Aktuell sei man zwar noch in der Abstimmung mit allen Beteiligten – darunter Minister Krischer, Straßen.NRW und der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und bau (Deges) GmbH –, in den nächsten Wochen solle jedoch bald eine Beauftragung erfolgen, so Steinmetz.
Doch wie realistisch ist eine solche Beschleunigung des Bauvorhabens überhaupt? Mit Blick auf den neuen Teil der A1-Rheinbrücke in Leverkusen, dessen Bau knapp sechs Jahre gedauert hat, ist Kreistagsabgeordneter Thomas Klann (CDU) zuversichtlich. Dass ein Neubau der Kardinal-Frings-Brücke nicht innerhalb von zwei Jahren möglich ist, sei allen klar. Aber bis zu zwölf Jahre muss es Klann zufolge nicht dauern. „Wenn alle Stakeholder willens sind und die Ressourcen zur Verfügung stehen, bin ich überzeugt davon, dass ein Neubau auch in der Hälfte der Zeit machbar wäre“, so der CDU-Experte für Verkehr und Mobilität. Und auch an einer Priorisierung dieses Projekts sollte es dem Abgeordneten zufolge nicht scheitern. Denn: „In der Politik und Wirtschaft gibt es keine zwei Meinungen“, so Klann. Demnach verfolgen alle dasselbe Ziel: Und zwar die möglichst schnelle Instandsetzung einer wichtigen Ost-West-Verbindung, die auch für die Wirtschaft über die Region hinaus von großer Bedeutung ist.